20. Dezember 2022
Pro & Contra für eine Anlage in den iShares S&P 500 Communication Sector

Lohnt sich ein Investment in den iShares S&P 500 Communication Sector ETF?

Bei den bekanntesten Technologieunternehmen der Welt denken viele Menschen sicherlich an Alphabet und Meta Platforms. Doch seit 2018 werden die beiden Konzerne von S&P und MSCI nicht mehr dem Technologiesektor zugerechnet, sondern dem Kommunikationssektor. Ein Gedanke hinter diesem Schritt war sicherlich, den Technologiesektor in Indizes wie dem S&P 500 nicht zu stark zu gewichten. Auch die einzelnen Sektoren sind durch diese Anpassung deutlich stärker diversifiziert.

Der iShares S&P 500 Communication Sector UCITS ETF (WKN: A2JQ2H) beinhaltet durch die Anpassungen Telekommunikationsunternehmen, Kabelnetzbetreiber, Medienunternehmen und Anbieter von interaktiven Medien und Dienstleistungen. Was verbindet die Unternehmen des ETFs? Der Wettbewerb ist in den meisten der genannten Bereiche inzwischen stark konsolidiert. Das resultiert in einem recht konzentrierten Portfolio von 25 Werten. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen erheblich.

Die Probleme der großen Medienkonzerne

Wir sind sehr wahrscheinlich schon ziemlich nahe an der maximalen Anzahl von Videostreaming-Diensten. Alle Unternehmen mit entsprechenden Inhalten dürften inzwischen ihren eigenen Dienst gestartet haben. Es ist unglaublich schwierig, einen eigenen Service ohne einen bestehenden Bestand an Filmen und Serien zu starten. Zumal die Kunden ständig neue Angebote nachfragen, die aufgrund der höheren Zahl an Diensten immer schwieriger zu lizenzieren sind. Die Folge ist, dass Videostreaming-Anbieter ihre Inhalte zunehmend für viel Geld selbst produzieren müssen.

Diese enormen Kosten lassen sich sehr gut bei Netflix beobachten. Obwohl Netflix nach US-Rechnungslegungsstandards mit einer erwarteten Nettomarge von 14,7 Prozent für 2022 inzwischen recht profitabel aussieht, ist das nur die halbe Wahrheit. Setzen wir den freien Cashflow ins Verhältnis zu den Einnahmen, ergibt sich ein Wert von 3,5 Prozent. Die Produktion von Erfolgsserien wie Stranger Things, The Crown oder Bridgerton ist mit hohen Kosten verbunden. Diese sind vorgelagert und übersteigen die Abschreibungen, wobei abzuwarten bleibt, ob Videostreaming ohne weitere Verwertung im Stil von Walt Disney eines Tages ein profitables Geschäft werden kann.

Das Unternehmen rund um Mickey Mouse befindet sich mit seinem Streaming-Dienst Disney+ zwar in einer ähnlichen Situation wie Netflix und verbrennt jedes Quartal eine Menge Geld. Die Probleme werden jedoch dadurch gemildert, dass Walt Disney seine teuersten Produktionen auch im Kino auswertet und vor allem mit Themenparks und der Lizenzierung seiner Inhalte viel Geld verdient. Durch die zunehmende Bekanntheit der Marken und Figuren steigen die Einnahmen in diesen Bereichen. Die Stärke der Marken bei Jung und Alt sowie die Verwertungskette sind einzigartig im Wettbewerb.

Die anderen beiden Nebendarsteller-Branchen im ETF

Auch die Telekommunikationsunternehmen werden in den kommenden Jahren vor Herausforderungen stehen. AT&T, Verizon und T-Mobile US müssen massiv in den Ausbau ihrer Mobilfunknetze und den Erwerb von Mobilfunkfrequenzen investieren. Bei allen drei Firmen liegt der Anteil der Investitionen am Umsatz im mittleren Zehnerbereich. Gleichzeitig fehlen aber die internationalen Expansionsmöglichkeiten, die Video-Streaming-Dienste noch haben. Daher müssen die Unternehmen in einem gesättigten Markt um Anteile kämpfen, sinkende Margen können die Folge sein. In meinen Augen ist es daher wenig sinnvoll, in diesem komplizierten Markt breit in alle Wettbewerber zu investieren.

Im Bereich der Videospiele ist dieser Ansatz wesentlich spannender. Mit Activision Blizzard, Electronic Arts und Take Two sind auch die drei großen amerikanischen Akteure in dem ETF vertreten. Die Branche hat in den letzten Jahren von der Verlagerung auf digitale Vertriebskanäle und den zunehmenden wiederkehrenden Käufen von Spielinhalten profitiert. Mit jeder Generation nimmt der Anteil der Videospieler zu. Alle Kinder wachsen heute mehr und mehr mit Videospielen auf.

Das Beispiel von Activision Blizzard zeigt, dass dies die Begehrlichkeiten der größten Technologieunternehmen weckt. Sollte die Übernahme durch Microsoft gelingen, wird der Anteil der Spielehersteller am ETF-Vermögen jedoch weiter schrumpfen. Mit einer Gewichtung von rund fünf Prozent haben die drei Produzenten von Videospielen schon jetzt nur eine geringe Bedeutung im ETF.

Tipp: Hier erfährst du alles zum Investieren in Branchen-ETFs.

Und die Hauptdarsteller

Der Löwenanteil des ETFs ist in nur zwei Aktien investiert. Alphabet und Meta Platforms machen rund 45 Prozent des Portfolios aus. Der Erfolg oder Misserfolg des iShares S&P 500 Communication Sector UCITS ETF hängt also zu einem großen Teil von diesen beiden Unternehmen ab. Alphabet und Meta Platforms sorgen in der Regel mit ihren „Moonshots“ wie dem Metaverse, Augmented Reality oder der Cloud Schlagzeilen.

Das Kerngeschäft ist jedoch nach wie vor der Online-Werbemarkt. Dieser erfährt zwar derzeit aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage und des verschärften Datenschutzes eine Wachstumsdelle, dennoch erwarten fast alle Experten langfristig weiteres Wachstum. Trotz zunehmender Konkurrenz durch Unternehmen wie Amazon oder Bytedance (Tiktok) haben Alphabet und Meta Platforms einen Marktanteil von über 50 Prozent an dem Markt für Online-Werbung.

Die Kennzahlen von Alphabet und Meta Platforms sind in ihrem jeweiligen Kerngeschäft weiterhin beeindruckend. Interessierte Anleger müssen daher vor dem Kauf des ETFs abwägen, ob sie die Diversifikation mit anderen Unternehmen aus dem Kommunikationssektor als positiv oder eher als negative Verwässerung ansehen. Eine Alternative ist natürlich der breiter aufgestellte iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD (WKN: 622391), bei dem die einzelnen Aktien deutlich weniger exponiert sind. Hierfür sorgen allein die anderen drei Technologiegrößen Apple, Microsoft und Amazon.