22. März 2020

Von Bullen und Bären – und was man jetzt daraus für sich lernen kann

Bereits in der Bibel spricht Josef in der Traumdeutung des Pharaos von den sieben fetten und den sieben mageren Jahren, die das Land künftig überziehen werden. Nach den Jahren der überreichen Ernte folgen die Jahre der Dürre. Nicht viel anders ist es in der Börsenwelt, nur dass hierbei die Länge der jeweiligen Börsenphase weit schwieriger vorauszusagen ist.

Abgleiten in Rezession von Managern vorausgesagt

Am Aktienmarkt unterscheidet man allgemein zwischen Hausse (frz. Aufstieg, Steigerung) und Baisse (frz. Rückgang). Die weitaus populärere Bezeichnung ist Bullen- und Bärenmarkt. Dabei steht der potente Bulle für Wachstum und steigende Kurse, der Bär für Pessimismus und fallende Kurse.

Gerade haben wir nun den langandauerndsten Bullenmarkt der Geschichte überhaupt hinter uns. Zu verdanken ist die überdurchschnittliche lange Aufwärtsphase vor allem der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken und der Bereitstellung billigen Geldes für die Unternehmen. Das verdeckte manch anderes Problem, was schon seit Jahren die Märkte belastete, die weltweite und sich nun ausweitende Verschuldungskrise, die ungenügende Wettbewerbsfähigkeit mancher Mittelmeerstaaten, für die der Euro zu teuer ist, die zahlreichen globalen Handelsauseinandersetzungen oder manch andere Konflikte. Vieles davon dürfte in den kommenden Monaten nun aufbrechen.

Infolgedessen befürchtet die Chefetage deutscher Unternehmen nun das Abgleiten der Wirtschaft in eine tiefergehende Rezession, vergleichbar mit der Finanzkrise des Jahres 2009 oder aufgrund der branchenübergreifenden globalen Krise sogar des Jahres 1929. So fiel auch im März der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Meinung von rund 9.000 Managern widerspiegelt, von 96,0 Punkten im Vormonat auf nun 87,7 Punkte. Das ist der größte Einbruch seit dem Jahr 1991 und der niedrigste Wert seit August 2009, dem Höhepunkt der Finanzkrise. Willkommen also im Bullenmarkt. Von einem solchen spricht man laut der 20-Prozent-Regel, wenn die Kurse um mindestens 20 Prozent gesunken sind. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt. Ein häufiges Zeichen einer solchen Abwärtsphase ist auch, dass sich die Märkte wie in einer Fieberkurve bewegen. Hohen Kursverlusten folgen höhere Kurserholungen, weil sich der eine oder andere Anleger mit neuen Aktien zu günstigeren Kursen eindeckt. Danach geht es dann oft weiter bergab. Wie lange aber tatsächlich die derzeitige Bullenphase dauert, weiß keiner. Zumal es sich diesmal um keine normale Bullenphase handelt, die Aktien werden derzeit quasi künstlich beatmet durch milliardenschwere Anleihen-Aufkäufe der Notenbanken und weitere zusätzliche Maßnahmen. Wie lange sich dies durchhalten lässt, bleibt abzuwarten.

Doch wie lange dauern solche Abschwungphasen gewöhnlich?

Um die heutige Börsenphase einordnen zu können, empfiehlt sich ein Blick in die Vergangenheit. So gibt es verschiedene Studien zum Wechsel von Bullen- und Bärenmärkten und deren zeitliche Dauer. Eine davon ist die Analyse des US-Marktes (S&P 500) zwischen 1903 bis 2016 auf Basis der Publikation Robert Shillers. Danach gab es in diesem Zeitraum insgesamt zwölf Bullenmärkte mit einer Dauer zwischen 1,8 und 14,6 Jahren sowie elf Bärenmärkte, die zwischen 0,3 und 2,8 Jahren dauerten. Der durchschnittliche Bullenmarkt hielt 8,1 Jahre an, die durchschnittliche Dauer des Bärenmarktes hingegen nur 1,4 Jahre. Daran lässt sich erkennen, dass die Bullenphasen also wesentlich länger andauern als die Bärenphasen.

Dax Börsenkrisen
DAX trotzt Börsenkrisen

Nicht viel anders sieht es am deutschen Aktienmarkt aus, wie obenstehende Grafik zeigt. Auch der Dax erlebte nun seit seinem Bestehen neben dem heutigen Kurseinbruch vier weitere Crashs, der schwarze Montag im Jahr 1987 im Zuge der US-Dollarkrise, die Russlandkrise, die Dotcom-Krise sowie die zurückliegende Finanzkrise. Trotz deutlicher Kurseinbrüche dauerte die Erholung bis auf den zuletzt erreichten Höchstkurs nur 1,4 bis maximal 7,3 Jahre.

Einstieg in Zeiten von Kurseinbrüchen lohnt sich – insbesondere bei kurz- und mittelfristigen Investmentzeiträumen

Der jeweilige Markteintritt gerade aber für kurz- und mittelfristige Investments (bis 10 Jahre) kann dabei aber sehr entscheidend sein. So verdienten Anleger, die im Jahr 2000 in Aktien investierten, bis zum Jahr 2011 infolge der Aufs und Abs kaum Geld. Anleger jedoch, welche eine günstigen Markteinstieg in den Dax wählten, wie zuletzt in den Jahren 2003 oder 2009, oder auch ihr Aktiendepot entsprechend aufstockten, konnten sich auch kurzfristig über jährlich ansehnliche Renditen freuen. Langfristig hingegen spielt ein solcher Markteintritt weniger eine Rolle, ist aber natürlich trotzdem sinnvoll. So erzielte der Dax auf Sicht von fünfzig Jahren (inklusiv Rückrechnung) eine Rendite von 7,3 Prozent, der MSCI World sogar von 8,3 Prozent. Trotz anfallender Steuer bleibt danach in der Regel ein ansehnlicher Gewinn übrig. Steigt man jetzt innerhalb der Talsohle ein, dürfte sich diese Rendite noch weiter erhöhen. Immer mehr Anleger sind sich inzwischen auch dieser Tatsache bewusst, wie sich dies auch derzeit bei einigen höheren Zuflüssen von Robo-Advisors zeigt.“Schon seit jeher legen wir einen starken Fokus auf die Schaffung eines Bewusstseins für genau solche Ausnahme-Events bei unseren Kunden. Dies hat sich insbesondere in den vergangenen drei Wochen sehr ausgezahlt. Eine bedeutende Anzahl unserer Kunden hat daher ebenso antizyklisch wie unser Algorithmus gehandelt, wodurch wir 6x mehr Einzahlungen als sonst verzeichnen konnten“, so zum Beispiel Matthias Schmitt, Business Development Manager von ginmon *.

Allerdings Vorsicht vor der Börsenrallye – Stufenweiser Einstieg zu empfehlen!

Deshalb lohnt es sich also, die günstigen Einstiegskurse zu nutzen. Allerdings Vorsicht: Zwischenzeitlich kommt es auch in Bärenmärkten zu einer Börsenrallye, in die schon so mancher Anleger getappt ist. Dabei handelt es sich lediglich um vorübergehende Kursgegenbewegungen, in dem sich Anleger wieder mit Aktien zu vermeintlichen Schnäppchenpreisen eindecken. Danach gehen die Kurse aber wieder runter. Es empfiehlt sich daher, wie in anderen Artikeln bereits erwähnt, ein stufenweiser Einstieg. Also nicht das ganze Pulver mit einem Mal verschießen!