31. Dezember 2016
Trading mit ETFs

Trading mit ETFs: Peppen Sie mit ETFs Ihre Rendite auf

„Bei dieser Strategie werden zwei Exchange Traded Funds (ETFs) mit dem Ziel eingesetzt, mit geringerem Risiko Aktienrenditen zu erwirtschaften. Dabei soll das aktientypische Risiko verringert werden, indem der Wechsel aus einem risikoarmen Anleihen-ETF in einen Aktien-ETF nur für kurze Zeiträume erfolgt.“, sagt Christian Schuster, Gründer und Geschäftsführer der QAP Analytic Solutions und erläutert mehr zum Thema Trading mit ETFs.

Nach heftigen Korrekturen an den Aktienmärkten können die Kurse schnell und zumeist mit nur wenigen Rücksetzern ansteigen. Eine Strategie, die früh solch einen Anstieg erkennt, kann daher ein sehr profitables Werkzeug sein. Mit einer Studie, die bis in die 80er-Jahre zurückreicht, wurden Zeiträume nach Korrekturen identifiziert, die hohe Tagesrenditen mit sich brachten. Gleichzeitig war das Risiko geringer als in der restlichen Zeit.

Hiervon kann ein Anleger profitieren, der aktienähnliche Renditen erzielen möchte, dabei aber das volle Risiko von Aktien scheut. Für sehr begrenzte Zeiträume werden deshalb Exchange Traded Funds (börsengehandelte Indexfonds) auf US-Aktien ins Depot aufgenommen. Es müssen nicht zwingend US-Aktien sein. Auch mit ETFs auf europäische Aktien können ähnliche Effekte erzielt werden.

Die Voraussetzung zum Trading mit ETFs

Für das vergangene Jahr werden alle Tageshöchststände des US-amerikanischen S&P 500 ermittelt. Fällt der Index auf Schlusskursbasis mindestens um fünf Prozent unter diesen Höchststand und kehrt danach wieder über die täglich errechnete Schwelle von minus fünf Prozent zurück, erhalten wir das Einstiegssignal. Der Aktien-ETF wird am nächsten Handelstag zum Schlusskurs gekauft. Diese Position soll immer nur zwei Wochen (zehn Handelstage) gehalten werden. Danach erfolgt wieder der Wechsel zum Schlusskurs zurück in den Anleihen-ETF. Dieser ist grundsätzlich die restliche Zeit über die einzige Position.

Wir verwenden keinen Stopp-Loss oder ein anderes explizites Risiko-Management. Die kurze Dauer von nur wenigen Handelstagen kann als implizites Risiko-Management verstanden werden. Die Wahrscheinlichkeit für eine zweite Korrektur ist in diesem kurzen Zeitraum gering. Der Anleihen-ETF, insbesondere wenn er nicht sehr stark auf Zins *änderungen reagiert, stabilisiert das Portfolio langfristig und soll auch keine weitere Absicherung erfahren.

Risikoarm durch die vergangenen Börsenjahre

Zwischen Anfang 2012 und Ende Juli 2016 gab es insgesamt neunmal das Signal, in den Aktienmarkt einzusteigen. Alle neun Trades weisen eine positive Rendite auf (Tabelle 1). Diese 100-Prozent-Trefferquote wird sich aber auf lange Sicht nicht halten lassen. In der ferneren Vergangenheit lag das Verhältnis von Gewinn- zu Verlust-Trades in etwa bei 75 zu 25 Prozent.

Wertvergleich der ETFs
Die Tabelle vergleicht bei allen neun Trades die Wertentwicklung des Anleihen-ETFs mit
den unterschiedlichen Aktien-ETFs.

