19. Juli 2016

PwC-Studie: Globaler ETF-Markt dürfte sich bis 2021 verdoppeln

Allein in Europa könnten die verwalteten Vermögen von derzeit 500 Milliarden Euro auf rund 1,6 Billionen Euro im Jahr 2021 steigen, das zeigte eine PwC-Studie.

Befeuert von neuen  Investmenttrends  wie Robo-Advisory und dem tendenziell günstigen regulatorischen Umfeld dürfte sich zudem der 3,2 Billionen Dollar schwere globale ETF-Markt in den kommenden fünf Jahren abermals verdoppeln, so diie Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Unternehmensberatungsgesellschaft weiter. Für die Studie sprach PwC mit Managern von 60 der größten ETF-Emittenten weltweit. Die befragten Unternehmen decken mehr als 80 Prozent des globalen Marktvolumens ab.

Warum „Robo-Advisory“ den ETF-Anbietern nutzt

„Sowohl unter Privatanlegern als auch unter institutionellen Investoren ist die Nachfrage nach ETFs ungebrochen – und alles spricht dafür, dass dieser Trend in den nächsten Jahren anhalten oder sich sogar noch einmal verstärken wird“, sagt Markus Hammer, Leiter der Bereichs Asset and Wealth Management bei PwC in Deutschland. „Eine Schlüsselrolle könnte dabei unserer Studie zufolge den sogenannten Robo-Advisorn zufallen.“ Diese neuartigen Tools, die aus der Fintech-Szene stammen, aber inzwischen auch bei vielen Banken zum Einsatz kommen, stellen Anlegern in automatisierter Form das für sie passende Portfolio zusammen. Die meisten Robo-Advisor greifen dabei auf ETFs zurück. Laut Studie könnten die Anlageroboter zumindest im europäischen Retailmarkt schon bald zum zweitwichtigsten Wachstumstreiber avancieren. Lediglich ein Thema sieht die Branche momentan als noch relevanter an – nämlich die allgemeine Finanzbildung.

Pwc-Studie: Smart-Beta-Fonds sind erst der Anfang

Eine entscheidende Rolle spielt der Umfrage zufolge auch die weitere Ausdifferenzierung der Produktpalette. Ursprünglich dienten ETFs in erster Linie dazu, bestimmte Aktienindizes wie den DAX, den EuroStoxx 50 oder den MSCI World abzubilden.  Längst lassen sich mit Exchange Traded Funds aber auch komplexere Investmentstrategien verfolgen. Ein Beispiel sind ETFs, die beispielsweise gezielt in Aktien von Unternehmen investieren, die hohe Dividenden ausschütten oder ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum ausweisen.

„Diese sogenannten Smart-Beta-Fonds bescheren vielen Anbietern momentan hohe Zuflüsse“, sagt Hammer. „Unsere Studie allerdings zeigt, dass die Produktentwicklung damit noch lange nicht am Ende ist. Das größte Wachstumspotenzial in Europa dürften in den kommenden Jahren ETFs haben, die in festverzinsliche Anlagen investieren. Ein anderes großes Thema werden aktiv gemanagte Indexfonds. Diese relativ neue Produktkategorie soll die Brücke schlagen zwischen ETFs einerseits und klassischen Investmentfonds andererseits.“

Eine starke Marke ist wichtiger als der „Track Record“

Am stärksten vom ETF-Boom dürften auch in den kommenden Jahren jene Anbieter profitieren, die schon seit Jahren am Markt sind und über einen entsprechenden Bekanntheitsgrad verfügen. So meinten 60 Prozent der Umfrageteilnehmer, zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Branche gehöre ein eingeführter Markenname. Dahinter folgte mit 42 Prozent der Zugang zu institutionellen Investoren – während „Track Record“ (38 Prozent) und „niedrige Kosten“ (35 Prozent) lediglich im Mittelfeld landeten.

Spannend wird laut den Autoren der PwC-Studie zu beobachten sein, wie sich die zunehmende Regulierung der Finanzbranche in den kommenden Jahren auf die ETF-Anbieter auswirken wird. Ein Beispiel ist die europäische „MiFID II“-Richtlinie, die Anfang 2018 in Kraft treten soll. Durch sie dürfte sich der Druck auf provisionsgestützte Vertriebsmodelle weiter erhöhen – was ETFs aufgrund ihrer vergleichsweise niedrigen Gebühren zupass kommen könnte. Immerhin 50 Prozent der befragten Branchenmanager gaben an, dass „MIFID II“ beziehungsweise der parallel in Großbritannien durchgeführte „Retail Distribution Review“ (RDR) „tendenziell positive Folgen“ auf die ETF-Branche hätten. 13 Prozent sprachen sogar von „signifikant positiven Folgen“, während die übrigen Teilnehmer meinten, für eine abschließende Bewertung sei es noch zu früh.