29. April 2016
Head of Lipper EMEA Research

Nachhaltige Investments auch mit ETFs

Anders als in vielen anderen Bereichen der Fonds- und Vermögensverwaltungsindustrie ist der Trend zu nachhaltigen Investments bisher noch nicht wirklich bei Anbietern von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) angekommen. Aktuell scheint sich dies zu ändern, ETFs auf nachhaltige Investments werden immer öfters auf dem Markt lanciert.

Ob diese ETFs von den Anlegern angenommen werden, bleibt abzuwarten, denn gerade bei nachhaltigen und/oder ethischen Investitionen spielen die persönlichen Präferenzen der Anleger eine große Rolle. Diese individuellen Wünsche lassen sich aber in der Regel nicht mit breiten Ansätzen, wie dem häufig für die Indexkonstrukton verwendeten „Best-in-Class-Ansatz“ umsetzen, da diese nicht auf individuelle Ansprüche eingehen können und der Begriff der Nachhaltigkeit für viele Investoren hier zu allgemein erfasst wird, wodurch die entsprechenden Produkte, aus deren Sicht, ungeeignet sind.

Wachstumsfeld nachhaltige Investments

Da der Trend in Richtung nachhaltiger Kapitalanlagen von immer mehr Investoren adaptiert wird, muss die ETF-Industrie und vor allem die Indexanbieter nach Wegen suchen, um von diesem Trend profitieren zu können um sich so einen weiteren Wachstumsmarkt erschließen zu können.

Ein Beispiel für den Einsatz dieser „neuen“ Daten ist der Kohlendioxidausstoss (CO2-Ausstoss) eines Unternehmens, der von dem Indexanbieter MSCI für die Konstruktion von nachhaltigen Indizes genutzt wird. Für die Investoren ist dies eine transparente Variante der Indexkonstruktion, denn die CO2-Emission eines Unternehmens haben einen direkten Einfluss auf die Umwelt und können von dem Indexabieter auf Basis eines standardisierten Reportings (UN Global Compact) ermittelt und auf Branchenebene verglichen werden. Zwar gibt es auch an diesem Ansatz verschiedene Kritikpunkte, insbesondere da bei einem solchen Ansatz andere Aspekte der Nachhaltigkeit vernachlässigt werden. Dennoch scheint die Berücksichtigung der Kohlendioxidemissionen aufgrund der Transparenz der Kriterien zur Indexkonstruktion geeignet und von den Investoren akzeptiert zu sein.

Dementsprechend gibt es mittlerweile nicht nur aktiv gemanagte Fonds, die sich dem Thema Klimawandel, beziehungsweise Climate Change widmen, sondern auch Indizes und entsprechende ETFs, in denen die Titel anhand ihrer CO2 Emissionen gewichtet werden. Die Akzeptanz dieses Ansatzes ist dabei nicht nur mit der Transparenz des Ansatzes zu begründen, es scheint auch so zu sein, das die Investoren das Thema Klimawandel verstehen und sehen, das sie es mit einem CO2-Ansatz ohne großen Aufwand in ihrem Portfolio umsetzen können.

Nachhaltige Investments als Thema für Smart-Beta?

Aufgrund der Möglichkeiten, die sich durch die Einbeziehung von nicht bilanziellen Daten in die Gewichtung der Aktien ergeben, bietet sich das Thema Nachhaltigkeit meiner Ansicht nach besonders für die sogenannten „Smart-Beta“ ETFs an. Denn gerade bei diesen Fonds und den entsprechenden Indizes suchen die Produkentwickler immer nach Kennzahlen und anderen Kriterien, mit denen sie einen Index entwickeln können, der im Vergleich zu einem marktkapitalisierungegewichteten Index, einen potentiellen Mehrertrag erzielen könnte. So könnten die Anbieter zum Beispiel die drei Faktoren E (Environmental = Umwelt), S (Social = Soziales) und G (Governance = Unternehmensführung) aus dem sogenannten ESG-Investing als einzelne Kriterien nutzen, um entsprechende Indizes zu kreieren.

Insgesamt erscheint es sinnvoll, dass die ETF-Branche den Megatrend nachhaltige Investments adaptiert. So können die ETF-Anbieter mit ihren Produkten eine große Zahl von Anlegern schnell erreichen, wenn die angebotenen Fonds deren Vorstellungen entsprechen. Damit könnte die ETF-Industrie den Megatrend Nachhaltigkeit nutzen, um ihr zukünftiges Wachstumspotenzial zu sichern.

Über den Autor:

Detlef Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse für sowohl das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.