16. März 2021
So beeinflusst Diversifikation Ihr ETF-Portfolio.

So beeinflusst Diversifikation Ihr ETF-Portfolio

Wussten Sie, dass Sie mit einer breiten Diversifikation über mehrere Anlageklassen hinweg eine höhere Rendite als bei einem reinen Aktienportfolio erzielen können, obwohl Sie mit letzterem deutlich höhere Renditechancen haben?

Das mag zunächst verwirren, beruht aber auf realen Beobachtungen des Anlageverhaltens deutscher Anlegern. An der Börse spielen nämlich nicht nur Zahlen eine Rolle, sondern ganz entscheidend auch unsere Emotionen.

In kaum einem anderen Lebensbereich handeln wir so emotional wie beim Investieren – und das kann uns wertvolle Renditepunkte kosten. Wie Sie von einer breiten Diversifikation profitieren, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag.

Diversifikation auch bei ETFs?

Oft bekommen wir die Anmerkung von Anlegern, dass ETFs doch schon komplette Indizes abbilden und dementsprechend keine weitere Diversifikation notwendig sei. Das stimmt  – jedoch nur zum Teil. Sie können mit einem ETF eine Anlageklasse abdecken. Beispielsweise decken Sie mit dem MSCI World ACWI einen großen Teil des globalen Aktienmarktes ab.

Tipp: Hier finden Sie sämtliche ETFs auf den MSCI World ACWI.

Jedoch wirkt Diversifikation nicht nur innerhalb einer Anlageklasse (z.B. Aktien), sondern gerade zwischen verschiedenen Anlageklassen. Aktienmärkte bewegen sich im Durchschnitt in eine ähnliche Richtung, während Anleihen, Immobilien und Rohstoffe anderen Einflussfaktoren unterliegen. Nimmt man mehrere Anlageklassen in einen Topf, können Wertschwankungen abgeschwächt werden. Politische Krisen können Finanzmärkte hart treffen. In solchen Phasen hat in den vergangenen 20 Jahren etwa der Goldpreis besonders gut performt. Hatten Sie einen entsprechenden Gold-ETC im Portfolio, konnten Sie diese Marktkorrekturen bislang gut abfedern.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Auch ein MSCI-World ACWI kann um einen weiteren Aktien-ETF ergänzt werden. Der europäische Markt ist konstant unterrepräsentiert. Mit einem ETF auf den Euro Stoxx 600 könnten Sie dieses Ungleichgewicht kompensieren. Das Bewertungsniveau europäischer Aktien ist Analysen zufolge deutlich niedriger als das von US-Unternehmen.

Beispiel: Einfluss von Diversifikation auf ETF-Portfolio

Wir haben uns die Jahresperformance des iShares Core MSCI World (WKN: A0RPWH) angeschaut und um weitere Bausteine ergänzt. Isoliert betrachtet hätten Sie seit dem 27.01.2020 eine Rendite von 7,91 Prozent bei einer Volatilität von 27,72 Prozent erzielt. Die Volatilität ist eine Kennzahl für das Risiko – und demnach für die Schwankungsintensität eines Wertpapiers. Ob die Zahl hoch oder klein ist, muss relativ betrachtet werden. Einerseits spielt der Anlagehorizont eine wichtige Rolle. Das vergangene Jahr war geprägt von externen Impulsen – aus dem Grund auch das hohe Risiko. Betrachten wir die vergangenen fünf Jahre, so liegt die Volatilität „nur“ bei 13,47 Prozent (Stand: 26.02.2021).

