1. Februar 2019
In welche Richtung werden sich die Märkte 2019 entwickeln?

Vom Horrorjahr bis zur starken Erholung ist vieles möglich

Die Unsicherheit an den Aktienmärkten ist so groß wie lange nicht mehr. Von einem Horrorjahr 2019 orakeln die einen, von einer satten Börsenrallye träumen die anderen. Wir bleiben tendenziell optimistisch. Zumal viele Aktien extrem billig sind.

Falls Ihnen die Knie schlottern und Sie am liebsten alle Aktien verkaufen würden,
sind Sie in scheinbar guter Gesellschaft. Die meisten Privatanleger, aber auch etliche professionelle Investoren, lassen sich von schlechten Nachrichten anstecken, wenn der Chor der Crashpropheten anschwillt. Es ist kein Wunder, dass dies jetzt der Fall ist. Die deutschen und europäischen Börsen verbuchten 2018 satte Verluste. Seit Oktober erleben die US-Börsen bereits die zweite Korrektur. All das verunsichert enorm.

Doch spulen wir einmal drei Jahre zurück zur letzten Doppelkorrektur: Im Herbst 2015 bröckelte der US-Markt um gut zehn Prozent ab, erholte sich etwas und gab im Frühjahr 2016 erneut nach. Wie zu erwarten, waren die Medien damals voller warnender Stimmen, zumal es ja scheinbar genug Gründe zur Zurückhaltung gab – etwa den möglichen Brexit sowie die US-Präsidentschaftswahl mit Donald Trump. Doch wer entnervt das Handtuch warf, sah den Börsenzug danach gnadenlos ohne sich weiterfahren. Bis zum Januar 2018 stieg der S&P 500 um mehr als 1.000 Punkte auf fast 2.900 Zähler. Das war eine Rallye von beinahe 60 Prozent!

Steht uns jetzt ein Ausverkauf wie in den schlimmsten Zeiten bevor oder sind die aktuellen Kursverluste nur Schlaglöcher auf dem Weg zu neuen Allzeithochs? Ganz ehrlich: Wir wissen es nicht, denn wir besitzen keine Glaskugel. Doch wenn wir die Wahrscheinlichkeiten für beide Szenarien wägen, spricht aus unserer Sicht einiges für eine stärkere Erholung der Aktienkurse in diesem Jahr. Zum einen liegen so gut wie alle schlechten Nachrichten auf dem Tisch (Brexit, die Schulden Italiens, die Handelspolitik Trumps). Dennoch haben diese das Zeug, die Börsen noch einige Monate in Atem zu halten.

Zum anderen sind viele Aktien, insbesondere in Deutschland und Rest-Europa, sehr günstig. Aktuell notiert ein Drittel der Dax-Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn, eine Daimler bringt es gerade mal auf ein KGV von sechs, eine Lufthansa nicht einmal auf fünf. Sollten sich die politischen Konflikte in Grenzen halten oder gar gelöst werden, könnte die Skepsis vieler Anleger weichen und den Börsen einen deutlichen Schub bescheren. Im besten Fall könnte dies den DAX wider Erwarten der meisten Marktteilnehmer in Richtung 14.000 Punkte führen.

Über den Autor

Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln.