7. März 2022
So wirkten sich Kriege in der Vergangenheit auf die Finanzmärkte aus

So wirkten sich Kriege in der Vergangenheit auf die Finanzmärkte aus

Seit es die Börsen gibt, gab es auf der Welt immer wieder auch Kriege. Meistens erholten sich die Finanzmärkte schnell – ein Überblick.

Der Krieg in der Ukraine ist eine Tragödie, die für die nach dem Zweiten Weltkrieg Geborenen schwer zu verstehen und auszuhalten ist. Europaweit und auch darüber hinaus ist die Anteilnahme und die Hilfsbereitschaft groß. Doch nicht nur auf uns Menschen wirkt sich die Krise stark aus, auch die Finanzmärkte zeigen sich äußerst instabil. Wie verhielt sich das während großer Kriege und Krisen der Vergangenheit?

„Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ ist eine alte Börsenweisheit, die zunächst einmal zynisch klingt. Dabei bedeutet das eigentlich nichts weiter als antizyklisch Aktien zu kaufen – nämlich dann, wenn die Kurse gerade ganz unten sind. In der Vergangenheit hat sich das nicht nur zu schweren Krisen schon öfter bewahrheitet.

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg gilt als erster moderner Krieg der Geschichte. Er war der erste „totale Krieg“ und brachte diverse technisch-militarische Neuerungen mit sich. Doch was passierte an der Börse? Kurzgesagt: Lange nichts. Denn der Handel wurde an der deutschen Leitbörse mit Ausbruch des Krieges geschlossen. Ein Crash war dem vorangegangen. Vier Jahre änderte sich daran nichts. Als dann wieder geöffnet wurde, war der Wert deutscher Aktien und Staatsanleihen um 90 Prozent gesunken. Diese Vorkommnisse werden bisweilen als das Urtrauma deutscher Aktionäre bezeichnet, die die Skepsis gegenüber dem Wertpapierhandel fest ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben.

In den USA hingegen schloss die Börse nur für wenige Monate, nachdem der Dow Jones nach Ausbruch des Krieges mehr als 30 Prozent an Wert verlor. Doch bereits 1915 stieg der amerikanische Leitindex um 90 Prozent und bis Kriegsende 1918 um mehr als 40 Prozent.

Zweiter Weltkrieg

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ging die Börsenaufsicht von den Ländern auf das Reich über und die Zahl der Börsen sank von 21 auf gerade einmal neun. Freier Markt und Börsenhandel wurden von der Regierung stark eingeschränkt, denn das vorhandene Kapital sollte möglichst nur noch der Kriegswirtschaft zugute kommen. Nach Kriegsende blieb die Börse zunächst für 6 Monate geschlossen, bevor die Frankfurter Börse im September 1945 wieder eröffnet wurde. Doch erst nach der Währungsreform 1948 ging es auf dem deutschen Aktienmarkt langsam wieder bergauf, ab 1956 war der Kauf ausländischer Aktien wieder erlaubt. Die Börsen und deren erneuter Erfolg waren wichtiger Treiber des deutschen Wirtschaftswunders.

International löste Hitlers Einmarsch in Frankreich im Mai 1940 einen Kurssturz aus. Der Dow Jones verlor innerhalb eines Monats über 30 Punkte. Doch insgesamt konnte der Dow Jones während des Zweiten Weltkriegs sogar Gewinne einfahren. 1945 lag sein Wert 50 Prozent höher als 1939.

Koreakrieg und Kubakrise

Der Einmarsch der Nordkoreaner nach Südkorea und die Beteiligung der USA im Juni 1950 löste global die Angst vor einem Dritten Weltkrieg aus. Das übertrug sich zunächst auch auf die Finanzmärkte. Knapp 30 Punkte verlor der Dow Jones im Juli desselben Jahres. Doch bereits zum Jahresende hatte er wieder um etwa 40 Punkte zugelegt.

Ein ähnliches Bild zeigte sich im Oktober 1962 während der Kubakrise. Trotz der Drohung des US-Präsidenten John F. Kennedy, Atomwaffen einzusetzen, blieb es an den internationalen Finanzmärkten ruhig. Zwar verlor der Dow Jones am 23. Oktober 1,85 Prozent. Doch schon am nächsten Tag legte er wieder um 3,34 Prozent zu.

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Terroranschläge vom 11. September

Die Terroranschläge, bei denen am 11. September 2001 zwei Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers in New York flogen, zogen auch an den Börsen zum Teil starke Einbrüche nach sich. Einige Börsen meldeten gar den größten Punkteverlust ihrer Geschichte. Die Wall Street blieb für vier Handelstage geschlossen, danach verlor der Dow Jones um ganze sieben Prozent. Der DAX verlor am 11. September sogar über acht Prozent. Doch dank Eingreifen der FED blieb ein großer Crash aus. Bereits im November waren die Verluste wieder ausgeglichen.

Fazit

Es zeigt sich also: Die Finanzmärkte erholten sich auch während schwerer Krisen meist recht schnell. Für die aktuelle Situation bedeutet das: Anlegerinnen und Anleger müssen sich ob der ohnehin schwierigen Lage nicht auch noch zusätzlich Sorgen um ihre Geldanlage machen.