Als Beispiel zum Trading mit ETFs setzen wir den Source MSCI USA ETF als Aktien-ETF ein (Bild 1), um zu zeigen, wie die Rendite- und Risikokennzahlen ausgefallen wären. Er bildet den US-Aktienmarkt sehr diversifiziert ab. Ein Anleihen-ETF wird für die Zeit, in der der Aktien-ETF nicht im Portfolio ist, gekauft und gehalten. Insgesamt kommt zwischen 2012 und Juli 2016 eine Rendite von 55 Prozent zustande. Das entspricht rund 10,1 Prozent jährlich. Dabei wäre man nur rund acht Prozent der Zeit, nämlich neunmal je zehn Handelstage, in diesem Aktien-ETF investiert gewesen. Die restliche Zeit wird der Amundi ETF Euro Corporates gehalten. Dieser ETF legt in Unternehmensanleihen an. Wie auch Staatsanleihen sind Unternehmensanleihen vom Zinsumfeld abhängig, aber darüber hinaus spielt das Kreditrisiko – also das Unternehmensrisiko – eine wichtige Rolle. Der ETF enthält 40 der größten Unternehmen Europas, was Sicherheit geben sollte. Wäre man die gesamte Zeit in den Einzelwerten investiert gewesen, wäre die Rendite nicht einmal halb so hoch ausgefallen.

Wertentwicklung mit ETF auf US-Aktien
Bild 1 stellt die Wertentwicklung der Strategie dar.

 

Die Risikokennzahlen dieser Strategie sind beachtlich. Die Volatilität lag lediglich bei 4,3 Prozent. Jedes Kalenderjahr endete im Plus, für das laufende Jahr werden plus 9,5 Prozent (bis Juli) angezeigt. Maximal hätte der Anleger in diesem Zeitraum 3,4 Prozent verlieren können, wenn er zu den ungünstigsten Zeitpunkten die Strategie begonnen und beendet hätte. Die Qualität der Signale lässt sich an weiteren Kennzahlen ablesen: Während der neun Phasen, in denen der Aktien- ETF ausgewählt war, erzielte er in acht Fällen eine bessere Wertentwicklung als der Anleihen-ETF. Die durchschnittliche tägliche Rendite lag bei rund 0,33 Prozent über alle neun Trades hinweg.

QAP Analytic Solutions: Variationen

Mit jedem Kauf und Verkauf eines ETF fallen Kosten an. Mit 0,25 Prozent gehen wir bei der Simulation von recht hohen aus. Die Rendite liegt dann pro Jahr aber immer noch bei neun Prozent. Zu beachten ist, dass der erwähnte Aktien-ETF in Euro notiert, obwohl er den US-Aktien markt abbildet. Damit spielt auch die Währungskomponente bei der Wertentwicklung eine Rolle. Möchte man die US-Dollar-Komponente außen vor lassen, kann stattdessen ein ETF auf europäische Aktien gekauft werden. Mit Einsatz des ComStage STOXX Europe 600 ETF bleiben die Rendite- und Risikokennzahlen im oben gezeigten Rahmen. Jedes Kalenderjahr endete mit dem Einsatz dieses ETF auch positiv (Bild 2).

Wertentwicklung mit ETF auf europäische Aktien
Bild 2 stellt die Wertentwicklung einer Strategie dar, die den ComStage STOXX Europe 600
ETF verwendet.

 

 
Sind Sie von der Signalqualität so überzeugt, dass in den kurzen Zeiträumen ein gehebelter ETF eingesetzt werden soll, bietet sich der Amundi ETF Leveraged MSCI USA Daily an.

Dieser liefert die zweifache tägliche Rendite des zuerst verwendeten US-Aktien-ETF. Die Rendite im Betrachtungszeitraum erhöht sich deutlich auf mehr als 17 Prozent pro Jahr. Diese geht aber auch mit höherem Risiko einher. Maximal hätte ein Minus von 5,5 Prozent zu Buche gestanden.

