26. Juni 2020

7 bedenkenswerte Lektionen für Investoren in der Covid-19-Krise

Seit dem Tiefststand der Börsen im März erholten sich die Aktienkurse deutlich. Doch viele Anleger trauen den von der Realwirtschaft abgekoppelten Börse nicht mehr über den Weg, immer wieder kommt es zwischenzeitlich zu deutlichen Kursrückschlägen. Die Börsen sind deutlich volatiler. Aus dem durch die Auswirkungen der Covid-19-Krise verursachten Crash an den weltweiten Aktienmärkten leitet nun Knut Gezelius, Lead Portfolio Manager des Skagen Global, die folgenden sieben Lektionen für Anleger ab: 

1. Versuchen Sie nicht, Markt-Timing zu betreiben

In den vergangenen Jahren gab es Hunderte überzeugend geschriebene Forschungsberichte, die argumentieren, dass die Hausse schon lange Zeit andauere und daher ein weiterer Crash unmittelbar bevorstehe. Allerdings haben nur wenige Kommentatoren (wenn überhaupt welche) vorhergesagt, dass die Märkte im März 2020 aufgrund einer Pandemie, die einen beispiellosen Stillstand durch einen weltweiten Lockdown auslöst, zusammenbrechen werden. 

2. „Cash is king“ stimmt nicht – bleiben Sie voll investiert

Investoren, die Bargeld horten, riskieren, auf beiden Seiten zu verlieren. Erst verpassen sie die Marktrally vor dem Absturz und dann verpassen sie in der Regel, inmitten der Panik einzusteigen, während der Markt rasch wieder zu den Höchstständen vor dem Absturz zurückkehrt. 

3.  Es gibt keine Blasenbildung bei passiven Investments – zumindest noch nicht

Aktive Manager beklagen, dass die lockere Geldpolitik sowie die Verbreitung von ETFs und Momentum-Strategien den Aktienmarkt verzerren, weil sie Volatilität unterdrücken. Allerdings stieg der Volatilitätsindex VIX am 16. März 2020 inmitten der pandemiebedingten Marktverwerfungen auf ein 30-Jahres-Hoch. Wurde der Aktienmarkt während dieser Turbulenzen zum „Stockpicker-Paradies“? Mehr als zwei Drittel der aktiven Fonds lagen im März und im ersten Quartal unter ihrer jeweiligen Benchmark. Immerhin nahezu ein Drittel der aktiven Manager erzielten eine – in manchen Fällen beträchtliche – Outperformance und sind daher für Anleger möglicherweise eine (viel) bessere Option als ein „Plain Vanilla“-Indexfonds. 

4. Value-Aktien mit niedrigen Multiples sind nicht defensiv

In den vergangenen zehn Jahren war es unter Value-Investoren ein gängiges Mantra, dass die angeschlagenen Value-Aktien defensiv wären. Die COVID-19-Krise hat diese Hypothese widerlegt. Ein Vergleich der Renditen des MSCI AC World Growth und des MSCI AC World Value während des Marktabschwungs zeigt aber, dass Growth zwischen dem 12. Februar und dem 23. März 2020 um 30 Prozent sank, während Value im gleichen Zeitraum um 37 Prozent fiel. Das gesamte Konzept des „Value Investing“ bedarf einer vollständigen Überarbeitung, um die Welt, in der wir heute leben, besser abzubilden. 

5. Der Glaube, dass „Dividenden nicht lügen“, ist weitgehend eine Illusion

Ein weit verbreiteter Glaube besagt, dass eine hohe Dividendenrendite signalisiert, dass eine Aktie unterbewertet ist, und Investoren bei langfristigen Investitionsentscheidungen einer hohen Rendite Vorrang vor der Gesamtrendite (Kursanstieg plus Dividendenrendite) einräumen. Der wirtschaftliche Kahlschlag infolge der Pandemie-Auswirkungen führte bei jenen Unternehmen, die im Verhältnis zu ihrer wahren Ertragskraft überproportional ausschütten zu radikalen Dividendenkürzungen, die oft mit einem gleichzeitigen Kursverfall der Aktien einhergingen. 

6. Technologie verdient Aufmerksamkeit, nicht Verachtung

Die COVID-19-Krise hat gezeigt, wie stark Technologie im Alltag verankert ist. In der Tat scheint ein Leben ohne Internet, elektronischen Zahlungsverkehr und Online-Shops allmählich unvorstellbar. Wir gehen davon aus, dass Verbraucher nur bei erheblichen wirtschaftlichen Einbußen ihre Ausgaben in diesen Bereichen einschränken würden, was uns zu der Frage führt, ob einige Technologieunternehmen den neuen Grundstock an Aktien bilden, die stabile Erträge und wachsende Cashflows zeigen.

7. Man sollte den Markt nicht naiv als irrational abtun.

Es ist einfach, den Markt als irrational zu bezeichnen, doch wir glauben, dass diese Behauptung während der COVID-19-Krise nachdrücklich widerlegt wurde. Während laut einer Umfrage der Bank of America unter globalen Fondsmanagern im April nur 15 Prozent der Befragten (und 10 Prozent im Mai) an eine V-förmige Erholung glaubten, stieg der MSCI AC World Index zwischen dem 19. März und dem 5. Juni um 34 Prozent. 

Das Fazit von Gezelius

Langfristige Anleger sollten die jüngsten Ereignisse analysieren, um wichtige Lehren hinsichtlich derjenigen Anlageprinzipien zu ziehen, die bis, während und nach der nächsten Krise zu erheblicher Vermögensbildung beitragen.