22. Juli 2020

Qualität: Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen

Passives Investieren über ETFs bedeutet in der Regel eine 1:1 Partizipation an einem bestimmten Index. Und dieser setzt in der Regel auf die marktkapitalstärksten und liquidesten Titel einer bestimmten Anlageregion oder Branche. Der Vorteil für den Anleger: Er partizipiert damit breit gestreut an der Wertentwicklung der kapitalstärksten und größten Unternehmen der Welt. Der Investor kommt somit also in den Genuss der durchschnittlichen Marktrendite. Eine Outperformance, wie dies durch eine spezielle Selektion beispielsweise bei aktiven Publikumsfonds ist, gibt es hier allerdings nicht. 

Faktorprämie erwirtschaften

Anders hingegen sogenannte Faktor-ETFs oder Smart-Beta-ETFs. Auch hier partizipiert der Anleger regelbasiert 1:1 an der Wertentwicklung. Im Gegensatz zu den klassischen ETFs erfolgt hierbei die Gewichtung im Index jedoch nicht anhand der Marktkapitalisierung oder Liquidität sondern anderer Faktoren wie der Werthaltigkeit der Aktien (Value), der Qualität der Aktien (Quality), der Dynamik der Aktienkursentwicklung (Momentum), dem politischen Risiko, dem ein bestimmter Markt unterliegt oder der Wertschwankung. Zahlreiche Studien namhafter Finanzwissenschaftler konnten nachweisen, dass man mit einer solchen Gewichtung entweder die Rendite erhöhen oder das Risiko reduzieren kann. In einer mehrteiligen Serie möchten wir die wichtigsten Faktoren nacheinander vorstellen. Diesmal steht der Faktor Qualität im Mittelpunkt der Betrachtung. 

Die Aschenputtel-Methode

Beim Faktor Quality bzw. Qualität handelt man ganz im Sinne des Aschenputtels in den Grimm’schen Märchen:  „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.“ Grundlage ist hierbei die Fundamentalanalyse, die Gewichtung erfolgt also entsprechend der aktuellen Bilanzzahlen eines Unternehmens. Wichtige Kriterien dabei sind zum Beispiel die Höhe der Dividende und deren Auszahlungsstabilität, eine niedrige Unternehmensverschuldung, geringe Gewinnschwankungen, eine hohe Eigenkapitalquote oder ein ausreichender Cash *-Flow. Anders als bei einem aktiv gemanagten Fonds, bei dem der Fondsmanager auch Market Timing betreibt, erfolgt hierbei die Aufnahme regelbasiert. Mit dieser Methode setzt man also auf die qualitativ wertvollsten Unternehmen des Gesamtmarktes. Und in den vergangenen Jahren machte sich dies durchaus bezahlt. Bei Betrachtung der Zahlen von MSCI, Dimensional Fund Advisors und Deutscher Bundesbank durch Gerd Kommer ergab sich so zwischen den Jahren 1995 bis 2018 eine Überrendite von durchschnittlich 3,1 Prozent gegenüber dem breiter gestreuten MSCI World. Qualität setzt sich also langfristig durchaus durch. Allerdings sollten Anleger auch wissen: Nicht immer können Anleger in jeder Marktphase mit den entsprechenden Faktoren eine Überrendite erzielen. Das trifft natürlich auch auf Qualitäts-Aktien zu. Wenn dies so wäre, würde jeder Investor auf die entsprechenden Faktoren setzen, die Faktorprämie entfiele dadurch. 

Mit ETFs auf Qualitäts-Aktien setzen

Fondsvolumenstärkster ETF ist der iShares Edge MSCI World Quality Factor UCITS ETF (WKN: A12ATE). Als Gewichtungskriterien werden hier zum Beispiel die Dividendenrendite, die Verschuldung sowie die Gewinnschwankung zum Vorjahr herangezogen. Der ETF umfasst 300 Aktien vorwiegend aus den USA und Europa. Bevorzugte Sektoren sind hierbei Technologie, Finanzen und Gesundheitswesen. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,30 Prozent. Alternative dazu auf den gleichen Index ist der Xtrackers MSCI World Quality UCITS ETF (WKN: A1103D). Mit einem Fondsvolumen von 271 Millionen Euro ist der ETF allerdings deutlich kleiner. Die Gesamtkostenquote beträgt hierbei allerdings nur 0,25 Prozent. Auch die durchschnittliche Abbildungsgenauigkeit des ETF ist aktuell geringfügig besser.  

Weitere Informationen finden Sie in unserem Anlageleitfaden „Smart-Beta – Funktionsweise, Strategien & ETFs“