1. Juni 2011
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Research Corner: Buy-and-Hold oder Trendfolge

ETFs werden am häufigsten zur Umsetzung von Buy-and-Hold-Strategien genutzt. Das Modell lässt sich kritisieren. Doch auch Trendfolge-Strategien haben ihre Schwächen. In Effizienten Märkten können sie nicht funktionieren.

Blue Chips kaufen und eine Schlaftablette nehmen – dieser Ratschlag geht auf André Kostolany zurück. Im Fachjargon ist die Idee des langfristigen Haltens einer Geldanlage auch als Buy-and-Hold bekannt. Zu deren Umsetzung bietet sich der Kauf von ETFs an. Doch sind bei der Strategie Kritikpunkte auszumachen: Zum einen kann der Investor nie besser abschneiden als der zugrunde liegende Index, zum anderen erleidet er in lang andauernden Krisen massive Verlusten. Der DAX hat beispielsweise in den letzten zehn Jahren zwei Krisen erlebt und Besitzer von DAXETFs haben beträchtliche Verluste einstecken müssen. Wer solche Rückschläge reduzieren möchte, sollte sich eine Investitionsstrategie überlegen, die aktive und passive Komponenten berücksichtigt und geschickt kombiniert.

Trendfolgestrategien erfolgreicher als Buy-and-Hold?

Eine Alternative stellen Trendfolgestrategien dar. Dies sind systematische Ansätze, bei denen der Anleger auf kurz-, mittel- oder langfristige Marktbewegungen spekuliert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kursanalyse, wobei versucht wird, Kauf- und Verkaufssignale zu identifizieren. Häufig als Trendindikatoren verwendet werden gleitende Durchschnitte. Die langfristigen Trends lassen sich durch einen 200-Tage-Durchschnitt abbilden. Ein einfaches Beispiel soll die Funktionsweise von Trendfolgemodellen verdeutlichen, wobei aus Vereinfachungsgründen Renditedaten auf Monatsbasis gewählt wurden. Betrachtet werden der Kursverlauf des DAX und seine 200-Tage- Durchschnittslinie als Trendindikator über die letzten zehn Jahre. Wenn der DAX die 200-Tage-Linie (auf Monatsbasis) von unten berührt, wird ein Kaufsignal generiert und der DAX-ETF wird gekauft. Kreuzt der DAX seinen 200-Tage-Durchschnitt von oben, wird der Fonds verkauft und die Cash *-Position gehalten.

Berechnet auf die letzten zehn Jahre gab es 22 Kauf- und 22 Verkaufssignale. Wer also vor zehn Jahren in einen DAX-ETF 10.000 Euro investiert und diese einfachen Kauf- und Verkaufsprinzipien verfolgt hätte, der hätte sich heute über einen Betrag von 32.115 Euro, unter Berücksichtigung von Transaktionskosten (10 Euro je Order), freuen können. Unterstellt man nun, dass bei jedem Handelssignal in die gegensätzliche Position investiert wird, d.h. bei einem Verkaufssignal wird von Long-Position zu Short-Position gewechselt und umgekehrt, dann liefert die Strategie im obigen Beispiel sogar einen Betrag von 55.107 Euro.Hätte man sich dagegen für die Buy-and-Hold-Strategie entschieden, wäre eine Rendite von 21 Prozent erwirtschaftet worden, was einem absoluten Betrag von lediglich 12.100 Euro entspricht.

Knackpunkte gibt es Dennoch

Die Strategie birgt jedoch Tücken. So hängt ein Trendfolge-Modell stark davon ab, wie es konstruiert wurde. Oft neigt man dazu, an Modellen so lange herumzubasteln, bis sie in der Rückbetrachtung passen. Gerade unser Beispiel zeigt, wie widersprüchlich Konstruktionen sein können: Als Basis dienen nur Monatsrenditen, der gleitende Durchschnitt hat jedoch eine Tagesbasis. Auch bei der zweiten Variante ist das Ergebnis nur auf dem Papier gut, denn die Berechnung der Performance in Phasen des Short- Investments erfolgt ebenfalls auf Monatsbasis. Der Anleger wäre aber „real“ auf Tagesbasis investiert, und das mit allen Konsequenzen, wie der Pfadabhängigkeit der Renditen, die dazu führt, dass ein Shortinvestment nicht unbedingt ein gespiegeltes Ergebnis mit sich bringt. Dass Trendfolge-Modelle eine selbsterfüllende Prophezeiung darstellen, die in effizienten Märkten nicht funktionieren können, ist der größte Kritikpunkt. Niemand wird die errechneten theoretischen Renditen jemals erreichen. Wie gut, dass es bislang keine ETFs auf solche Strategien gibt.

Dieser Artikel wurde der Analysis Kompakt Nr. 04/2011 von Scope entnommen.