1. Januar 2022

New Energy – diese ETFs profitieren von dem Megatrend

Der Bereich New Energy ist ein riesiger Wachstumsmarkt. Für Anleger ergeben sich vielfältige Chancen. Wir zeigen dir, welche Branchen Potenzial bieten – und mit welchen ETFs du mitverdienen kannst.

Fast 4.000 Seiten. So umfangreich ist der erste Teil des neuen Berichts des UN-Klimarats IPCC. Der Report erscheint vor dem Hintergrund dieses Sommers mit seinen Flutkatastrophen, Waldbränden und Hitzewellen dringlicher denn je. Der menschengemachte Klimawandel ist nicht mehr zu leugnen. Im Best-Case-Szenario ist dem IPCC-Bericht nach „sehr wahrscheinlich“ noch eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,0 bis 1,8 Grad bis zum Jahrhundertende zu schaffen. Nötig dafür sind allerdings nicht nur sofortige, radikale Emissionsminderungen, sondern auch die künftige gezielte Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre.

Das ist es, was uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten beschäftigen wird, die Anpassung an die Klimaänderungen. Neue klimaschonende Energien (New Energy) müssen her, ebenso die Mobilitätswende, ganze Industrien müssen neu gedacht werden. Auch die Infrastruktur muss für künftige Extremwetter-Ereignisse gerüstet werden. Die Transformation verschlingt viel Geld und birgt Risiken. Viele Unternehmen aber sind interessiert, von diesem Kuchen ein Stück abzubekommen. Für Anleger eröffnet sich ein großes Feld an Möglichkeiten, an dem Megatrend New Energy mitzuverdienen.

Tipp: Die neue Ausgabe vom Extra-Magazin ist da: Alles gratis – ETFs, Aktien und Depots für 0 Euro.

iShares und die Energiewende

Der Kampf gegen die Erderwärmung ist das politische Top-Thema schlechthin und wird es auch lange Zeit bleiben. Ein globaler Kraftakt ist notwendig, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad Celsius zu begrenzen, zu erreichen. Die Welt muss an einem Strang ziehen, und das auf Jahrzehnte. Für Anleger wird dies nicht ohne Folgen bleiben. Denn es gilt, die Portfolios mit Blick auf die Klimabedrohung neu zu justieren. Rund 80 Prozent des weltweiten Börsenkapitals bergen laut der Schweizer Privatbank Globalance ein Erderwärmungspotenzial von über zwei Grad. In einer Welt, in der das Klimagas CO2 einen Preis bekommt, der stetig steigt, werden diese Firmen früher oder später ein Problem bekommen.

In der Anlageindustrie stehen weniger die Risiken als die Chancen im Fokus. „Wenn man bedenkt, dass die Marktkapitalisierung von Clean-Tech-Unternehmen im Jahr 2020 um eine Milliarde Dollar zugenommen hat, während die Marktkapitalisierung von Öl- und Gasunternehmen um 680 Milliarden Dollar geschrumpft ist (WEF, 2021), dürfte der jüngste Klimabericht der UN sicherlich die ohnehin schon lebhafte Nachfrage nach Investitionslösungen für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel verstärken“, sagtChristopher Kaminker, Portfoliomanager bei PGIM Fixed Income.

Folgt man dem Experten, dürfte der Markt für New Energy über Jahre und Jahrzehnte attraktive Wachstumschancen bieten. Durch eine Investition in ETFs zum Thema Clean Energy können Anleger auf eine breite Palette von Unternehmen zugreifen, die sich die Dekarbonisierung auf ihre Fahnen geschrieben haben. Einer der bekanntesten dieser Gattung ist der iShares Global Clean Energy ETF (WKN: A0MW0M). Aktuell enthält der ETF mehr als 80 Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energieträger. Da die globale Energiewende schon begonnen hat, bietet die von Lieferengpässen und höheren Kapitalmarktzinsen mitverursachte Korrektur des Sektors eine Einstiegschance.

Brandneuer Solar-ETF

Der Klimabericht der UN zeigt vor allem eines auf: Nur mit einem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien können die Klimaschutzziele erreicht werden. Der Weg dahin ist ambitioniert: 90 Länder, die 80 Prozent der weltweiten Weltwirtschaftsleistung repräsentieren, haben sich inzwischen zu Netto-Null-Zielen verpfl ichtet. Bis 2050 soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden. Als Zwischenziel bis 2030 wird mit dem EU-Klimaschutzgesetz eine Reduktion der CO2-Emissionen von bis zu 60 Prozent angestrebt. China hat einen Fünf-Jahres-Plan auf den Weg gebracht, mit dem Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2060. Die USA wollen bis 2050 emissionsfrei sein.

Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass 2030 pro Jahr rund fünfmal so viele Solaranlagen gebaut werden wie jetzt. Ab 2023 erwartet die IEA jährliche Kapazitätszuwächse von 165 Gigawatt. Laut Philipp Busler, Senior- Portfoliomanager bei der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung, hat die Solarbranche vor diesem Hintergrund in den nächsten Jahren beste Perspektiven. „Aufgrund der jüngsten Wetterextreme wie Dürren, Überflutungen, Stürme und Hitzewellen und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Menschheit ist das Thema New Energy voll im Trend und nimmt sogar eher noch an Fahrt auf“, sagt Busler.

Wer im im Bereich New Energy nicht auf schwankungsfreudige Einzelwerte setzen will, greift zu einem breit aufgestellten ETF, der Solaraktien abbildet, wie etwa dem HANetf Solar Energy UCITS ETF (WKN: A3CPGF). Der ETF ermöglicht Anlegern den Zugang zu 46 Unternehmen aus dem Bereich der Solarindustrie weltweit. Das Produkt ist erst im Juni 2021 aufgelegt worden, das Fondsvolumen mit gut 3,8 Millionen Euro noch entsprechend gering.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst.

New Energy: Dem Klimaschutz verpflichtet

Nach Schätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) werden Investitionen in Höhe von 50 bis 100 Billionen US-Dollar benötigt, um bis 2050 das Netto-Null-Ziel, also die Klimaneutralität, zu erreichen. Analyst Busler von der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung ist überzeugt: „Aufgrund der gewaltigen Investitionsprogramme, die zu erwarten sind, dürften Unternehmen im Nachhaltigkeits- und Clean-Energy-Sektor stark davon profitieren.“

Doch nicht nur die Konjunkturpakete sind Treiber des Booms. Auch auf der Kostenseite hat sich in den vergangenen zehn Jahren einiges getan. Analog zu technologischen Fortschritten und einer höheren Ausbeute sanken die Kosten, und das teils massiv um 80 bis 90 Prozent in dem Zeitraum. Wind- und Solarenergie zählen oftmals zu den günstigsten Anbietern von Energie in einem bestimmten Markt. Das ist ein entscheidender Faktor: Die Unternehmen sind nicht mehr von staatlichen Subventionen abhängig, das Geschäftsmodell im Bereich der Nachhaltigkeit trägt sich vielerorts selbst. „Turbinenbauer profitieren seit Jahren von vollen Auftragsbüchern. Solarparkbetreiber erzeugen grünen Strom und Wasserstoff zählt zu den Rockstars der sauberen Energieträger“, sagt Petra Ahrens, Vorstand der MAIESTAS Vermögensmanagement.

Insofern sieht die Expertin die jüngsten Schwankungen in der Branche auch gelassen. „Die Finanzmärkte zeigen oft, dass vor einem soliden und fundamental langfristigen Trend ein Hype steht“, sagt Ahrens. Viele der Trendunternehmen hätten im vergangenen Jahr exorbitante Renditen erlebt. „Solche klaren Überhitzungen sollten Anleger mit Gelassenheit beobachten und Rücksetzer zum Einstieg oder zur Verbilligung nutzen. Denn eines muss uns allen klar sein: Dieser Trend wird uns die kommenden Jahrzehnte begleiten und es wird ausreichend Chancen zum Einstieg geben.“

ETFs zum Thema Klimawandel investieren in Unternehmen, die sich zur Energiewende verpflichtet haben, etwa über festgelegte Klimaziele. Der Lyxor S&P Europe Paris-Aligned Climate (EU PAB) (DR) UCITS ETF – Acc (WKN: LYX05K) beispielsweise ermöglicht es Anlegern, in große und mittelständische Unternehmen aus Europa zu investieren, die im Einklang mit den Klimazielen der EU und des Pariser Klimaschutzabkommens stehen. Es werden Unternehmen ausgeschlossen, die in den Bereichen Kohle, Tabak oder Waffen aktiv sind oder Umweltziele der EU und gesellschaftliche Normen verletzen.

Tipp: Mit dem extraETF Finanzmanager kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher.

E-Mobilität als Treiber

Volkswagen fährt allen davon: Was technische Neuerungen angeht, macht den Wolfsburgern kein Wettbewerber was vor, nicht einmal der viel gepriesene Elektro-Pionier Tesla: Im aktuellen Innovationsrankings des Center of AutomotiveManagement (CAM) erreichte VW Platz eins, noch vor Daimler.

