1. März 2019

Sutorbank-Studie: Dividende bringt oft mehr als eine Zusatzrendite

Die Aktienmärkte sind seit einigen Monaten sehr volatil und es gab einige Rückschläge. Inzwischen hat die Dividendensaison begonnen und viele Anleger können sich trotz Kursrückgängen über eine Zusatzrendite freuen. Wie hoch diese ausfällt, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Die Hamburger Sutor Bank hat über einen Zeitraum von 31 Jahren – also seit Auflegung des DAX – ausgewertet, wie hoch diese Zusatzrendite beim DAX ist. Dabei sind die Experten der Sutor Bank auf ein Unternehmen gestoßen, das auf Sicht von 31 Jahren zwar keinen Kurszuwachs erzielt hat, dafür aber eine ansehnliche Rendite nur aufgrund der Dividende eingefahren hat.

Blick nur auf Kursentwicklung führt in die Irre

„Noch immer bestimmen viele Einzelwerte die Anlegerdepots der Deutschen. Beliebt sind bekannte Namen wie Siemens, Allianz oder Daimler. In der Konsequenz richten viele Anleger ihren Blick jedoch ausschließlich auf die Kursentwicklung der Einzelwerte, weil die Dividende bei der Wertentwicklung standardmäßig nicht berücksichtigt wird. Dadurch erhalten Anleger ein verzerrtes Bild, das mit der tatsächlichen Rendite nicht viel zu tun hat“, sagt Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung der Sutor Bank. Der DAX habe diesem Trugschluss vorgebeugt, indem er nicht nur die Kurs-, sondern auch die Dividendenentwicklung der 30 größten deutschen Firmenwerte abbildet.

Trennt man den DAX nach Kurs- und Dividendenentwicklung auf, wird die Kraft der Dividende deutlich. Dazu hat die Sutor Bank den DAX zum einen als Performanceindex (inkl. Dividenden), zum anderen als Kursindex (ohne Dividenden) näher betrachtet. Seit der DAX vor 31 Jahren, am 31.12.1987, bei 1.000 Punkten startete, erzielte er als Kursindex, also ohne Dividenden, bis Ende 2018 eine Rendite von 5,2 Prozent pro Jahr. Vereinfacht dargestellt wurden aus einem Euro Investment in den DAX Ende 1987 bis heute 4,81 Euro. Berücksichtigt man jedoch die Dividenden und hätte diese im Laufe der Zeit immer wieder in Aktien reinvestiert, hätte man in 31 Jahren aus einem Euro stolze 10,56 Euro gemacht, was sich auch am DAX-Stand von 10.560 Punkten zum Jahresende 2018 ablesen lässt. Die jährliche DAX-Rendite inklusive Dividenden beträgt somit 7,9 Prozent. „Obwohl die Differenz der Rendite von DAX und DAX Kursindex im betrachteten Zeitraum durchschnittlich ‚nur‘ 2,7 Prozent pro Jahr beträgt, hat sich der Ertrag über die Laufzeit mehr als verdoppelt – aufgrund des Zins *- und Zinseszinseffekts“, erklärt Lutz Neumann.

Daimler beweist die Kraft der Dividende

„Dass die getrennte Betrachtung von Aktienkurs und Dividenden nur die halbe Wahrheit ist, lässt sich an der Daimler AG, dem deutschen Vorzeigeunternehmen schlechthin, eindrucksvoll beweisen. Die Aktie der Daimler AG verzeichnete am 20. Dezember 2018 einen Kurswert von 46,51 Euro. Blickt man zurück, so entspricht das ziemlich genau dem Kurswert von Anfang 1987, anderthalb Jahre bevor der DAX gegründet wurde, als die Daimler-Aktie für rund 46,50 Euro zu haben war (umgerechnet von D-Mark sowie bereinigt um sämtliche Kapitalmaßnahmen)“, so die Autoren der Sutorbank-Studie.

