6. Oktober 2016
Mit Smart-Beta-ETFs ein attraktives Rendite-Risiko-Profil erzeugen.

Smart-Beta in der Praxis: Der intelligente Einsatz von Faktoren

In seiner weitesten Definition beschreibt der Begriff Smart-Beta regelbasierte Anlagestrategien, bei denen die Einzeltitelgewichtung nicht anhand der Marktkapitalisierung erfolgt. Sogenannte Faktoren, die Treiber hinter Rendite und Risiko, helfen dabei, das Verhalten des Portfolios besser zu verstehen und eine gezielte Steuerung der Anlage vorzunehmen.

Nachdem in der Wissenschaft bisher mehrere hundert Faktoren identifiziert wurden, sollte sich ein Anleger stets die Frage stellen, wie aussagekräftig ein vermeintlicher Faktor tatsächlich ist. Also inwieweit dieser einen Einfluss auf Rendite bzw. Risiko hat. Ein guter Anhaltspunkt dafür ist unseres Erachtens die Frage, ob sich das Bestehen eines Faktors auch ökonomisch nachvollziehen lässt. Zwei der am längsten bekannten Rendite-/ Risikotreiber sind die Faktoren „Dividende“ und „Volatilität“. Sie liegen vielen erfolgreichen Anlagestrategien zugrunde. Dass es sich hierbei um aussagekräftige Faktoren handelt, zeigen die zahlreichen möglichen Antworten auf die Frage nach dem ökonomischen Rational:

Hohe Dividendenzahlungen gehen häufig mit einem soliden Geschäftsmodell einher, so dass die Dividende als ein möglicher Gradmesser für den Erfolg des Unternehmens interpretiert werden kann. Darüber hinaus stellen Dividendenzahlungen eine direkte Partizipation am Geschäftserfolg dar und versprechen dem Anleger ein kontinuierliches Einkommen. Die Nachfrage nach schwankungsarmen Aktien wiederum lässt sich dadurch erklären, dass viele Investoren Wertschwankungen ihrer Geldanlage scheuen und deshalb Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen bevorzugen.

Smart-Beta-1

Der Einsatz von Dividendenstrategien und schwankungsarmen Aktien ist bereits seit vielen Jahren beliebt und hat seinen Ursprung lange vor der aktuellen Smart-Beta-Debatte. Dass beide Themen hervorragend in das derzeitige Marktumfeld passen, lässt sich unseres Erachtens einfach begründen: Angesichts fehlender Erträge auf der Zinsseite geraten Dividenden als alternative Einkommensquelle mehr und mehr in den Fokus. Wohlwissend, dass diese marktbedingte Abkehr von festverzinslichen Anlageformen Investitionen in Aktien voraussetzt, sind zugleich stabile Portfolios mit möglichst geringen Kursschwankungen interessant.

Zwei Faktoren in einem Smart-Beta-ETF

Invesco PowerShares bietet seit kurzem zwei ETFs an, die diese beiden Themen verbinden: Der PowerShares S&P 500 High Dividend Low Volatility UCITS ETF (WKN: A14RHD) und der PowerShares EURO STOXX High Dividend Low Volatility UCITS ETF (WKN: A2ABHF) haben das Ziel, die Wertentwicklung des S&P 500® Low Volatility High Dividend Net Total Return Index bzw. des EURO iSTOXX® High Dividend Low Volatility 50 Net Total Return Index nachzubilden. Diese Indizes konzentrieren sich auf den amerikanischen Aktienmarkt bzw. auf Aktien der Eurozone und streben eine möglichst hohe Dividendenrendite bei gleichzeitiger Verringerung der Wertschwankung an. Die ETFs bilden ihren zugrunde liegenden Index physisch nach und halten alle Aktien des jeweiligen Index.

Die Herausforderung bei Dividendenstrategien liegt darin, die sogenannte Dividendenfalle zu vermeiden. Gemeint ist damit die Auswahl vermeintlich attraktiver Aktien, deren Dividendenrendite ein falsches Bild liefert. Als Quotient aus „Dividende/ Aktienkurs“ kann eine hohe Dividendenrendite nicht nur auf attraktive Ausschüttungen sondern auch auf einen starken Rückgang des Aktienkurses zurückzuführen sein. Da starke Kursrücksetzer in der Regel nicht ohne Grund geschehen, sind solche Phasen häufig von einer erhöhten Unsicherheit hinsichtlich künftiger Dividendenzahlungen und einem stärker schwankenden Aktienkurs geprägt.

Um die Dividendenfalle zu vermeiden und „nachhaltige“ Dividendenzahler zu identifizieren, setzen klassische Dividendenindizes meist eine lange Dividendenhistorie als Qualitätsfilter voraus. Dieses Vorgehen hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Das Kriterium „Dividendenhistorie“ wirkt sich stark auf die Höhe der Dividendenrendite aus und reduziert diese deutlich.

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Die beiden zuvor genannten Indizes nutzen die Wertschwankung als innovativen Qualitätsfilter, der die Vereinnahmung einer hohen Dividendenrendite ermöglichen und gleichzeitig die Schwankungsbreite des Portfolios reduzieren soll. Die Indexzusammensetzung folgt dabei einer einfachen und transparenten Regel: Aus dem jeweiligen Grunduniversum, dem S&P 500 bzw. EURO STOXX, werden die 75 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt, mit maximal 10 Aktien pro Sektor bzw. Land. Anschließend werden daraus die 25 Aktien mit der höchsten Wertschwankung eliminiert. Die Gewichtung der verbleibenden 50 Titel erfolgt auf Basis der Dividendenrendite die damit in zweifacher Hinsicht zum Einsatz kommt und den dominierenden Faktor darstellt.

Kontinuierlicher Einkommensstrom

Für beide Indizes liegt die Dividendenrendite der letzten 12 Monate aktuell bei rund 4,0 Prozent brutto. Durch die angestrebte quartalsweise Ausschüttung der vereinnahmten Dividenden soll ein kontinuierlicher Einkommensstrom erzielt werden. Neben dem laufenden Ertrag zielen die Strategien aber auch insgesamt auf ein sehr interessantes Rendite-Risiko-Profil. Zwar müssen Anleger in starken Aufwärtsphasen damit rechnen, weniger Rendite zu erwirtschaften als der breite Aktienmarkt, in schwächeren Marktphasen wurde dieser Effekt jedoch deutlich überkompensiert. Dies zeigt insbesondere auch der Blick auf den historischen Maximalverlust, der gegenüber dem breiten Aktienmarkt deutlich reduziert werden konnte. Das Börsenjahr 2016 ist bisher von zahlreichen Turbulenzen geprägt. Sollten wir uns auf dem Weg in ein unruhigeres Fahrwasser befinden, können die vorgestellten ETFs eine interessante Alternative sein. Gerade turbulente Zeiten erlauben es schwankungsarmen Dividendenaktien, ihre Stärken auszuspielen, indem sie maßgeblich zur Stabilität des Gesamtportfolios beitragen. Nichtsdestotrotz sollten sich Anleger stets vor Augen halten, dass es sich bei Dividendenstrategien um Aktienanlagen handelt, die stets Kursrisiken mit sich bringen.

Gastbeitrag von Michael Huber, Head of PowerShares Distribution DE & AT bei Invesco Asset Management