30. Januar 2021
Ist der Nasdaq 100 noch attraktiv für Privatanleger?

Nasdaq 100: Goldenes Jahrzehnt voraus – oder gigantische Blase?

Letztes Jahr hat der Nasdaq 100 stark performt. Doch lohnt es sich, auf dem aktuellen Niveau noch in den Index zu investieren? Wie sind die Aussichten für die 2020er-Jahre? Überwiegen die Chancen oder die Risiken? 

Seit Jahren ist der Nasdaq-100-Index ein Garant für eine ausgezeichnete Performance. Wer früh genug das Potenzial des Technologie-Index erkannte und 2010 in einen Nasdaq-ETF investierte, kann sich über eine Rendite von fast 700 Prozent freuen. Damit bringt der Nasdaq 100 mehr als das Doppelte an Performance auf die Waage als beispielsweise der S&P 500.

Insbesondere in 2020 lief es mehr als rund für den Index. Seit seinem Corona-Tief am 20. März hat der Nasdaq 100 innerhalb von sechs Monaten knapp 90 Prozent an Wert hinzugewonnen. Kein Wunder also, dass sich immer mehr ETF-Anleger auf unserem Anlegerportal extraETF.com über den Nasdaq 100 informieren.

Doch viele stellen sich angesichts der rasanten Kurszuwächse die berechtigte Frage, ob es sich noch lohnt, in den Index zu investieren? Kritiker warnen immer wieder davor, dass Tech-Aktien bereits viel zu heiß gelaufen seien. Schließlich liegt das durchschnittliche KGV des Index aktuell bei rund 30. Zum Vergleich: Der historische Mittelwert des S&P 500 liegt bei 15. Zudem fehlt dem Index die sogenannte Marktbreite. Das bedeutet, dass die Performance eines Index im Wesentlichen von allen Titeln gleichermaßen getragen wird. Das ist im Nasdaq 100 nicht der Fall.

Vorsicht: Klumpenrisiken und fehlende Marktbreite in dem Tech-Index

Hier haben in den vergangenen Jahren insbesondere die zehn größten Aktienpositionen des Index (u.a. Apple, Amazon, Tesla & Co.) einen Großteil zur Performance beigetragen. Mit der Konsequenz, dass die Top-10-Positionen mittlerweile 55 Prozent des gesamten Indexgewichts auf die Waage bringen.

Ist es also ratsam, jetzt noch einzusteigen? Schafft es der Nasdaq 100, den hohen Erwartungen gerecht zu werden? Steht Anlegern, die auf den Nasdaq 100 setzen, ein ähnlich goldenes Jahrzehnt bevor wie in der abgelaufenen Dekade? Oder ist der Index bereits viel zu heiß gelaufen? Handelt es sich womöglich gar um eine gigantische Tech-Blase, die schon bald zu platzen droht? Erleben wir die Dotcom-Blase 2.0? In diesem Artikel finden Sie einige gute Argumente dafür, dass der Nasdaq 100 ETF-Anlegern höchstwahrscheinlich auch in den 2020er-Jahren noch viel Freude bereiten wird.

Tipp: Mit den Tools und Funktionen von extraETF haben Sie Ihr Depot stets im Blick und können es perfekt analysieren.

Plattformen – the winner takes it all

Digitale Plattformen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Geschäftsmodell, das mehr und mehr unsere Marktwirtschaft beherrscht. Laut McKinsey werden Plattformen im Jahr 2025 bereits 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung ausmachen, fast 60 Billionen Dollar. Microsoft, Amazon, Apple, Alphabet, Facebook, Adobe, Netflix – sieben der zehn aktuell wertvollsten Firmen im Nasdaq 100 sind Plattformen. Und es sind noch mehr in dem Tech-Index vertreten. Auch Paypal, Booking.com, Baidu, Expedia, JD.com, Splunk und viele mehr arbeiten mit diesem Erfolgsmodell. „Es geht hier nicht um ein tolles Produkt, das den Unterschied macht, sondern um das Geschäft an sich“, sagt der Digitalexperte Holger Schmidt. Denn: Plattformen unterliegen einer ganz eigenen Logik, die ihnen enorme Wettbewerbsvorteile beschert.

Der Hintergrund ist schnell erklärt. Digitale Plattformen profitieren vom sogenannten Netzwerkeffekt. Kurz gesagt: Je mehr Nutzer und Konsumenten sich auf den Plattformen tummeln, desto mehr Produzenten und Werbetreibende stellen ihr Angebot dort ein – und umgekehrt. Das bedeutet: Je mehr Nutzer die Plattform nutzen, desto nützlicher wird sie – und damit auch umso wertvoller. Das verlangt anfangs zwar nach hohen Investitionen ins Marketing und in die technische Infrastruktur, bedeutet später allerdings die Lizenz zum Gelddrucken.

Denn über Werbung (Facebook, Google), Abo-Modelle (Microsoft, Netflix) oder Transaktionsgebühren (Amazon, Apple) können die Plattformbetreiber ihre Reichweiten perfekt zu Geld machen. Hinzu kommt: Es erscheint nur schwer vorstellbar, dass die Tech-Giganten in den kommenden Jahren von Wettbewerbern verdrängt werden. Im Plattformkapitalismus gilt das Prinzip: „The winner takes it all“!

