Peking wertete vor einigen Tagen den Renminbi ab und erhöhte die Wechselkursflexibilität. Das Research-Team von ETF Securities beleuchtete die Auswirkungen für den chinesischen Markt.
„In der vergangenen Woche hat die chinesische Zentralbank People’s Bank of China die Fixingmethodologie des Renminbi geändert. Daraufhin wertete die chinesische Währung an drei aufeinanderfolgenden Tagen um 1,9, 1,6 beziehungsweise 1,1 Prozent gegenüber dem US-Dollar ab“, berichtet Martin Arnold, Senior Analyst im Research-Team von ETF Securities. Der Referenzkurs des Renminbi zum US-Dollar befinde sich damit auf dem niedrigsten Niveau seit Oktober 2012. „Es scheint nicht die Intention der chinesischen Volksbank zu sein, damit einen Währungskrieg zu starten. Vielmehr soll die Währung nach Aussagen der Regierung an die Marktkräfte angepasst werden“, so Arnold weiter.
Renminbi-Kurs soll sich stärker am Markt orientieren
„Peking hat sich dazu entschlossen, sein Wechselkursregime grundsätzlich zu reformieren. Der Referenzkurs des Renminbi hängt zukünftig vom Schlusskurs des Vortages ab und kann sich innerhalb eines Tages um maximal zwei Prozent in beide Richtungen bewegen. Damit ist der Wechselkurs flexibler und reflektiert stärker die Marktentwicklungen“, erläutert Arnold. Im bisherigen Verlauf des Jahres habe der Wechselkurs meistens zum oberen Rand der festgelegten Wechselkursspanne tendiert. Gleichzeitig seien die Währungsreserven gesunken. Dies zeige, dass die Anpassungen der vergangenen Woche darauf ausgerichtet gewesen seien, ein freieres Wechselkurssystem zu etablieren, und nicht die Währung künstlich abzuwerten.“
Chinesische Wirtschaft wird von neuer Währungspolitik profitieren
„Wir erwarten, dass die negative Reaktion der Rohstoffpreise auf die Reformen bei der chinesischen Währungspolitik lediglich vorübergehend war. Da der Kursverlust vieler Rohstoffe höher als die Anpassung des Wechselkurses ausgefallen ist, waren aus unserer Sicht eher Marktstimmungen als Fundamentaldaten für die jüngere Kursentwicklung verantwortlich“, meint Arnold. Die langfristigen Folgen der Renminbi-Reformen ließen sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau abschätzen. Der Erfolg werde vor allem davon abhängen, wie konsistent die neue Währungspolitik implementiert werde. Grundsätzlich erwarte das Research-Team von ETF Securities positive Effekte für die chinesische Wirtschaft. Denn der Exportsektor werde von der schwächeren Währung profitieren und so einen höheren Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten können.
Autor Uwe Görler
Uwe Görler war von 2011 bis 2020 als Finanzredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin tätig. Er behandelte die Themen ETFs und Robo-Advisors. Zuvor schrieb er in verantwortlicher Position für die "Zertifikatewoche" und verfasste Beiträge zu den Themenbereichen Wirtschaft & Finanzen sowie Gesundheit für verschiedene Rundfunkkanäle, darunter Antenne Bayern und N24.