Research Corner: Minimum Variance nicht immer überlegen
Der DAXplus Minimum Variance ist nach der modernen Portfolio-Theorie konzipiert. Der risikoarmen Portfolio Zusammenstellung werden auch höhere Renditechancen nachgesagt. Dies gilt aber nicht für alle Marktphasen. Indexprodukte können LänderIndizes abbilden oder den diversifizierten Einstieg in eine bestimmte Branche ermöglichen. Immer öfter beziehen sich ETFs und Zertifikate jedoch auch auf Strategie-Indizes. Ein solches Zertifikat ist beispielsweise bei der RBS zu finden. Es verbrieft den DAXplus Minimum Variance Index. Diese Strategie gilt nicht nur als besonders risikoarm. Untersuchungen zeigen, dass sie auch oft bessere Gewinnchancen ermöglicht. Dies ist aber nur bedingt der Fall.
Bei einem Minimum VarianzPortfolio sind die Gewichte der einzelnen Titel so gewählt, dass sich die Varianz dieser Wertpapiermischung durch keine weiteren Optimierungsprozesse verringern lässt. Das bedeutet: Die Volatilität wird reduziert. Im vorliegenden Fall des DAXplus Minimum Variance Index werden alle 30 DAX-Werte bei der Auswahl berücksichtigt und können damit potenziell im Strategie-Index enthalten sein.
Doch ihre Gewichtung wird dahin gehend geändert, dass eine besonders risikoarme Portfolio-Variante erreicht wird. Ausschlag gebend hierfür sind die Volatilitäten der einzelnen DAX-Titel und ihre Korrelationen zueinander.
Minimum Variance: Vorgehen nach der Portfoliotheorie
Renditeprognosen werden be der Zusammenstellung außen vor gelassen. Dieses Vorgehen folgt den Erkenntnissen der modernen Portfoliotheorie nach Markowitz. Betrachtet man die Entwicklungen von DAX und DAXplus Minimum Variance über die vergangenen Jahre hinweg, zeigt sich, dass die risikoarme Strategie auch eine höhere Performance lieferte: Seit Auflage des Strategie-Index im September 2001 stehen 87 Prozent plus beim DAX 178 Prozent plus beim Strategie-Index gegenüber. Die Betrachtung zeigt jedoch ein trügerisches Bild. Denn die Überlegenheit der Minimum-Varianz-Strategie hängt stark von dem ausgewählten Zeitraum ab. Auf Ein-Jahres-Sicht geht das Rennen beispielsweise anders aus: Die Minimum-Varianz-Strategie liefert ein Plus von 18 Prozent, der DAX verbucht 23 Prozent. Berechnet man auch die Wahrscheinlichkeit zur Outperformance auf Basis historischer Monatsrenditen seit Auflegung des DAXplus Minimum Variance Index stellt man fest, dass er lediglich in 64 Prozent der Monate eine Outperformance gegenüber dem DAX erreichte.
Strategie stabilisiert im Bären-Markt
Dabei ist ein Muster erkennbar: Bei steigenden Märkten gewinnt die Strategie etwas weniger als der DAX. Dafür verliert sie bei fallenden Märkten deutlich weniger. Im BärenMarkt von Februar 2002 bis März 2003 steht beim deutschen Leitindex beispielsweise ein Minus von 50 Prozent. Auch der Strategie-Index fiel in dieser Zeit zurück. Der Verlust beschränkt sich allerdings auf 37 Prozent. In der anschließenden Rallye bis November 2007 legte der DAX 209 Prozent zu, beim Minimum Varianz-Index fällt das Plus mit 195 Prozent etwas kleiner aus. Eine permanente Überlegenheit ist also durch diese Strategie nicht gegeben.
Liquiditäts-Problem in kleineren Märkten
Außerdem soll auf eine weitere Problematik hingewiesen werden, die sich ergibt, wenn dieses Vorgehen in kleinen Märkten eingesetzt wird: Die Liquidität der einzelnen Titel. Unter Umständen kann die Strategie verlangen, dass kleinere Titel eingesetzt werden müssen. In solch einem Fall könnte der Anleger das Nachsehen haben: Entweder er nimmt die Risiken niedriger Liquiditäten in Kauf oder er weicht von der optimalen Strategie ab. In beiden Fällen entstehen unerwünschte Risiken.
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Dieser Artikel wurde der Analysis Kompakt Nr. 06/2011 von Scope entnommen.
Autor Redaktion
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