2. Juni 2010

Short-ETFs: Richtig eingesetzt eine Bereicherung

Short-ETFs geraten immer wieder in die Kritik – zu intransparent sei deren Funktionsweise. In Zeiten fallender Aktienmärkte bieten sie aber auch die Möglichkeit, sich gegen Verluste abzusichern.  Über den Einsatz von Short-ETFs in der Kapitalanlage wird derzeit viel diskutiert. Immer wieder kommt dabei die Frage auf, für wen sich Short-ETFs eignen und wie diese richtig eingesetzt werden können. Wer aktuell über den Einsatz von Short-ETFs in der Kapitalanlage nachdenkt, sollte die Wirkungsweise dieser Anlageinstrumente genau verstehen, denn es gab in der Vergangenheit oft Verwirrung über die Entwicklung eines Short-ETFs im Vergleich zu seinem „Long“-Referenzindex.

Short-ETFs im Einsatz

Ein Beispiel soll den Einsatz von Short- ETFs im Portfolio verdeutlichen. Das Portfolio besteht aus zwei Positionen, je einem klassischen ETF auf den DJ Euro Stoxx 50 und in einem entsprechenden Short-ETF. Der Wert des Portfolios liegt zu Beginn bei 200 Euro. Unterstellt man die in der Tabelle aufgeführte tägliche prozentuale Veränderung des DJ Euro Stoxx 50 ETF, so verliert dieser innerhalb des beobachteten Zeitraums insgesamt 1,12 Prozent an Wert, der Short-ETF gewinnt dagegen im selben Zeitraum „nur“ 0,96 Prozent.

1:1-Hedge nicht möglich

Über einen längeren Zeitraum betrachtet ist die Entwicklung des Short-ETFs aufgrund der täglichen prozentualen Berechnung nicht komplett invers. Eine ähnlich exakte Absicherung des Portfolios, wie sie z. B. über einen Future (Terminkontrakt) erfolgen kann, ist mit dem Short-ETF also nicht erreichbar. Short-ETFs können aber aufgrund der negativen Korrelation mit den Aktienmärkten durchaus das Risiko im Portfolio senken. Hätte der Verlust in unserem Beispielportfolio ohne den Einsatz von Short-ETFs in diesem Zeitraum bei 1,12 Prozent gelegen, so lag er durch den Einsatz von Short-ETFs mit 0,08 Prozent deutlich niedriger.

Short-ETFs nur für Profis?

Doch für wen lohnt sich eine solche unvollständige Absicherungsstrategie mit Short-ETFs? Institutionelle Anleger, die zur Absicherung ihres Portfolios Derivate nutzen können bzw. die eine exakte Steuerung ihrer Aktienquote erreichen wollen, werden zu diesem Zweck kaum auf Short-ETFs zurückgreifen. Private Investoren, denen sich nicht die gleichen Möglichkeiten wie institutionellen Anlegern bieten, können mit Short-ETFs ihr Portfolio aber gegen Kursverluste absichern. Dies kann insbesondere dann sinnvoll sein, wenn der Anleger noch Bestandsschutz auf seine vor dem 01.01.2009 gekauften Long-ETFs genießt und diese Positionen nicht auflösen will.

Short-ETFs als Baustein

Ihre volle Stärke spielen Short-ETFs dann aus, wenn man sie als Bausteine im Portfoliomanagement verwendet. Bislang bestanden die Portfoliobausteine der meisten Investoren nur aus Produkten, die von einer Aufwärtsentwicklung profitieren konnten. Short- Positionen durften oft nur zu Absicherungszwecken eingegangen werden. Durch den Einsatz von Short-ETFs besitzen Anleger die Möglichkeit, ihren Baukasten um eine weitere Anlageklasse zu ergänzen und damit ihr Portfolio unabhängiger von der allgemeinen Marktentwicklung zu modellieren. Ein höheres Risiko, wie vielfach behauptet, ist damit nicht verbunden, ist doch die Einschätzung, ob ein Markt fällt oder steigt, in beiden Richtungen gleich schwer zu treffen.

Strategien mit Short-ETFs

Für Anleger, die von diesen erweiterten Möglichkeiten profitieren möchten, sich aber mit genau dieser Allokationsentscheidung nicht befassen wollen, bieten sich aktiv gemanagte Fonds an, die durch den Einsatz von Short-ETFs eine Long/Short-Strategie verfolgen. Eine solche Strategie war in der Vergangenheit nur im Rahmen eines Investments in einen Hedgefonds möglich. Während Hedgefonds allerdings weitgehend unreguliert und intransparent anlegen und der Investor zudem hohe Gebühren bezahlen muss, hat jetzt auch der Manager eines klassischen Investmentfonds die Möglichkeit, eine Long/Short-Strategie umzusetzen und damit die Vorteile eines Hedgefonds mit der Sicherheit eines Sondervermögens zu verbinden.

Sektoren Long oder Short

Aufmerksame Leser des EXtra-Magazin kennen ein solches Investment bereits. Der AVANA IndexTrend Europa Dynamic (ISIN: DE000A0RHDB9) investiert in die Branchen-ETFs des DJ Stoxx 600 Index. Über einen strikt regelbasierten Investmentprozess werden Branchen mit Kauf- und Branchen mit Verkaufssignal selektiert. Branchen mit Kaufsignal werden über Long-ETFs abgedeckt, Branchen mit Verkaufssignal mit Short-ETFs. „Der Einsatz von Short-ETFs sorgt dafür, dass unser Fonds auch in fallenden Märkten eine positive Performance erzielen kann“, erläutert Günther Stibbe. Damit korreliert der Fonds in steigenden Marktphasen positiv mit dem Gesamtmarkt und korreliert negativ in fallenden Marktphasen. Hier sieht man am deutlichsten die Vorteile, die Short- ETFs im Portfoliomanagement bieten. Gerade die Erfahrungen der letzten 10 Jahre haben gezeigt, dass ein rein Benchmark-orientierter Investmentansatz die Anforderung eines langfristigen Wertzuwachses nicht erfüllen kann. Gefragt sind künftig also neue Anlagekonzepte, die Investoren vor übermäßigen Kursverlusten schützen.