Nehmen wir in dieses ETF-Portfolio weitere Anlageklassen mit auf, sehen die Performance-Kennzahlen folgendermaßen aus:

Einfluss von Diversifikation auf ETF-Portfolio

Einfluss von Diversifikation auf ETF-Portfolio.
 1-Jahres-RenditeVolatilität
Aktien7,91%27,72%
Anleihen-0,38%2,93%
Gold-0,61%18,68%
Immobilien-13,84%29,30%
Aktien/Anleihen (50-50)3,77%7,63%
Aktien/Anleihen/Immobilien (70-20-10)4,08%15,56%
Aktien/Anleihen/Immobilien/Gold (50-25-15-10)1,72%10,64%

Wie zu erwarten hat der Aktien-ETF im Betrachtungszeitraum die höchste Rendite erzielt. Immobilien hatten ein schlechtes Jahr, während Anleihen und Gold an der Nullgrenze kratzen. Fokussieren Sie sich jedoch niemals nur an Renditekennzahlen – achten Sie zusätzlich auf das Risiko, dass Sie mit einem Investment eingehen würden.

Bauen wir aus dem Aktien- und Anleihen-Anteil ein ausbalanciertes 50/50-ETF-Portfolio, so sinkt zwar die Rendite auf 3,77 Prozent pro Jahr, aber auch die Volatilität sinkt auf 7,63 Prozent. Das Risiko-Ertragsverhältnis ist in dieser Aufteilung deutlich vorteilhafter als bei einem reinen Aktien-ETF. Die gesunkene Rendite wird dahingehend kompensiert, dass Sie weniger Schwankungen ertragen mussten – und das sollten Sie als Anleger niemals unterschätzen.

Auch bei den anderen Portfolio-Aufteilungen können wir eine deutlich geringere Volatilität erzielen. Obwohl die Zahlen aufgrund des kurzen Zeitraums keine große Aussagekraft haben, deuten sie jedoch eines an: In volatilen Phasen bieten diversifizierte Portfolios interessante Vorteile.

Diversifikation kann zu mehr Rendite führen

Diversifikation kann zu mehr Rendite führen? Das haben wir doch oben widerlegt, nicht wahr? Stimmt, rein mathematisch hätte sich ein reines Aktien-Engagement für Sie mehr ausgezahlt. Wie Börsenlegende Kostolany jedoch einst sagte, sind über 90 Prozent der Entscheidungen an den Finanzmärkten rein psychologischer Natur. Aus dem Grund müssen wir der Aussage, dass Diversifikation zu mehr Rendite führt, große Aufmerksamkeit schenken.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben ausschließlich einen MSCI-World-ETF in Ihrem Portfolio. Die Märkte fangen an zu schwanken und Sie stellen plötzlich fest, dass Sie so große Ausschläge nicht aushalten – die Folge: Sie leeren Ihr Depot. Nachdem sich die Märkte wieder erholt haben und die alten Kursstände wieder erreicht sind, steigen Sie wieder in den Markt ein. Dieses Verhaltensmuster lässt sich bei sehr vielen Anlegern betrachten und war bereits Teil zahlreicher wissenschaftlicher Studien der Verhaltensökonomik. Ein Anleger, der hingegen auf einer breitere Diversifikation setzt, wird durchschnittlich länger investiert bleiben, weil die Schwankungen nicht so intensiv ausfallen. Dadurch nimmt dieser Anleger auch mehr Rendite mit – obwohl er rein mathematisch betrachtet die schwächeren Renditeaussichten hat.

Fazit

Denken Sie bei der Geldanlage nicht nur an zukünftige Renditeaussichten, sondern vielmehr an die Frage, wie Sie mit Schwankungen in Ihrem Depot umgehen können. Risikofreudige Anleger können entspannt auf einen hohen Aktien-Anteil setzen. Risikoaverse Menschen hingegen, sollten ihre Portfolien breiter aufstellen.

Wir neigen dazu, uns chronisch zu überschätzen. Auch die Risikobereitschaft wird oft überschätzt, gerade wenn es um das eigene Geld geht. Aus dem Grund empfehle ich jedem Anleger, auf eine breite Streuung zu setzen. Schauen Sie sich einmal das Weltportfolio von Gerd Kommer oder das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio an – diese bieten Ihnen eine solide Ausgangslage für Ihren Vermögensaufbau.

Tipp: Lassen Sie sich von unseren Musterportfolios inspirieren.