„Während der Daimler-Aktienkurs über den Zeitraum von 31 Jahren ein Nullsummenspiel ist, brachten die Dividenden den Daimler-Aktionären eine ordentliche Rendite, die zeitweise über dem DAX lag“, erklärt Neumann. Demnach habe der Daimler-Aktionär über den Zeitraum von 31 Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von 8,2 Prozent inklusive Dividenden mitgenommen. „Das zeigt, dass die Dividenden bei Wiederanlage für einen anständigen Zins-und-Zinseszins-Ertrag gesorgt haben. Und das obwohl beispielsweise 1996 aufgrund der Vollabschreibung der Fokker-Beteiligung und 2010 nach einer der schlimmsten weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte die Dividendenzahlungen ganz ausfielen oder, wie kürzlich gemeldet, geplante Dividenden gekürzt werden müssen“, sagt Neumann.

Dividenden sind die Miete des Aktionärs

Nach Ansicht von Neumann sollten Anleger auch bei Betrachtung einzelner Werte stets die Entwicklung der Dividende mitberücksichtigen. „Andernfalls wäre es in etwa so, als würde ein Hausbesitzer sich täglich über den Wert seiner Immobilie informieren, ohne auf die Mieteinnahmen zu schauen. Interessanterweise sind aber für Hausbesitzer die Mieten, die Monat für Monat erzielt werden, selbstverständlicher Bestandteil der Wirtschaftlichkeitsberechnung. Bei Aktien sollte das genauso sein. Denn die Dividende ist quasi die Miete des Aktionärs“, erklärt Lutz Neumann.

Generell gilt nach Meinung von Neumann jedoch, dass Anleger ein Investment in Einzeltitel oder nur wenige Titel vermeiden sollten. Es komme vielmehr darauf an, sein Geld möglichst breit am Kapitalmarkt weltweit zu streuen. „Kurzfristige Kursschwankungen sind bei einem langfristigen Investment kein Grund, nervös zu werden, da sie zum Kapitalmarkt nun einmal dazu gehören. Auf lange Sicht stellt sich der Erfolg von ganz allein ein, trotz zwischenzeitlicher Schwankungen. Unsere Analyse zeigt, dass die Dividende dabei langfristig zu einem wesentlichen Renditefaktor werden kann. Vermieten Sie als Anleger Ihr Geld an Aktiengesellschaften und der Lohn ist die Miete, auch Dividende genannt“, sagt Lutz Neumann.

Mit ETFs breit gestreut auf Dividendentitel setzen

Wichtig dabei ist jedoch nicht nur, allein auf die Höhe der Dividende zu setzen, sondern auch die Nachhaltigkeit der Gewinnausschüttungen der entsprechenden Unternehmen sowie die Höhe der Ausschüttungsquoten. Nur bei Unternehmen, die seit Jahren kontinuierlich Gewinne an ihre Anteilseigner ausschütten, bleibt die Wahrscheinlichkeit groß, dass dies auch künftig so sein wird. Zudem sollte die Höhe der Ausschüttung nicht die Investitionen einschränken, die unabdingbar sind für die künftige Wettbewerbsfähigkeit des entsprechenden Unternehmens.

In solche Werte investiert der iShares Stoxx Global Select Dividend 100 UCITS ETF (WKN: A0F5UH). Der Index bietet Zugang zu 100 Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen aus dem STOXX Global 1800 Index. Er umfasst ausschließlich Unternehmen, deren Dividende je Aktie in den vergangenen fünf Jahren nicht gesunken ist und deren Dividende zu Gewinn je Aktie weniger oder gleich 60 Prozent in Europa, Latein- und Nordamerika bzw. 80 Prozent in Asien-Pazifik beträgt. Der Index ist entsprechend der Netto-Dividendenrendite gewichtet. In dem ETF sind 1,17 Milliarden Euro investiert. Stark darin gewichtet sind Titel aus den USA, Hongkong und Australien, vorwiegend aus den Sektoren Finanzen, Versorger und Immobilien. Die Ausschüttungsquote in den vergangenen zwölf Monaten betrug 3,69 Prozent. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,46 Prozent.

Alternative dazu ist der SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF (WKN:A1T8GD). Auch dieser ETF umfasst 100 globale Dividendentitel. Aufgenommen werden dabei nur Aktien von Unternehmen, die eine kontrollierte Dividendenpolitik mit steigenden oder beständigen Gewinnausschüttungen für mindestens zehn aufeinander folgende Jahre befolgt haben. Stark darin gewichtet sind Aktien aus Kanada, den USA und Großbritannien. Die Ausschüttungsrendite in den vergangenen zwölf Monaten betrug hierbei sogar 5,71 Prozent. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,45 Prozent.