10. Februar 2022
Schreckensszenario Börsencrash – was heißt das eigentlich?

Schreckensszenario Börsencrash – was heißt das eigentlich?

Derzeit geht sie wieder um, die Angst vor dem nächsten großen Börsencrash. Diverse Experten wie etwa US-Investor Jeremy Grantham sehen Anzeichen dafür, dass es bald soweit sein könnte. Doch was bedeutet das überhaupt und welche historischen Beispiele gibt es?

Kurseinbrüche sind keine Seltenheit. Jeder Anleger, der schon eine Weile dabei ist, kennt das Bild roter Zahlen im Depot. Doch Kurseinbrüche, auch bei mehreren Aktien oder Branchen gleichzeitig, sind noch kein Börsencrash.

Was passiert bei einem Börsencrash?

Von einem Börsencrash spricht man dann, wenn ein gravierender Kurseinbruch in einer kurzen Zeitspanne an der Börse zu verzeichnen ist. Das FAZ Börsenlexikon erläutert, dass solche Einbrüche Vorbote oder Ausdruck einer Wirtschaftskrise sind und zumeist mit einem Anstieg der Zinsen am Anleihenmarkt einher geht. Tatsächlich folgt einem massiven Börsencrash oft auch ein Crash der Realwirtschaft. Bleibt die Wirtschaft über einen längeren Zeitraum schwach, kommt es zum Konjunkturtief und im Extremfall sogar zu einer Depression.

Gründe sind etwa nervöse Anlegerinnen und Anleger, die aus Sorge vor einem Wertverlust viele Aktien verkaufen und somit das Kursniveau zum Absturz bringen. Der daraus entstehende Domino-Effekt sorgt für immer weitere Abstürze. Zu solchen Panikverkäufen kommt es beispielsweise, wenn eine Spekulationsblase platzt, aber auch Ereignisse wie die Coronakrise sorgen für ein Abrauschen der Kurse. Doch viel mehr Einfluss als Privatanlegerinnen und -anleger haben Großinvestoren wie Investmentfonds oder Versicherungen, die bei bestimmten Anzeichen auf einmal zum Teil Millionen von Unternehmensanteilen verkaufen. Die Kurseinbrüche, die dadurch zustande kommen, machen wiederum Privatanleger nervös – und schon ist die Abwärtsspirale im Gange.

Tulpen – Geschichte einer Hysterie

Das 17. Jahrhundert gilt als Goldenes Zeitalter der Niederlande. Die Republik stieg zu einer globalen Handelsmacht auf, Gelehrte aus aller Welt kamen in das freie Land und es begann eine Zeit wirtschaftlicher und kultureller Blüte. Auch im wörtlichen Sinn war die Blüte allgegenwärtig – seit Mitte des 16. Jahrhunderts hatten Tulpen die Herzen der Niederländer erbobert. Zunächst waren sie wie so vieles der Oberschicht vorbehalten. Sie hatten Seltenheitswert und wurden gesammelt und getauscht.

Die Nachfrage nach Tulpenzwiebeln stieg ins Unermessliche – und somit auch die Preise. Eine einzige Zwiebel der Sorte „Semper Augustus“ soll so teuer gewesen sein, dass man sich für den Preis auch ein Stadthaus in Amsterdam hätte kaufen können, so die Legende. An diesem Hype wollten viele Niederländer teilhaben. Teilweise sollen sie ihre gesamten Ersparnisse für den Kauf von Tulpenzwiebeln ausgegeben haben, in der Hoffnung, sie später teurer weiterzuverkaufen. Eine Spekulationsblase war die Folge. Im Februar 1637 schließlich platzte die Blase. Um 95 Prozent rauschten die Preise nach unten. Viele Niederländer, die in den Handel eingestiegen waren, verloren alles. Diejenigen, die rechtzeitig verkauft hatten, konnten sich freuen. So jedenfalls die Geschichte.

