17. Oktober 2017

oekom Impact Studie 2017: Nachhaltige Investments mit gestiegenem Einfluss auf Unternehmenspolitik

Nachhaltige Investments beeinflussen vermehrt die Entscheidungen der großen Unternehmen weltweit. Das zeigt die neue Impact Studie 2017 von oekom research. Der Impact, d.h. die Wirkung, die nachhaltig agierende Investoren, Banken und Ratingagenturen auf Unternehmen und deren Nachhaltigkeitsleistungen unmittelbar haben, sei demnach deutlich gewachsen. Dabei spielten die Nachhaltigkeitsratingagenturen die entscheidende Rolle als beeinflussende Kraft, wohingegen die UN-Forderungen der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) für die meisten Unternehmen derzeit noch eine geringe Bedeutung hätten. Die Studie wurde in Partnerschaft mit den PRI (Principles of Responsible Investment) unter fast 500 Unternehmen weltweit durchgeführt.

Nachhaltige Investments: Verstärktes Bewusstsein durch Ratinganfragen und – analysen

„Grundsätzlich herrscht in der Bewertung des Themas Nachhaltigkeit auf Unternehmensseite große Einigkeit. Mehr als 90 Prozent sprechen ihm eine hohe bis sehr hohe Bedeutung zu. Die stärksten Treiber für ein verstärktes Bewusstsein und Engagement der Unternehmen sind die Nachhaltigkeitsratingagenturen mit ihren Anfragen und Analysen: 61,3 Prozent der Unternehmen geben an, durch sie zur Beschäftigung mit Nachhaltigkeitsaspekten motiviert worden zu sein – exakt der selbe Wert wie vor vier Jahren. Auf Platz 2 mit 60,3 Prozent rangieren die Anforderungen und Erwartungen der Kunden“, so die Autoren der Studie.

Über 36 Prozent der Unternehmen – und damit fast vier Prozentpunkte mehr als noch vor vier Jahren – bestätigten darüber hinaus, dass Anforderungen von Nachhaltigkeitsanalysten einen Einfluss auf ihre grundsätzliche Geschäftsstrategie hätten. Diese Entwicklung werde zunehmend vor dem Hintergrund relevant, dass ein Großteil der Unternehmen für Investoren attraktiv sein wolle und daher die Nachhaltigkeitsleistungen intensiviert würden.

Nachhaltigkeitsratings nutzen sowohl Investoren als auch Unternehmen

„Für fast 80 Prozent ist es ein wichtiges Ziel, in Nachhaltigkeitsfonds und -indizes gelistet zu sein. Dementsprechend integrieren bereits fast zwei Drittel (62,2 Prozent) der Unternehmen Informationen über das Nachhaltigkeitsmanagement in ihre allgemeine Finanzmarktkommunikation. Nahezu alle Unternehmen (93,1 Prozent) gehen davon aus, dass die Kommunikation mit nachhaltig agierenden Finanzmarktakteuren in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird“, das berichtet oekom research.  Die durch Nachhaltigkeitsratingagenturen erhobenen Informationen und Bewertungen der Nachhaltigkeitsleistungen dienten dabei nicht nur als Entscheidungsgrundlage für Investoren, sondern würden auch von den Unternehmen selbst genutzt. So stellten für 91 Prozent der Befragten die Anforderungen von Nachhaltigkeitsratingagenturen ein Frühwarnsystem dar, welches ihnen hilft, relevante soziale und umweltbezogene Nachhaltigkeitstrends frühzeitig zu erkennen. Mehr als 70 Prozent gäben zudem an, regelmäßig Nachhaltigkeitsratings zum Benchmarking gegenüber den Mitbewerbern zu nutzen.

„Nachhaltigkeitsratings haben eine sehr große Hebelwirkung“

Robert Haßler, CEO von oekom research: „Der Impact des nachhaltigen Investments ist in den letzten Jahren gewachsen. Besonders stolz macht uns, dass die Nachhaltigkeitsratingagenturen im Vergleich zur ersten Impact Studie aus dem Jahr 2013 in ihrer Bedeutung sogar noch zugelegt haben und zum wichtigsten Treiber für unternehmerische Nachhaltigkeitsaktivitäten geworden sind. Nachhaltigkeitsratings haben eine sehr große Hebelwirkung. Mit diesem hohen Stellenwert ist aber gleichermaßen auch eine große Verantwortung verbunden, die sich in einem ausgeprägtem Qualitätsmanagementsystem der Agenturen niederschlagen muss.“

UN-Nachhaltigkeitsziele spielen noch geringe Rolle bei Unternehmen

Als Bezugsrahmen für vereinheitlichte Nachhaltigkeitszielsetzungen sind die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) ins Leben gerufen worden. Die Studienergebnisse zeigen allerdings, dass hier noch Hilfestellung und Anleitung nötig sei, um deren Wirkungsweise auch verstehen und nach ihnen handeln zu können. Nur 17,4 Prozent der Unternehmen richteten bereits aktiv ihre Nachhaltigkeits-bezogenen Managementsysteme an den UN SDGs aus. Für 15 Prozent bildeten sie immerhin eine Hilfestellung für die eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung. Allerdings würde sich eine knappe Mehrheit der Unternehmen (58 Prozent) zu besseren Nachhaltigkeitsleistungen und einem höheren Engagement bei der Umsetzung der SDGs motivieren lassen, wenn es ein SDG-Label gäbe, an dem sich Investoren bei ihren Entscheidungen orientieren könnten.

Weltweit 3.660 Unternehmen befragt

Die oekom Impact Studie 2017 wurde in Partnerschaft mit den PRI (Principles of Responsible Investment) durchgeführt und ist die erweiterte Neuauflage einer früheren Studie aus dem Jahr 2013. Weltweit wurden 3.660 Unternehmen befragt, von denen insgesamt 475 Unternehmen aus 36 Ländern und über 50 Branchen teilgenommen hatten. Die Studie wurde durch Metzler Asset Management und die Evangelische Bank sowie weitere institutionelle Investoren und Vermögensverwalter unterstützt.

Lesen dazu auch den Anlagleitfaden Nachhaltigkeit.