14. Februar 2012
vietnam

Vietnam - der schwierige Wandel vom Schwellen- zum Industrieland

Vor wenigen Jahren galt Vietnam als der große Shootingstar am Börsenhimmel. Das Land, den meisten durch den langandauernden Krieg bekannt, öffnete sich internationalen Investoren. Mittlerweile trat Ernüchterung bei Anlegern ein, die in das Land investierten. Doch nach der drastischen Kurskonsolidierung bieten sich möglicherweise wieder günstige Einstiegskurse auch via ETF.

Vietnam entwickelte sich zuletzt erfolgreich zur verlängerten Werkbank Chinas: so konnte die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, also nicht über die zum Überleben notwendigen Mittel verfügen, laut Weltbank von 58 Prozent im Jahr 1993 auf aktuell zehn Prozent gesenkt werden. Zurückzuführen ist dies auf ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum. Allein die Finanzkrise 2008 brachte einen kräftigen Einbruch. Doch bereits 2010 erzielte das Land dank eines Konjunkturprogramms der Regierung wieder einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,8 Prozent. Auch der Abwärtstrend im vergangenen Jahr blieb nicht ohne Folge. Maßnahmen zur Bekämpfung der ausufernden Inflation, die in diesem Jahr laut Prognosen im Schnitt bei 14,3 Prozentliegen soll, veranlassten die Weltbank das BIP-Wachstum für 2011 auf 6,3 Prozent zu senken. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht von +5,8 Prozent aus. Kommt es jedoch zu keiner weltweiten Rezession, von der auch die asiatische Region stark betroffen ist, steigt das BIP-Wachstum nach Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) bis zum Jahr 2014 schrittweise auf 7,2Prozent. Dies ist auch Voraussetzung dafür, wenn die Regierung ihr ehrgeiziges Ziel erreichen möchte, bis zum Jahr 2020 von einem Schwellenland zu einem Industrieland aufzusteigen.

Pluspunkt niedrige Lohnkosten

Bis dahin gibt es jedoch noch viel zu tun. Noch sind viele Branchen international nichtkonkurrenzfähig. Neben der erwähnten hohen Inflation beherrschen eine überbordende Bürokratie und Korruption den Alltag. Grund genug auch für einige ausländische Investoren, dem Land den Rücken zu kehren. Von der Regierung wird dies als erstes Warnsignal gewertet. Bisher punktet das Land vor allem aufgrund des niedrigen Lohnniveaus, das rund ein Drittel niedriger ist als in China. Zudem kann Vietnam auf gut ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen. Nun gilt es, die Wende vom Billiglohnland zum Industrieland zu meistern – keine einfache Aufgabe. Die Nähe zu Wachstumsregionen wie China, Malaysia oder Thailand dürfte dabei helfen.

Nach Kurseinbruch jetzt Einstiegskurse?

Der Aktienmarkt Vietnams wird durch zwei Indizes abgebildet, den Ho Chi Minh Stock- Index (VN-Index) sowie dem Vietnam-Hanoi Exchange Stock Equity Index (HNX-Index), die die größten Unternehmen an den Börsen Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) sowie der Börse Hanoi umfassen. Aufgrund der geringen Liquidität wird der Markt jedoch hierzulande entweder durch bankinterne Indizes oder durch Benchmarks großer Indexanbieter abgebildet wie den FTSE Vietnam. Letzterer ist auch Basiswert des bisher einzigen börsengehandelten Indexfonds db x-trackers FTSE Vietnam ETF (WKN: DBX1AG). Der Index umfasst die aktuell 26 bedeutendsten vietnamesischen Unternehmen, die auch eine ausreichende Verfügbarkeit für eine ausländische Beteiligungen aufweisen. Ein starkes Gewicht liegt auf der Finanzbranche(62 Prozent), gefolgt von Industrieunternehmen (13 Prozent) und Verbrauchsgüterfirmen (11 Prozent). Größte Positionen sind die Mason Group Corp. (19 Prozent), Vincom (62 Prozent), gefolgt von Industrieunternehmen (13 Prozent) und Verbrauchsgüterfirmen (11 Prozent). Größte Positionen sind die Mason Group Corp. (19 Prozent), Vincom (13 Prozent) oder Vietnam Joint Stock Commercial Bank for Industry (7 Prozent). Die Dividendenrendite beträgt derzeit knapp vier Prozent. Erwirtschaftete Erträge des ETF werden thesauriert.

Die maximal jährliche Gebühr beträgt 0,85 Prozent. Geht man nach der erzielten Rendite der vergangenen Jahre seit Auflegung im Januar 2008, ist die Bilanz allerdings vernichtend: Der ETF verlor bis Ende November mit -75 Prozent drei Viertel des Wertes. Gerade im Krisenjahr 2008 büßte der ETF rund 67 Prozent ein, und auch der Abwärtstrend im Jahr 2011 machte sich beim FTSE Vietnam mit einem Minus von rund 46 Prozent bemerkbar. In Aufwärtsphasen dagegen wie im Jahre 2009 performte der Index überdurchschnittlich mit +39,67 Prozent. Dies macht deutlich: Der noch junge Aktienmarkt reagiert sozusagen gehebelt auf weltweite Konjunkturab- als auch -aufschwünge. Mutige Investoren, die auf einen Wiederaufschwung des asiatischen Marktes setzen, können derzeit also zu äußerst niedrigen Einstiegskursen in den Markt einsteigen.