29. November 2022
Trubel im Twitter-Universum: Was macht Elon Musk als nächstes?

Trubel im Twitter-Universum: Was macht Elon Musk als nächstes?

Der Kurznachrichtendienst Twitter macht momentan konsequent negative Schlagzeilen. Der Verkauf an Elon Musk und seine radikalen Aktionen sorgen für chaotische Zustände.

Bereits seit über sechs Monaten herrscht Chaos im Twitterland. Im April verkündete Elon Musk, seines Zeichens Gründer und Geschäftsführer der Unternehmen Tesla und Space X – sowie einiger mehr – und aktuell reichster Mann der Welt, dass er plane, den Mikrobloggingdienst Twitter zu kaufen.

Die folgenden Monate im Schnelldurchlauf: Musk widerruft sein Angebot, ist eingeschnappt und will Twitter nicht mehr kaufen; Das Unternehmen reagiert kämpferisch und verklagt den Milliardär kurzerhand; schließlich einigt man sich doch und Elon Musk kauft sich sein privates Zwitscherland für 44 Milliarden US-Dollar. Vorstand, Verwaltungsrat, Aktionäre – alles Geschichte. Twitter ist nun Elons persönlicher Kurznachrichtendienst, den er nach eigener Aussage zu „einer globalen Plattform der Redefreiheit“ machen will.

Bye, bye, Twitter!

Am 28. Oktober informierte Elon Musk die US-amerikanische Börsenaufsicht über den Rückzug von der Börse. Das Unternehmen ist seitdem nicht mehr handelbar – Twitter gehört nun einzig und allein dem umtriebigen Entrepreneur, der sich in diesem Zusammenhang selbst als „Chief Twit“ bezeichnet. Das Delisting bringt für Aktionäre zudem einen erzwungenen Verkauf mit sich. Das bedeutet, dass alle Aktien automatisch verkauft werden – zu einem Preis von 54,20 US-Dollar pro Wertpapier. Das entspricht dem Wert, den Elon Musk im April pro Aktie geboten hatte. Der Unternehmer besitzt das absolute Stimmrecht und kann dadurch alle Aktionäre überstimmen.

Daher ist es nicht möglich, an den Twitter-Aktien festzuhalten – sie werden verkauft, ob man das als Anleger nun gut findet oder nicht. Das Geld wird automatisch aufs Depot bzw. Konto gebucht. Für Investorinnen und Investoren aus Deutschland bedeutet das: Der Betrag von 54,20 US-Dollar soll zum bestehenden Wechselkurs des Verkaufstags von Twitter in Euro umgerechnet werden. Kapitalertragssteuer, Solidaritätszuschlag, Gebühren etc. fallen gegebenenfalls an. Wie das am Ende aussehen kann, zeigt Finanzbloggerin Lisa auf aktiengram.de.

Wohin die Reise gehen soll

Auch nach dem Kauf bleibt es chaotisch im Twitterland. Mit der Kündigung von 7.500 Mitarbeitenden, die er per E-Mail über den Rauswurf informierte, sorgte Musk weltweit für Empörung. Schließlich kehrten sich zusätzlich überraschend viele Team-Mitglieder nach der Übernahme von Twitter ab – vor allem, nachdem der neue Chef bekanntgegeben hatte, dass er Präsenz im Büro verlange, von Arbeit im Homeoffice nicht viel halte und Überstunden gefälligst zu erdulden seien. Guter Führungsstil sieht anders aus. Und auch sonst sorgt Musk mit seinen Aktionen für Aufsehen. Immer wieder zwitschert er spontane, um nicht zu sagen unüberlegte Aussagen und setzt um, was ihm scheinbar gerade in den Sinn kommt. Es wundert nicht, dass sein erster, radikaler Versuch, Twitter ein Abomodell zu verpassen, kläglich scheiterte. Für acht US-Dollar pro Monat konnten User einen Verifizierungshaken kaufen, der dem blauen Haken von Unternehmensaccounts und Personen des öffentlichen Lebens zum Verwechseln ähnlich sah. Überall tauchten plötzlich „verifizierte“ Fake-Accounts auf – Falschmeldungen, Lügen und Hassreden inklusive.

Nun startet Elon Musk einen neuen Versuch, das Abomodell zu etablieren. Für Unmut sorgt er bei vielen Nutzern, Unternehmen und Werbetreibenden außerdem mit der Reaktivierung des Twitter-Accounts von Donald Trump und dem Plan, einer Art Begnadigung für gesperrte Accounts. Dazu hat Musk eine Umfrage unter den Usern durchgeführt. Obwohl nur drei der knapp 240 Millionen Twitter-User an der Umfrage teilnahmen, argumentiert der Twitter-Chef „das Volk“ habe sich für die Amnestie ausgesprochen.

So sieht er also aus, der Weg zur „globalen Plattform der Redefreiheit“ – eine Plattform, auf der sich Trolle, Lügner, Hassredner und Bots ziemlich wohl fühlen werden. Dass all diese Ankündigungen Konsequenzen nach sich ziehen, beweist der Rückzug etlicher Werbekunden: Firmen wie Coca-Cola, Volkswagen, Chanel und Dell haben sich bereits abgewendet. 50 der 100 größten Werbetreibenden haben in den letzten Wochen angekündigt, ihre Werbung auf Twitter einzustellen, heißt es auf meedia.de.

Tesla-Aktie unter Druck

Elon Musks Twitter-Vorstöße und sein Gebaren setzen auch die Aktie von Tesla (WKN: A3DAPU) unter Druck. Gewiss spielen hier noch andere Faktoren eine Rolle, dennoch geht es für die Aktie seit Anfang November fast durchgängig abwärts. Ein Trend, den Elon Musk sicher ungern sieht. Jemand sollte ihm dringend zwitschern: ein Überdenken seiner Twitter-Strategie wäre angebracht.