13. Dezember 2016

TARGOBANK-Studie: Anleger durch Niedrigzins verunsichert

Die überwiegende Mehrheit der deutschen Anleger ist aufgrund der ultralockerern Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Niedrigzins verunsichert bis ratlos. So wissen 77 Prozent der Anleger aktuell nicht, wo und wie sie ihr Geld noch sinnvoll anlegen können. Gleichzeitig ist mehr als ein Drittel unzufrieden mit seiner Anlage: 36 Prozent der befragten Anleger geben an, dass ihre aktuelle Anlagestrategie wenig bis überhaupt nicht zum aktuellen Marktumfeld passt. Das ergab eine repräsentative Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Düsseldorfer TARGOBANK * unter 1.006 beratungsaffinen deutschen Anlegern ab einem Alter von 40 Jahren und einem Anlagevolumen von mindestens 2.500 Euro durchgeführt hat. Das entspricht hochgerechnet einem Potenzial von knapp 12 Millionen Menschen.

„Im aktuellen Zinsumfeld wird der Bedarf an professioneller Beratung eher zu- als abnehmen,“ sagt Alfredo Garces, Direktor Vorsorge und Vermögen bei der TARGOBANK.

Niedrigzins: Unsicherheit & Kosten halten Anleger von Depotoptimierung ab

Aus Angst etwas falsch zu machen und Geld zu verlieren, geben 77 Prozent der Befragten laut der TARGOBANK-Studie an, eine Änderung ihres Depots zu scheuen. „Verharren aus Angst etwas falsch zu machen ist sicher keine empfehlenswerte Anlagestrategie“, so der Anlageexperte der TARGOBANK. Dabei hielten ebenfalls 71 Prozent ihre Anlagestrategie aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen durch die EZB mit Niedrigzins für überdenkenswert. Doch statt zu handeln, „parkten“ 67 Prozent der Befragten ihr Geld derzeit auf dem Konto, in dem unguten Bewusstsein, dass es dafür so gut wie keine Zinsen gebe. 83 Prozent der Anleger würden zudem angeben, dass Ausgabeaufschläge sie davon abhielten, Anlageprodukte wie Fonds häufiger zu kaufen oder zu tauschen.

„Flatrate-Angebote in der Anlageberatung unabhängig von Ausgabeaufschlägen oder Orderprovisionen sind klar auf dem Vormarsch“, ist Garces überzeugt.

Ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis und zurückhaltende Renditeerwartung

„Entsprechend der Verlustängste ist auch das Sicherheitsbedürfnis vieler Anleger ausgeprägt. So beschreiben mehr als zwei Drittel (65 Prozent) ihre persönliche Anlagestrategie als konservativ (40 Prozent) bis sicherheitsorientiert (25 Prozent). Lediglich jeder Zehnte hat seine Anlagestrategie mit gewinnorientiert (8 Prozent) beziehungsweise risikobewusst (1 Prozent) beschrieben. Zurückhaltend äußert sich auch die Mehrheit der Befragten hinsichtlich der Renditeerwartung: So gelten Geldanlagen mit einer jährlichen Rendite zwischen 2 und 5 Prozent für die Mehrheit der Anleger als attraktiv“, so die TARGOBANK.

Informationsdefizite bei jedem dritten Anleger

Trotz der stetig zunehmenden Informationsquellen zu Geldanlagemöglichkeiten, insbesondere auch im Internet, fühlt sich laut Umfrage jeder dritte Anleger wenig gut (28 Prozent) bis überhaupt nicht gut (2 Prozent) informiert. Die mit großem Abstand wichtigste Informationsquelle beim Thema Geldanlage sei weiterhin der Bankberater, den 72 Prozent der Befragten genannt hätten. Danach folgten Freunde, Bekannte und Familie als Infoquelle (43 Prozent), dann erst die Onlineangebote (37 Prozent) gefolgt von TV-Ratgebern (31 Prozent) und Fachzeitschriften (25 Prozent).

ETFs immer bekannter – Beratung erwünscht

Bei der Abfrage der Bekanntheit unterschiedlicher Anlageprodukte belegen Aktienfonds (90 Prozent), Festverzinsliche Wertpapiere (88 Prozent) und Rentenfonds (79 Prozent) die ersten drei Plätze. Neu in der Top-Ten seien die Exchange Traded Funds, kurz ETFs, mit einer Produktbekanntheit von mittlerweile 22 Prozent. Wesentlicher schlechter bestellt sei es allerdings mit dem Wissen über die Funktion von ETFs. So würden 78 Prozent der Befragten angeben, sich nicht genug mit ETFs auszukennen. 53 Prozent glaubten zudem, dass ETFs nur etwas für Leute seien, die sich gut mit dem Thema Geldanlage auskennen würden. Entsprechend würden 39 Prozent der Befragten angeben, dass ihnen eine professionelle Beratung zu ETFs weiterhelfen würde.

Selbst Kenner von ETFs würden sich mitunter schwertun, potentielle Vorteile von ETFs zu benennen. Die Möglichkeit der breiten Streuung und damit verbunden eine geringeres Risiko werde von nahezu 60 Prozent der ETF-Kenner als Vorteil gegenüber anderen Fonds genannt. 46 Prozent würden deutlich geringere Kosten als bei aktiv gemanagten Fonds als Vorteil nennen. Und immerhin 42 Prozent der Kenner lobten ETFs als einfache und verständliche Produkte.

„Wir sind überzeugt, dass sich ETFs auch in der persönlichen Anlageberatung als Beimischung zu klassischen Fonds durchsetzen werden“, so  Garces.

Bankberatung: Anleger im Zwiespalt

Einen interessanten Widerspruch hat die Umfrage eigenen Angaben zufolge auch in Bezug auf Bankberater zutage gefördert: Wie erwähnt nennen 72 Prozent der Anleger den Bankberater als mit großem Abstand wichtigste Informationsquelle beim Thema Geldanlage. Andererseits äußern 68 Prozent der Anleger die Befürchtung, dass Berater meist Anlageprodukte anbieten würden, an denen die Bank am meisten verdiene. Darüber hinaus bemängelten viele Anleger eine fehlende Flexibilität bei den Anlageprodukten: So würden 41 Prozent der Anleger angeben, mit den von vielen Banken angebotenen Produkten nicht ausreichend auf Marktschwankungen reagieren zu können. Das führt unter anderem dazu, dass schwächere Marktphasen lieber ausgesessen werden statt schwach performende Geldanlagen zu tauschen (68 Prozent).

„Wer als Bank konkurrenzfähig bleiben möchte, muss sein Produkt- und Beratungsangebot den sich ändernden Kundenwünschen und -ansprüchen anpassen“, weiß TARGOBANK-Experte Garces.