26. September 2020

ETF-Auszahlplan: Wie Sie mit diesem speziellen Produkt von Ihrem Vermögen leben

Vom eigenen Vermögen leben klingt toll. Doch der Teufel steckt im Detail. Wie ein ETF-Auszahlplan Ihnen dabei helfen kann.

Viele Menschen, die im Alter noch gesund und rüstig sind, möchten ihren Lebensabend  genießen und etwas erleben. Vorausgesetzt, Sie haben sich während Ihrer aktiven Arbeitsphase per ETF-Sparplan ein kleines Vermögen zusammengespart, können Sie damit nun im Alter per Auszahlplan monatlich Ihre Rente aufbessern. Problemlos möglich ist dies mit einem ETF-Auszahlplan. Doch hierbei gibt es einiges zu beachten. 

Derzeit beträgt das Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung rund 48 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens vor Steuern. Bis zum Jahr 2025 soll dies beibehalten werden. Ohne entsprechende Reform könnte die Rente jedoch bis zum Jahr 2030 auf 43 Prozent sinken. Damit liegt Deutschland weit unterhalb des EU-Durchschnitts von 70,6 Prozent. In Österreich erhalten Rentner 91,8 Prozent, in Italien 93,2 Prozent, in Portugal 94,9 Prozent und in den Niederlanden sogar 100,5 Prozent.

Um auch im Alter seinen gewohnten Lebensstil erhalten zu können, benötigt man laut einer Faustregel rund 80 Prozent des bisherigen Nettoeinkommens. Gerade für deutsche Rentner ergibt sich infolge des niedrigen Rentenniveaus eine gewaltige Rentenlücke.  Um diese zu schließen, sollten vor allem jüngere Arbeitnehmer möglichst frühzeitig privat fürs Alter vorsorgen. Am besten macht man dies per ETF-Sparplan. Über die Jahrzehnte hinweg lässt sich so bereits mit regelmäßigen Monatszahlungen ein kleines Vermögen zusammensparen.

Mit dem extraETF Sparplanrechner lässt sich genau errechnen, welchen Betrag man Monat für Monat auf die hohe Kante legen muss, um im Alter auf die jeweilige Zielsumme zu kommen. 

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Am Ende stellt sich die Frage: Was mache ich, wenn die angestrebte Summe zusammengespart ist und ich mit dem Ersparten meine Rente aufbessern möchte? Dafür sollte man sich rechtzeitig eine Entspar-Strategie überlegen. Am besten geht dies über einen sogenannten Auszahl- bzw. Entnahmeplan.

Was ist ein Auszahlplan?

Nach der langandauernden Ansparphase folgt im Alter die Entsparphase per Auszahlplan. Monat für Monat wird hierbei nach Antragstellung ein Teil der angesparten ETF-Anteile verkauft und dann dem Konto zur Aufbesserung der Rente gutgeschrieben.

Was ist dabei zu bedenken?

Vor Abschluss eines Auszahlplans sind jedoch verschiedene Überlegungen notwendig. Ob ich das Kapital im Alter möglichst restlos aufbrauchen oder einen Teil des Vermögens vererben will, ist dabei eine wesentliche Entscheidung. Andere Faktoren wie das eigene Lebensalter sind weniger berechenbar. Im Schnitt muss man vom angesparten Vermögen 20 bis 30 Jahre (nach Renteneintritt) leben. Es ist ratsam, die Obergrenze als Grundlage für die Berechnung heranzuziehen, auch um bei Pflegebedürftigkeit nicht in die Armutsfalle zu tappen.

Unbekannt ist auch die künftige Rendite für das noch nicht angetastete Vermögen. Hier nimmt man die zurückliegende Performance als Richtschnur. So betrug die langfristig durchschnittliche Jahresrendite des Industrieländerindex MSCI World inklusive Dividenden seit 1971 rund 8,3 Prozent, ohne Gewinnausschüttung 5,2 Prozent. Eine weitere Unbekannte ist die Inflationsrate. Anleger sollten dabei bedenken, dass in 30 Jahren heutige 180 Euro nur noch die Kaufkraft von 100 Euro haben werden.

Entnahmestrategien

Entsprechend vorangegangener Überlegungen kann man sich in einem zweiten Schritt für eine Entnahmestrategie mit Erhalt des Vermögens im Vererbungsfall oder ohne Kapitalerhalt (Aufbrauchen des Gesamtvermögens) entscheiden. Natürlich hängt davon auch grundsätzlich die monatliche Entnahmehöhe ab, die im Fall einer vollständigen Kapitalaufzehrung höher ist. Dabei hat man die Wahl zwischen einer statischen und einer dynamischen Entnahmestrategie.

Professor Martin Weber, Behavioral-Finance-Experte der Universität Mannheim, stellte im Band 30 „Entsparen im Alter – Portfolioentnahmestrategien in der Rentenphase“ verschiedene Modelle vor. Die einfachste, in der aktuellen Situation aber am wenigsten sinnvolle Strategie ist, die ETF-Anteile alle zu verkaufen und die Erträge auf ein nahezu unverzinstes Tagesgeldkonto zu legen. Allmonatlich entnimmt man dann den gleichen Betrag, bis das Geld aufgebraucht ist. Da dabei keine nennenswerten Erträge erwirtschaftet werden, sind bei einer angenommenen Laufzeit von 30 Jahren nur kleine monatliche Entnahmesummen möglich.

Sinnvoller dagegen ist, man entnimmt jedes Jahr nur einen bestimmten Prozentsatz. Als goldene Regel gelten vier Prozent des angesparten Vermögens, den Rest investiert man in einen breit gestreuten Index wie den MSCI World. So ist man weiterhin im Aktienmarkt investiert und generiert konstante Kapitalerträge, die eine Pleitewahrscheinlichkeit vor dem Tode äußerst unwahrscheinlich machen.

Auch bei 4,9 Prozent kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das angesparte Vermögen für mögliche Erben erhalten bleibt. Bei einer Entnahmesumme von 6,36 Prozent (hingegen wird das Vermögen bereits 30 Jahre nach Renteneintritt mit großer Wahrscheinlichkeit vollständig oder zum Teil aufgezehrt.

Eine Alternative dazu ist eine dynamische Strategie: Man entnimmt nur die jeweilige Kapitalerträge. Der Nachteil: Diese schwanken von Jahr zu Jahr deutlich. Um solche Unterschiede auszugleichen, zieht man in guten Zeiten eine Entnahmeobergrenze ein und baut sich so einen Puff er für schlechtere Zeiten auf.

Wo ist ein ETF-Auszahlplan abschließbar?

Nicht alle Direktbanken und Broker bieten solche ETF-Auszahlpläne an. Empfehlenswert sind aufgrund der Konditionen in der Ansparphase und der Gebühren bei der Entnahme vor allem Finvesto und die DKB *.

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Fazit

Mit einem ETF-Auszahlplan können Anleger nach Renteneintritt auf einfache Art und Weise ihre gesetzliche Rente aufbessern. Vor dem Abschluss sollten Anleger klären, ob sie die angesparte Summe vollständig aufzehren oder vererben möchten. Entsprechend der sich daraus folgenden Entnahmestrategie ergibt sich der monatliche Entnahmebetrag im ETF-Auszahlplan.

Tipp: In unserem umfangreichen Wissensbeitrag“ Auszahlplan (Entnahmeplan) mit ETFs – So geht´s “ finden Sie weiterführende Hinweise und Informationen zum Thema.