Black Friday 1929 – Weg in die Depression

Der 24. Oktober 1929 markiert den größten Börsencrash der Geschichte, der an der New Yorker Börse begann. Auch diesem Einbruch war eine Spekulationsblase vorausgegangen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges konnten die Amerikaner optimistisch in die Zukunft blicken. Die USA hatten sich als führende Weltmacht etabliert und im Land gab es einen wachsenden Wohlstand. Auch das Interesse an Aktien wuchs. 1929 besaß nach Schätzungen jeder vierte Haushalt in den USA Aktien. Viele davon waren durch Kredite finanziert worden.

Einige Unternehmen nutzten das und gaben immer neue Aktien aus, investierten das dadurch erhaltene Kapital aber nicht gewinnbringend. Daneben kamen auch Unternehmen an die Börse, die gar keinen Gewinn erwirtschafteten. Der Dow Jones kletterte am 3. September 1929 auf einen historischen Höchststand von 381 Punkten.

Als es schließlich zu einem Konjunkturabschwung kam und keine Gewinne mehr zu machen waren, kam es Mitte Oktober 1929 zu einem Rückgang der Aktienkurse, der zu Panikverkäufen führte und schließlich im Börsencrash am 24. Oktober gipfelte. Viele Anleger hatten keine Wahl – sie konnten ohne die Aktienverkäufe die Kredite nicht begleichen, die sie eigens für den Aktienkauf aufgenommen hatten.

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Weltwirtschaftskrise als Folge

Zunächst versuchten die New Yorker Banken durch Stützungskäufe und Kreditübernahmen noch, einem kompletten Zusammenbruch entgegenzuwirken. Das blieb ohne Erfolg und der Dow Jones verlor innerhalb einer Woche mehr als 50 Prozent seines Wertes. Von der FED kam keine Unterstützung. Diese wäre nötig gewesen, um die Marktliquidität aufrechtzuerhalten. In Folge rutschten die USA in die sogenannte „Große Depression“, die zu einer Verarmung vieler Amerikaner führte.

Auch Europa war von diesem Börsencrash unmittelbar betroffen. Am 25. Oktober 1929 – dem schwarzen Freitag – brachen auch die Kurse an den europäischen Börsen massiv ein. Die USA waren Hauptgläubiger und zogen nach dem Crash ihr Kapital aus Europa ab. In Not geratene Banken forderten mit Nachdruck Kredite zurück. In Deutschland und anderen europäischen Ländern waren die Auswirkungen ähnlich derer in den USA. Es kam zu millionenfacher Arbeitslosigkeit und bitterer Armut.

Weitere Börsenkracher

Seit der Weltwirtschaftskrise kam es immer wieder zu Börsencrashs, etwa 1987, 2000 und 2008. Und auch die Coronakrise hat uns 2020 einen Crash beschert. Der DAX verlor vorübergehend ganze 38 Prozent – ein Rekord. Weltweit hat es viele Menschen und auch Unternehmen hart getroffen, viele Firmen haben die Krise nicht überstanden.

Doch die Börsen konnten sich schnell wieder erholen und 2021 entwickelte sich zu einem guten Börsenjahr, in dem nicht nur viele Unternehmen, sondern auch viele neue Anlegerinnen und Anleger den Sprung an die Börse wagten.

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Und jetzt?

Ob es 2022 tatsächlich zu einem größeren Börsencrash kommt, ist nicht vorhersehbar. Nach schwachen ersten Wochen haben sich die Kurse zunächst erholt. Es ist wenig hilfreich, über einen möglichen Crash zu spekulieren. Es zeigt sich, dass Tech-Titel aktuell von einer Korrektur betroffen sind, auch Biotech-Aktien sind auf Talfahrt. Dennoch sollte das für dich kein Grund zur Nervosität sein – mit einem breit gestreuten Portfolio und einem langfristigen Anlagehorizont werden dir auch größere Kurseinbrüche auf Dauer nichts anhaben.  

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