12. November 2018
Robo-Advisors - Kinderschuhe

Robo-Advisors: Doch keine Revolution?

Bei dem einen oder anderen klassischen Vermögenverwalter ließ das Aufkommen von Robo-Advisors die Stirn sorgenvoll runzeln. Bald würde sie die Digitalisierung um ihre sichergeglaubten Pfründe bringen. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass es außer für Start-ups wie Scalable Capital und Liqid für die junge Branche noch längst nicht rund läuft. Die Bank Santander hat die Kooperation mit Vaamo längst eingestellt. Gleiches gilt für die Hamburger Sparkasse (Haspa), die es mit Investify probiert hat. Die Euphorie ist erstmal gewichen. Ein Papier der Unternehmensberatungen TME AG und Growth Ninjas zeigt eine Bestandsaufnahme. Demnach steckt die Brachen noch immer in den Kinderschuhen. Den Marktanteil beziffern die Verfasser auf 0,2 Prozent oder anderes ausgedrückt: auf zwei Milliarden Euro. Allein die Hälfte entfällt auf Scalable Capital. Die Kooperation mit Deutschlands größter Direktbank ING erscheint in diesem Licht wie ein Glücksfall.

Feuertaufe für Robo-Advisors steht noch aus

Obwohl es aktuell noch wenige leuchtende Beispiele gibt, auch in Deutschland erfolgreich Robo-Advisory zu betreiben, sehen die Experten nicht schwarz für die Branche. Laut einer Studie des Bundesfinanzministeriums liegt das Potential bei rund 1,3 Billionen Euro. Um das ausschöpfen zu können, müssen Robo-Advisors ihren Mehrwert unter Beweis stellen. Vielen fehlt es bei den gebotenen Anlagestrategien an Innovation. Anderen fehlt die notwendige Erfahrung, um mit dem Robo-Advisor richtig umgehen zu können. Eine wirkliche Feuertaufe steht obendrein noch aus. Also wie schlagen sich Robo-Advisors, wenn es wirklich mal rappelt an den Börsen?

Viele Kunden vertrauen daher lieber auf herkömmliche Beratung. Gerade die Robo-Zweifler mit hohem Anlagevolumen erhalten von Vermögenberatungen gute Konditionen – vermeintlich kostengünstigere Robos werden da weniger attraktiv. Doch gerade hier ist die aus Anbietersicht interessante Klientel angesiedelt. Noch immer wollen viele Kunden zudem mehr als nur ein standardisiertes Produkt von der Stange. Aber auch Kunden, die in Einzelaktien investieren, ihre Entscheidungen selbst treffen oder dabei besondere Ziele (z. B. nachhaltiges Investieren) verfolgen, lassen sich gerne beraten oder suchen gezielt Informationen zu ihren Investments, heißt es im Whitepaper.

Die Robo-Welt dreht sich immer schneller

Trotz der zuletzt wenig erfreulichen Meldungen aus der Robo-Welt sehen die Marktbeobachter von Growth Ninjas erhebliches Potential für Robo-Advisors. Denn technologische Entwicklungen und Innovationen verlaufen nicht immer linear. Aber der technologische Fortschritt, und damit einhergehend auch die Anspruchshaltung der Kunden an Banken und ihre digitalen Fähigkeiten würden sich heute schneller denn je entwickeln. Konkret rechnen die Autoren der Analyse damit, dass wie in den USA auch hierzulande größere Vermögensverwalter auf den Robo-Markt drängen. „Wichtig ist hier die Zielgruppe zu kennen und auch die digitalen Marketing-Maßnahmen gezielt darauf abzustimmen. Viele Robo-Advisors reden aufgrund Ihrer Komplexität des Angebots an den Kunden vorbei“, so Stefan Greunz von den Growth Ninjas. Daneben dürfte es auch darum gehen, dass Anbieter ihr Profil schärfen, wenn sie nicht Gefahrlaufen möchten, von der Konkurrenz ersetzt zu werden.

Das EXtra-Magazin analysiert fortlaufend die in Deutschland aktiven Robo-Advisors und erstellt dazu aktuelle und umfassende Testberichte.