Big Data – der Rohstoff Nummer eins

Experten gehen davon aus, dass sich die jährlich weltweit generierte Datenmenge von 2018 bis 2025 von 33 auf 175 Zettabyte mehr als verfünff acht. Ein Zettabyte entspricht einer Billiarde Gigabyte oder – etwas anschaulicher beschrieben – rund 700 Milliarden Blue-Rays. Diese würden in einer Reihe gestapelt zweimal rund um die Erde passen. Gleichzeitig schnellen auch die Umsätze mit Big-Data-Lösungen in die Höhe.

Der Grund: Daten sind mittlerweile der wichtigste Rohstoff dieser Welt. Sie sind der Schmierstoff der Wirtschaft 4.0, sozusagen das neue Öl. Nur mit dem Unterschied, dass dieser Rohstoff exponentiell zunimmt und nicht nach und nach versiegt. Für die Tech-Konzerne im Nasdaq 100 bedeutet das enormen Rückenwind – und die Möglichkeit, mit den angehäuften Datenschätzen weitere Geschäftsmodelle auszurollen. Der Aufbau von IT- und Datenkompetenz ist einer der zentralen Erfolgstreiber dafür.

Künstliche Intelligenz (KI), das Internet der Dinge oder Cloud-Computing – all diese Technologien basieren auf dem Phänomen Big Data. Hier sind bereits milliardenschwere Märkte entstanden, in denen insbesondere die Nasdaq-100-Konzerne bestens positioniert sind. Die Börse spendet Applaus und belohnt die Fantasie auf künftige „Moonshots“ mit satten Kursaufschlägen. Laut dem Plattformexperten Hamidreza Hosseini sind die Bewertungen der Techies dafür jedoch auch rund vier- bis achtmal höher als in klassischen Branchen. In Abschwungphasen ist das Rückschlagspotenzial bei Aktien aus dem Nasdaq 100 also um einiges höher als bei defensiven Titeln.

Nullgrenzkosten – die Logik des Profits

Mit Grenzkosten bezeichnen Ökonomen die Kosten, die für jede zusätzlich produzierte Einheit eines Guts anfallen. Wenn die Grenzkosten gleich null sind, kann man demnach quasi kostenlos produzieren, sobald die Fixkosten gedeckt sind. Dieser Logik unterliegen insbesondere Technologie-Firmen. Damit grenzen sich die Geschäftsmodelle von Facebook oder Google deutlich von den Geschäftsmodellen der Old Economy ab. Während bei Industriegütern die Grenzkosten erst bei großen Produktionsmengen langsam sinken, ermöglichen es digitale „Null-Grenzkosten- Produkte“ bereits bei geringen Ausbringungsmengen, die Gewinnschwelle zu erreichen – und das bei einer nahezu unendlichen Skalierbarkeit.

Das führt dazu, dass Tech-Konzerne mit viel höheren Gewinnmargen operieren als klassische Industriefi rmen. Denn: Quasi-Monopolisten wie Facebook, Alphabet oder Adobe zeichnen sich nicht nur durch stark steigende Umsätze aus, sondern auch durch operative Margen von 30 Prozent und mehr. Zum Vergleich: Der Premium-Autobauer BMW ist froh, wenn er in guten Zeiten zehn Prozent Marge verdient.

Tipp: Mit unserem Indexleitfaden NASDAQ 100 ETFs können Sie sich zusätzlich zum Thema informieren.

Das müssen Sie beachten bei einer Investition in den Nasdaq 100

Nasdaq-Kritiker monieren nicht nur das Klumpenrisiko des Index. Oftmals wird auch vorgebracht, dass man mit diesem Index lediglich in US-Tech-Aktien investiere. Der Fakt stimmt, das Argument wiederum ist zumindest fragwürdig. Denn der Fokus auf den Firmensitz versperrt die Sicht auf die wesentlich relevantere Frage: Wo verdienen die Unternehmen ihr Geld? Die regionale Erlösverteilung in der Bilanz sorgt letztlich für die Diversifizierung – zumindest auf Unternehmensebene. Abgesehen davon kommen nach einer Untersuchung der Digitalberatung Ecodynamics 67 der 100 größten Plattformen weltweit aus den USA. Nur 27 stammen aus dem Asien-Pazifik-Raum und nur drei aus Europa.

Dennoch sollten ETF-Anleger, die in den Nasdaq 100 investieren, noch einen zweiten oder dritten ETF mit Tech-Fokus beimischen. Anregungen für passende Produkte finden Sie auf unseren Themenseiten auf extraETF.com unter dem Reiter ETF-Suche. Doch Vorsicht! Es nützt nichts, einen weiteren ETF ins Portfolio hineinzunehmen, der ebenfalls ein sehr großes Gewicht an Firmen wie Apple, Amazon & Co. aufweist. Der Gesamtanteil an Tech-Titeln innerhalb des Portfolios sollte nicht zu groß werden, und das Gewicht von bestimmten Einzeltiteln erst recht nicht. Man muss jedoch beim Nasdaq 100 auch mit heftigen Rücksetzern rechnen und einen langen Atem mitbringen.

Mit diesen ETFs können Sie in den Nasdaq 100 investieren

Fazit

Die langfristigen Aussichten der Tech-Firmen, die in dem Nasdaq 100 gelistet sind, sind positiv. Dafür sorgen zwei Dinge. Einerseits die Digitalisierung als nachhaltiger Megatrend und andererseits die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten von Plattformen und technologiebasierten Geschäftsmodellen. Insofern eignet sich ein Nasdaq-ETF für jeden langfristig orientierten Anleger. Doch Vorsicht vor Klumpenrisiken! Viele Top-Positionen in den Nasdaq-100-ETFs sind auch in anderen Indizes wie dem MSCI World stark vertreten.

Ein Beispiel-ETF von iShares