22. August 2016
Head of Lipper EMEA Research

Privatanleger und ETFs - eine gute Mischung

Das börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auch bei Privatinvestoren immer beliebter werden, kann man dem neuesten ETF-Retail-Marktreport des Extra Magazins entnehmen. Laut diesem Report stieg die Anzahl der betreuten Sparpläne von den sechs Studienteilnehmern (comdirect *, Consorsbank *, DABbank, flatEX, ING * DiBa und OnVista * Bank) im Juli 2016 um 3,34 % oder 8.722 Stück auf 269.753. Das hinter diesen Sparplänen stehende Ausführungsvolumen lag gemäß der Statistik bei 40,83 Millionen Euro, was einer Summe von 151 Euro  pro Sparplan entspricht. Für das Gesamtjahr 2016 bedeutet dies, dass die Anzahl der Sparpläne um 26,13 % gestiegen ist, während die durchschnittliche Sparrate um 1,57 % oder 3,00 EUR pro Sparplan gefallen ist.

Anzahl der ETF-Sparpäne seit 2014.
Anzahl der ETF-Sparpäne seit 2014.

Privatanleger und ETFs: Kostenfalle Transaktionskosten

Diese Entwicklung ist insgesamt als sehr positiv zu berachten, zeigt die Statistik doch das auch Privatanleger bei ihren Investitionen immer häufiger auf kostengünstige Produkte wie ETFs setzen. Doch gerade hier könnte der Schein trügen, denn für ETF-Orders fallen bei den Depotbanken häufig Transaktionskosten an, die bei einem kleinen Transaktionsvolumen für den Anleger zur Kostenfalle werden können. So belastet zum Beispiel eine Transaktionsgebühr von 9,95 EUR einen Sparplan von 151 EUR monatlich mit 6,6 %. Diese hohen Kosten belasten, dann entsprechend auch das Ablaufergebniss des Sparplans.

Um dieser Kostenfalle zu entgehen, sollten Anleger, deren Depotbank im Verhältnis zur Investitionssumme hohe Tranaktionskosten verlangt, lieber ihren Sparplan von monatlichen auf quartalsweise Käufe umstellen. Mit einem solchen Schnitt, verringert sich zwar der sogenannte Cost-Average- beziehungsweise Durchschnittskosten-Effekt, aber dieser Nachteil sollte durch die niedrigere Kostenbelastung zumindest ausgeglichen werden.

Direktbanken mit günstigen Gebühren

Privatanleger, die darüber nachdenken einen ETF-Sparplan abzuschließen sollten darauf achten, dass ihre Depotbank eine günstige Kostenstruktur anbietet, denn die Rendite des Sparplanes hängt nicht nur von der Wertentwicklung der ETFs im Portfolio, sondern auch von den Kosten für deren Kauf und Verkauf ab.

(Anmerkung der Redaktion: Hier finden Sie einen Testbericht über die ETF-Sparplanangebote der Direktbanken. Seit vergangener Woche ist zudem die DKB bank in das Geschäft mit ETF-Sparplänen eingestiegen. Hier lesen Sie den ausführlichen DKB ETF-Sparplan Testbericht.)

Auch zeigt das ETF-Handelsvolumen, das im Juli 2016 bei den untersuchten Depotbanken über 1 Milliarde Euro lag, trotz des Rückganges um 18,94 % im Vergleich zum Juli 2016, das ETFs bei Privatanlegern ein beliebtes Instrument sind und sie diese Produkte aktiv handeln. Interessant ist hierbei auch die Betrachtung der durchschnittlichen Ordergröße, die im Juli gemäß der Studie bei 8.927 EUR und damit 9,60 % unterhalb des Wertes für Juli lag. Insgesamt betrachtet ist das ETF-Handelsvolumen trotz des Rückganges im Juli seit Jahresbeginn um 10,96 % gestiegen.

ETF-Handelsvolumen
Handelsvolumen in ETFs von Privatanlegern seit 2014

Fazit:

Grundsätzlich ist der Trend von Privatanleger und ETFs positiv zu bewerten, kaufen sich Privatanleger damit doch Anlageprodukte mit institutionellen und damit niedrigen Kosten ein. Um mit diesen Produkten langfristig erfolgreich zu sein, müssen sie allerdings die Kosten für den Kauf und Verkauf, sowie die Gesamtallokation ihres Vermögens im Auge behalten.

Über den Autor:

Detlef Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters – Lipper. Anfang 2007 übernahm er die Leitung für die Regionen Zentral-, Nord und Osteuropa. Seit Oktober 2010 ist Detlef Glow Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanager für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der Tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse für sowohl das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.