4. November 2022
Stehen deutsche Aktien vor einer Übernahmewelle?

Stehen deutsche Aktien vor einer Übernahmewelle?

Deutsche Aktien sind fundamental sehr preiswert. Gleichzeitig sind viele deutsche Unternehmen Technologie- und Marktführer in ihren jeweiligen Branchen. Sie verfügen über ein hohes technologisches Entwicklungspotenzial in Basisindustrien. Diese Kombination macht sie als Übernahmekandidaten interessant.

Deutsche Unternehmen sind seit Jahrzehnten im Blick von strategischen und Finanzinvestoren. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die frühe Beteiligung Kuwaits an Daimler – jetzt Mercedes-Benz Group AG – (WKN: 710000) in den 1970er-Jahren oder die Beteiligung Katars an der Deutschen Bank AG (WKN: 514000) nach der Finanzkrise. Die Übernahme der Technologiefirma Kuka AG (WKN: 620440) durch chinesische Investoren weist ebenfalls auf das hohe Interesse an deutschen Unternehmen durch zahlungskräftige Investoren hin.

Durch die Entwicklungen an den Aktien- und Devisenmärkten hat sich die Situation in diesem Jahr nochmals deutlich verändert. 2021 lag die Marktkapitalisierung von BASF SE (WKN: BASF11) bei rund 56 Milliarden Euro. Aktuell liegt sie bei rund 42 Milliarden Euro. Ein Rückgang von rund 25 Prozent. Für Investoren, die in US-Dollar denken, ist die Situation noch viel attraktiver. Die Marktkapitalisierung von BASF in US-Dollar lag 2021 bei rund 65 Milliarden US-Dollar. Heute liegt sie bei rund 42 Milliarden US-Dollar. Ein Rückgang von rund 35 Prozent. Das bleibt globalen Investoren nicht verborgen.

Vielen Firmen fehlt der Ankeraktionär

Unternehmen wie die Bayer AG (WKN: BAY001), BASF, die Gerresheimer AG (WKN: A0LD6E) oder die Jungheinrich AG (WKN: 621993) weisen derzeit eine enttäuschende Kursentwicklung auf. Bayer hat beispielsweise Probleme mit der Monsanto-Thematik, BASF mit einer Gasabhängigkeit und der Großinvestition in China. Langfristig hingegen sind die Unternehmen erstklassig aufgestellt. Sie sind in Zukunftsthemen investiert, hervorragend geführt und zumindest in Teilsegmenten Marktführer. BASF beispielsweise ist darüber hinaus seit vielen Jahren ein zuverlässiger Dividendenzahler.

Gleichzeitig haben diese Firmen keinen Ankeraktionär. Das macht sie anfällig für Übernahmen von Finanz- oder strategischen Investoren. Gerade dieser Aspekt wird in der aktuellen Börsensituation meines Erachtens vernachlässigt.

Übernahmewelle könnte kommen

Eine Übernahmewelle deutscher Unternehmen ist wahrscheinlicher geworden. Mit weiteren Kursverlusten und einer weiter schwachen Währung steigen das Interesse und die Kaufkraft von US-Dollar-Investoren. Vor diesem Hintergrund sind deutsche Aktien deutlich interessanter, als es aktuell aufgrund der kurzfristigen Probleme erscheint.

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Über den Autor: Uwe Wiesner

Uwe Wiesner ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG in Berlin