Vorsicht ist in der Finanzkrise zu einem wichtigen Anlageprinzip geworden. Staatsanleihen sind da ein Stabilitätsanker im Depot.
Auf den Staat ist Verlass. Eines muss man der Finanzkrise lassen. Sie hat Börsianer um so manche wichtige Erkenntnis bereichert. Zum Beispiel diese (wobei diese mit die Entscheidenste sein dürfte): Wirklich sicher ist kaum noch etwas. Mal ehrlich, wer hätte vor ein paar Monaten oder Wochen geglaubt, dass eine stolze Investmentbank wie Lehman Brothers Pleite gehen könnte? Oder sich die gesamte Investmentbanken- Branche der Wall Street sich binnen Tagen auflöst? Oder ein DAX-Wert wie Hypo Real Estate in so ernste Schwierigkeiten geraten könnte, dass nur noch der Staat Schlimmeres verhindern kann? Oder das es einer Staatsgarantie für alle Spareinlagen bedürfe, um das (deutsche) Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren? Sie merken schon, es viel vom Staat als Retter in der Not die Rede. Überhaupt scheint dieser Tage der Staat der Einzige zu sein, auf den – genau – noch Verlass ist. „Empfehlungen, nun sei der richtige Zeitpunkt, in Aktien einzusteigen, sind unverantwortlich“, verrät Martin Stürmer, Vorstand der Vermögensverwaltung PEH Wertpapier, dieser Tage der Süddeutschen Zeitung. Stürmer, dessen Fonds sich in der Krise bislang sehr gut gehalten haben, sieht deshalb heute die einzige vernünftige Anlageentscheidung in einem Portfolio aktiv gemanagter Staatsanleihen.
Aktiv oder passiv?
Eine durchaus sinnvolle Alternative zu aktiv gemanagten Rentenfonds sind Anleihen- ETFs. In puncto Rendite können sie durchaus mit ihren aktiven Pendants mithalten. Der Grund dafür liegt vor allem in den Kosten. Beim Handel über die Börse fallen keine Ausgabeaufschläge an und die jährlichen Verwaltungsgebühren liegen meist nur zwischen 0,15 und 0,20 Prozent. Gut, im Börsenhandel gibt es eine Differenz zwischen Geld- und Briefkurs (Spread), doch auch diese ist in aller Regel sehr gering. Diesen Kostenvorteil muss ein aktiver Fondsmanager erst einmal durch ein gehöriges Alpha (Renditeplus gegenüber dem Markt bei gleichem Risiko) ausgleichen. Die Realität: Viele schaffen es nicht. Gerade bei längerer Haltedauer schneiden so Anleihen-ETFs durch den Zinseszinseffekt in der Regel merklich besser ab, als so mancher aktiver Rentenfonds.
Staatsanleihen-ETFs
Anleger, die via ETFs auf Staatsanleihen setzen möchten, finden am deutschen Markt eine reiche Auswahl (siehe Tabelle und Kursteil). Etwa auf amerikanische Treasury Bonds oder Euro-Staatsanleihen. Die ETFs sind in unterschiedliche Laufzeitkategorien eingeteilt. Zudem gibt es die übliche Unterscheidung in ausschüttende oder thesaurierende Ertragsverwendung. iShares bietet auch ETFs, die ausschließlich mit Papieren des Bundes bestückt sind (für all jene, die schon bei italienischen Staatsanleihen ein mulmiges Gefühl bekommen). Und: es gibt verschiedene ETFKonstruktionen. Die Deutsche Bank und Lyxor investieren in einen Anleihenkorb und einen Swap (in der Regel maximal zehn Prozent mit entsprechendem Swap-Risiko). iShares be bevorzugt eine vollständige Nachbildung (dort finden sich auch tatsächlich die dazugehörenden Anleihen zu 100 Prozent im Portfolio).
Autor Redaktion
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