Norwegens Staatsfonds trotzt der Coronakrise. Das dritte Quartal hat dem größten Staatsfonds der Welt einen Milliardengewinn beschert. ETF-Anleger können den Fonds nachbauen.
Der Boom der US-Techwerte kommt dem norwegischen Staatsfonds in der Coronapandemie zugute. Im dritten Quartal stieg sein Wert um 412 Milliarden Kronen (rund 44 Milliarden Dollar). Insgesamt seien die Finanzmärkte zwar im Sommer noch von der Unsicherheit im Zusammenhang mit der Pandemie geprägt gewesen, sagte der neue Fondschef Nicolai Tangen. „Dennoch haben die Aktienmärkte eine gute Rendite gebracht, vor allem dank der starken Entwicklung im US-Technologiesektor.“
Im dritten Quartal kam der größte Staatsfonds der Welt auf eine Rendite von 4,3 Prozent, was vor allem auf das Konto der Aktienbestände zurückgeht. Der Aktienmarkt hat sich im Sommerquartal insbesondere in den USA stark entwickelt. Der Index der Technologiebörse Nasdaq schaffte ein Plus von zehn Prozent, der S&P 500 und der Dow-Jones legten immerhin noch etwa acht Prozent zu. Auf Unternehmensebene trugen die Technologiefirmen Amazon,Microsoft und Apple am meisten zur Performance bei, während der Ölkonzern Shell und die Banken HSBC und JP Morgan Chase am schlechtesten abschnitten.
Das Gesamtportfolio des Fonds wies in der ersten Jahreshälfte infolge des Corona-Crashs im ersten Quartal noch einen Verlust von 21 Milliarden US-Dollar aus. Am schwächsten schnitten im ersten Halbjahr die Ölfirmen ab, deren Aktien aufgrund des Rückgangs der Rohölpreise um 33,1 Prozent sanken, während die Technologiefirmen mit einem Plus von 14,2 Prozent die stärkste Entwicklung verzeichneten.
Fondschef Nicolai Tangen ist mit der Entwicklung im laufenden Jahr zufrieden. Der ehemalige Hedgefondsmanager ist seit September Chef des größten Staatsfonds der Welt. „Ich will Chef des Ölfonds sein, und ich habe nur ein Ziel: Wohlstand für kommende Generationen zu erschaffen“, hatte Tangen vor seinem Amtsantritt erklärt.
Insgesamt kommt der 1996 gegründete Fonds aktuell auf ein Volumen von 1161 Milliarden Dollar und ist damit weltweit der größte seiner Art. Auf jede Bürgerin und jeden Bürger Norwegens entfallen damit rechnerisch 185.000 Euro. Der Fonds hält Anteile an etwa 9200 Unternehmen weltweit und kommt auf 1,5 Prozent aller börsennotierter Aktien.
In den Fonds werden unter anderem die staatlichen Erdöleinnahmen Norwegens investiert, um für die Zeit vorzusorgen, in der die Erdölreserven der Nordsee zur Neige gehen. Bei seinen Investments geht der Fonds auch nach ethischen Kriterien vor und hat sich bereits aus zahlreichen Unternehmen etwa wegen Umweltbedenken zurückgezogen.
Timo Baudzus ist seit August 2020 Chefredakteur von extraETF.com und dem Extra-Magazin. Zuvor arbeitete er für das Börsenmagazin Focus-Money, Die Welt sowie die Funke-Mediengruppe. Als Redakteur und Moderator baute er den YouTube-Kanal Mission Money mit auf.
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