Es muss auch nicht zwingend immer 100 Prozent der Strategie im Anleihen-ETF investiert sein, bis ein Signal kommt. So können auch dauerhaft die genannten Aktien-ETFs zu einem Teil (zum Beispiel 50 Prozent) gehalten werden (Bild 3). Im Signalzeitraum werden diese dann erst auf 100 Prozent erhöht und im Anschluss wieder in die Ausgangslage zurückgefahren. Je höher die dauerhafte Aktienquote ist, desto höher ist auch das Risiko – so zumindest während der vergangenen viereinhalb Jahre. Das lässt sich an der Volatilität und dem maximalen Verlust ablesen.

Variationen im Vergleich
Bild 3 vergleicht die Strategie mit vier Variationen. Die Zahlen in Klammern stehen für die
prozentuale Aufteilung bei einem Signal (letzte Zahl) und ohne Signal (erste Zahl).

Fazit

Die Verlustphasen des Aktienmarktes bringen wertvolle Erkenntnisse zu Tage, die für ein Markt- Timing oder eine Rotation zwischen Anleihen- und Aktien-ETFs genutzt werden können. Natürlich ist ein grundsätzlich positiver Trend am Aktienmarkt – wie er in den vergangenen viereinhalb Jahren mit Ausnahme von 2015 in Europa vorlag – hilfreich beim Einsatz der Strategie. Die 20 Jahre davor aber brachten alle Höhen und Tiefen mit sich, und auch hier konnte der Ansatz überzeugen. Für Anleger, die zwar am Aktienmarkt partizipieren wollen, aber die Risiken eines dauerhaften Investments scheuen, bietet die Strategie eine Lösung.

Strategie Snapshot
Strategiename: Aktien-ETF-Timing nach Marktkorrektur
Strategietyp: Trendfolgend, vermögensverwaltend
Zeithorizont: Tages-Chart
Setup: Der S&P 500 Index fällt mindestnes 5% unter sein 1-Jahres-Hoch und kehrt über diese 95 %-Schwelle zurück.
Einstieg: zum Schlusskurs des nächsten Handelstages.
Ausstieg: zwei Wochen nach dem Einstieg
Durchschnittliche Anzahl an Signalen: 2 Signale pro Jahr
Durchschnittliche Trefferquote: Betrachtungszeitraum: 100 %, historisch: 75 % – 80 %.

Zum Autor: Christian Schuster

Christian Schuster Christian Schuster ist Gründer und Geschäftsführer der QAP Analytic Solutions GmbH. Das Unternehmen berät Firmen im Finanzmarktumfeld und entwickelt Analyse-Tools. Zuvor war Schuster Fondsmanager mit Fokus auf ETFs und Alternative Investments. www.qap-analytics.com

Gut zu Wissen: Trading mit ETFs

Short und Leveraged ETFs bieten Anlegern die Möglichkeit, die Wertentwicklung eines Indizes umgekehrt/invers (Short ETFs) oder gehebelt (Leveraged ETFs) nachzuvollziehen. Bei Letzteren ist durch die Regulierung europäischer Fonds der Hebel zum Schutz von Anlegern auf 200 Prozent begrenzt. Steigt der Index um ein Prozent, so liegt die Wertentwicklung des entsprechenden Leveraged ETF bei plus zwei Prozent – Verwaltungsgebühren und andere Kosten außen vor gelassen. Short ETFs bilden die inverse Entwicklung des zugrunde liegenden Index ab. Bei ihnen ist der gängigste Hebel 100 Prozent, also die einfache umkehrte Rendite des Index. Es gibt aber auch Short ETFs mit 200-Prozent-Hebel. Entscheidend ist, für welchen Zeitraum der angegebene Hebel gilt. Er wird vom ETF-Anbieter bestimmt und beträgt in den meisten Fällen einen Tag. Da der Hebel täglich erneut auf den jeweiligen Index angesetzt wird, ist die Wertentwicklung dieses Leveraged ETFs davon abhängig, wie hoch die jeweiligen Tagesrenditen im gesamten Anlagezeitraum ausfallen (Pfadabhängigkeit).

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