19. April 2022
So lief das erste halbe Jahr der Bitcoin-Ära in El Salvador

So lief das erste halbe Jahr der Bitcoin-Ära in El Salvador

El Salvador ist das erste Land der Welt, welches Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat. Nach etwas über einem halben Jahr lässt sich nun erste Bilanz ziehen.

Am 7. September 2021 ging das Land in Mittelamerika in die Geschichte ein, als es den Schritt wagte und die Kryptowährung Bitcoin als reguläres Zahlungsmittel einführte. Das an diesem Tag eingeführte Gesetz legte fest, dass jeder Händler, welcher die technischen Möglichkeiten hat, Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren muss. Wer diese Möglichkeiten nicht hat, muss jedoch nicht nachrüsten – die Verwendung von Bitcoin ist also keine Pflicht. Auch Steuern können die Einwohner El Salvadors mit der digitalen Währung bezahlen. Seit 2001 ist eigentlich der US-Dollar die offizielle Staatswährung.

Um das alles möglich zu machen, wurde eigens das Wallet Chivo eingeführt. Für jeden Download gab es außerdem ein Startguthaben von 30 US-Dollar – das entspricht etwa dem dreifachen des durchschnittlichen Tagesverdienstes. Zusätzlich stellte das Land 200 Chivo-Geldautomaten auf. Laut Medienberichten ist Chivo allerdings extrem pannenanfällig.

Kaum Interesse in der Bevölkerung

Dazu kommt: Die Bevölkerung El Salvadors hat auf die Einführung des Bitcoin nicht so positiv reagiert wie erwartet. Bei einer Befragung der Universität UCA gaben 70,1 Prozent der Teilnehmer an, wenig bis kein Vertrauen in Bitcoin zu haben. Über ein Fünftel wussten noch nicht einmal, was es mit der Kryptowährung überhaupt auf sich hat. Generell mangelt es in El Salvador massiv an finanzieller Bildung – und vielfach an den Mitteln. Laut giz-Angaben leben 38 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsschwelle von 2 US-Dollar pro Tag, 70 Prozent besitzen laut Regierung kein Bankkonto.

Jedoch habe der Tourismus im Land seit Einführung um rund 30 Prozent zugenommen, so Tourismusministerin Morena Valdez. Touristen blieben außerdem länger und gäben mehr Geld aus. Zudem gebe es großes Interesse an Investitionen aus dem Ausland.

Bitcoin hat wenig Nutzwert für KMUs

Anders sieht es wohl bei Unternehmen im Land selbst aus. Im Januar führte die Industrie- und Handelskammer eine Befragung unter kleinen und mittleren Unternehmen in El Salvador durch. 92 Prozent der teilnehmenden Unternehmen gaben an, die Einführung des Bitcoin habe keine Auswirkungen auf ihr Geschäft gehabt. 86 Prozent hatten die Kryptowährung nicht genutzt.

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Der Internationale Währungsfonds (IWF) verhandelt derzeit ein Kreditpaket in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar mit El Salvador und hat das Land bereits im Januar 2022 dazu aufgefordert, Bitcoin den Status als gesetzliches Zahlungsmittel wieder zu entziehen. Zu groß seien die finanziellen Risiken aufgrund der heftigen Kursschwankungen.