Von insgesamt 654 technologischen Innovationen wurden 67 dem 11-Marken-Verbund zugerechnet, darunter 24 Weltpremieren. Volkswagen konnte insbesondere mit Neuerungen im Bereich Elektromobilität glänzen, und das hat seinen Grund: VW will hier mit Innovationen die Kosten senken und unter anderem die Batteriezellenproduktion standardisieren. Denn die E-Mobilität ist die Zukunft für den Golf-Hersteller, hier werden Milliarden investiert. So steht kurzfristig der Bau von sechs Batteriefabriken in Europa auf dem Programm. Dies soll Abhängigkeiten von asiatischen Produzenten reduzieren sowie die CO2-Bilanz der Batterien durch Fertigung mit Erneuerbaren Energien verbessern.

Ab 2030 sollen die Batterien aus Europa dann für vier Millionen E-Autos reichen – pro Jahr! Das Beispiel Volkswagen zeigt: Das Feld der Autobatterien ist ein Markt mit hoher Dynamik. Bis 2035 sollen EU-weit die Neuzulassungen von Verbrenner- Pkw sukzessive auf null reduziert werden – zugunsten von E-Autos. Das macht die Produktion der verbauten Hochvoltbatterien laut Analysten der Deutschen Bank zu einem interessanten Wachstumsmarkt.

Ein Investment in Einzeltitel ist bei Entwicklern neuer Technologien nicht ohne Risiko. Wer breiter streut, kann ruhiger schlafen und Gebühren sparen. Der L&G Battery Value Chain ETF (WKN: A2H5GK) bildet Anbieter von Batterietechnologien ab, sowie Minenunternehmen, die Metalle produzieren, die hauptsächlich zur Herstellung von Batterien verwendet werden. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,49 Prozent.

Wachstumsmarkt Wasserstoff

Grüner Wasserstoff ist für die Energiewende hin zu New Energy unverzichtbar. Produziert aus nichts weiter als Wasser und Strom aus erneuerbaren Quellen, macht er die Idee einer klimaneutralen Zukunft, die ohne fossile Energieträger auskommt, zu einer realistischen. So formuliert es Jürgen Wollschläger, Geschäftsführer der Raffinerie Heide. In der Tat: Das mit der chemischen Formel umschriebene H2 kann zum Wundermittel für den Klimaschutz erwachsen. Sein Einsatz in energieintensiven Industrien wie bei der Stahlherstellung oder in der Chemie könnte zweistellige Millionen-Tonnen-Beträgedes klimaschädlichen Gases CO2 pro Jahr einsparen.  Für Stahl- und Chemieunternehmen bietet klimaneutraler Wasserstoff oft die einzige Möglichkeit der Dekarbonisierung, also der CO2-neutralen Produktion.

Vor diesem Hintergrund hat sich auch die Politik auf die Fahnen geschrieben, Wasserstoff zu fördern, trotz seines vergleichsweise geringen Wirkungsgrades. Insgesamt 62 Wasserstoff -Großprojekte in Deutschland erhalten vom Staat Fördergeld von bis zu acht Milliarden Euro. Weltweit wurden seit vergangenem Februar laut der Hydrogen Council und McKinsey & Company 131 Großprojekte angekündigt, womit sich die Gesamtzahl auf 359 Projekte summiert hat. Die Gesamtinvestitionen in Projekte rund um den Wasserstoff sektor, von der Produktion über Maschinenbau bis zu Transport, Lagerung und Tankanlagen, soll sich bis 2030 auf schätzungsweise 500 Milliarden US-Dollar belaufen.

Für Unternehmen, die sich bereits heute gut aufgestellt haben, steht ein riesiger Wachstumsmarkt bereit. Bekannte Namen wie Ballard Power Systems und Plug Power, aber auch Nischenanbieter wie SFC Energie haben Potenzial. Doch die starken Kursschwankungen der Branchentitel sind nicht jedermanns Geschmack, Investitionen in Einzelaktien aus dem Wasserstoff -Bereich nicht ohne Risiko. Umso mehr, da viele aussichtsreicheKonzerne noch keine Gewinne ausweisen. Als ein Kompromiss bieten sich Aktienfonds an.

Für interessierte Anleger gibt es spezielle Themen-ETFs mit dem Fokus auf Wasserstoff. Beispielsweise der VanEck Vectors Hydrogen Economy ETF (WKN: A2QMWR), der in einen Index mit 25 Unternehmen investiert, die mehr als 50 Prozent ihrer Erträge entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette erwirtschaften. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,55 Prozent.

Fazit

Die Politik forciert mit milliardenschweren Subventionen und gesetzlichen Rahmenbedingungen die Transformation der Energiebranche. Daher ist es sinnvoll, zumindest einen Teilbereich der Entwicklung von New Energy im ETF-Portfolio zu berücksichtigen. Ein sehr langer Anlagehorizont und die Fähigkeit, Volatilität auszuhalten, sind jedoch unabdingbar.