4. Januar 2023

Platin-Investment: Glänzende Aussichten für das edle Metall?

Im vergangenen Jahr entwickelte sich Platin deutlich besser als das Schwestermetall Palladium. Trotz einer Outperformance von über 15 Prozentpunkten könnte sich diese Tendenz auch im neuen Jahr fortsetzen.

Sowohl Platin als auch Palladium werden an den Finanzmärkten nicht als monetäre, sondern eher als konjunktursensitive Edelmetalle wahrgenommen. Während zum Beispiel Palladium vorwiegend in diversen Industriebranchen – allen voran in der Automobilbranche beim Bau von Abgaskatalysatoren zum Einsatz kommt – spielt Platin auch in der Schmuckbranche eine relativ wichtige Rolle. Laut Daten des World Platinum Investment Council (WPIC) sollen im vergangenen Jahr immerhin 30 Prozent der globalen Platinnachfrage in dieser Branche generiert worden sein, während 45,6 Prozent innerhalb der Autoindustrie nachgefragt wurde.

Während Palladium größtenteils in den Abgaskatalysatoren von Benzinfahrzeugen zum Einsatz kommt, wird Platin vor allem in Dieselfahrzeugen verarbeitet. Da Platin (aktuell: 1.080 Dollar) gegenwärtig deutlich weniger kostet als Palladium (aktuell: 1.720 Dollar), könnte in diesem Jahr ein potenzieller Substitutionseffekt unter den Katalysatorenherstellern die Platin-Nachfrage spürbar beleben.

Steigende Nachfrage

So rechnet zum Beispiel der WPIC allein im Automobilsektor mit einem Nachfragezuwachs um 12,5 Prozent auf 3,288 Millionen Feinunzen Platin. Weil dem globalen Platinangebot 2023 lediglich ein Anstieg um 2,2 Prozent auf 7,466 Millionen Unzen zugetraut wird, stehen die Chancen auf ein Angebotsdefizit recht gut. Dies gilt unter normalen Marktverhältnissen meist als positiver Begleitumstand und erhöht die Chance auf eine positive Wertentwicklung.

Weil die WPIC-Analysten ein Gesamtangebot von 7,77 Millionen Feinunzen erwarten, könnte sich somit ein Defizit in Höhe von 303.000 Unzen einstellen. Zur Erinnerung: in den vergangenen beiden Jahren waren Angebotsüberschüsse in Höhe von 1,147 Milliarden (2021) bzw. 804.000 Unzen (2022) zu beobachten.

So sehen Analysten die Perspektiven von Platin

Die Analysten von Heraeus, haben Platin für dieses Jahr, im Rahmen ihrer im Dezember veröffentlichten Publikation „Edelmetallprognose 2023“ – ohne ein konkretes Kursziel zu nennen – eine Tradingrange von 800 bis 1.150 Dollar prognostiziert. Zur oberen Kursgrenze fehlen dem Edelmetall derzeit lediglich 6,5 Prozent. Eine deutlich konkretere Prognose zum Platinpreis findet sich auf der Website des US-Unternehmens TradingEconomics, welches Daten und Prognosen für Millionen von Konjunkturindikatoren, Devisen, Aktienindizes sowie Renditen und Rohstoffpreise veröffentlicht.

Unter Berücksichtigung makroökonomischer Modelle und Analystenerwartungen wird dem Platinpreis auf Sicht von zwölf Monaten ein Kursziel von 1.177 Dollar pro Feinunze zugetraut. Dies entspräche einem Aufwärtspotenzial von rund neun Prozent.

Beträchtliche Risiken und Schwankungen einkalkulieren

Wer für den Platinpreis positiv gestimmt ist, kann dies über den Kauf von Platin-ETCs relativ kostengünstig realisieren, schließlich fällt hier – im Gegensatz zum Kauf von Platinbarren bzw. -münzen – keine Mehrwertsteuer an. Dennoch sollten sich platininteressierte Anleger stets über die fundamentalen Risiken (Autoindustrie wegen Klimawandel im Umbruch) und die überdurchschnittlich hohe Volatilität dieses Edelmetalls bewusst sein. Aktuell bewegt sich die historische 250-Tage-Volatilität von Platin (39,4 Prozent) zwar deutlich unter dem Niveau von Palladium (63,2 Prozent), Goldbesitzer dürften angesichts einer Kursschwankungsintensität von weniger als 19 Prozent gegenwärtig aber erheblich ruhiger schlafen.

Von den insgesamt fünf bei extraETF.com aufgeführten Platin-ETCs weist lediglich WisdomTree Physical Platinum (WKN: A0N62D) mit 434 Millionen Euro einen Marktwert im dreistelligen Millionenbereich auf. Aufgelegt wurde das Wertpapier bereits im Jahr 2007. Die jährlichen Gebühren (TER) belaufen sich auf 0,49 Prozent.