Währungs-Mix oder Währungsabsicherung - Was ist besser fürs Portfolio?
Währungen absichern oder besser auf eine Währungsvielfalt im Depot absichern. Die Meinungen dazu gehen weit auseinander. Dr. Martin Dietz, Fondsmanager und Head of Diversified Strategies von Legal & General Investment Management
Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ – so dichtete einst Johann Wolfgang von Goethe, und viele Anleger halten sich heute noch an diesen Ratschlag. Gerade wenn es um Investitionen in fremde Währungen geht. Auf den ersten Blick ist dies auch durchaus sinnvoll, schließlich ist die globale Diversifikation von Kapitalanlagen immer mit einem höheren Fremdwährungsrisiko verbunden. Gerade die jüngste Eskalation des Handelskrieges zwischen den USA und China oder auch die Unsicherheit um den Brexit haben das Anlegern wieder einmal vor Augen geführt. Dies wirft die Frage auf, wie stark die Währungsabsicherung der europäischen Anleger sein sollte. Dr. Martin Dietz, Fondsmanager und Head of Diversified Strategies bei Legal & General Investment Management (LGIM) hat eine Antwort darauf: „Die Meinungen über die Währungsabsicherung gehen weit auseinander, und auch das Gesamtengagement, die Risikobereitschaft und der Überzeugungsgrad spielen dabei eine Rolle. Unseres Erachtens sollten Anleger ihr Fremdwährungsexposure und ihre Absicherungsentscheidungen aber im Kontext ihres Gesamtportfolios betrachten – und nicht nur auf Basis der jeweiligen Anlageklasse.“
Stärkere Diversifikation durch Währungsmix
Das Fremdwährungsengagement kann dabei Dietz zufolge auf verschiedenen Wegen das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios verbessern. Es trägt ganz grundsätzlich zu einer stärkeren Diversifikation des Portfolios bei, kann zudem als Absicherung gegen Extremrisiken (Tail Risks) dienen und zudem für höhere Renditen sorgen. Den zugrunde liegenden Wirkmechanismus erklärt Dietz wie folgt: „Ein Exposure in als sichere Häfen geltenden Währungen wie dem US-Dollar, dem Japanischen Yen und dem Schweizer Franken trägt bei Marktrückgängen normalerweise zur Risikominderung bei. Des Weiteren kann das Fremdwährungsexposure einen unmittelbaren Schutz vor spezifischen Risiken der Eurozone bieten.“
US-Dollar, Yen und Schweizer Franken
Eine Kostprobe dessen erhielten Anleger erst vor wenigen Wochen: Ende April sank der Euro als Folge zunehmender Sorgen um die europäische Konjunktur auf einen Kurs von nur noch 1,11 US-Dollar – den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren. Anleger aus der Eurozone mit einem Exposure zum US-Dollar hätten von dieser Entwicklung sogar profitieren können – durch Währungsgewinne bei den entsprechenden Positionen. Sollte es in der Zukunft zu einer tieferen Krise der Eurozone kommen, könnte eine ähnliche Entwicklung theoretisch noch stärker ausfallen. „Insgesamt sehen wir Währungen außerhalb des Euros durchaus als Schutz gegen eine mögliche Wiederkehr der Eurokrise an“, erläutert Dietz. „Im Zuge unseres Risikomanagements behalten wir daher Exposures zum US-Dollar, zum Schweizer Franken und zum Yen in einem Portfolio bei, denn Fremdwährungen werten Portfolios strukturell auf.“
Schwellenländerwährungen mit Aufwärtstrend
Darüber hinaus haben Hochzinswährungen, insbesondere Schwellenländerwährungen, Anlegern bislang attraktive risikoadjustierte Renditen beschert. Daran lässt sich ablesen, dass sich die Rolle von Fremdwährungen nicht im Risikomanagement erschöpft. „Wir nutzen das Exposure zu Emerging-Markets-Währungen im Portfolio dazu, die hohen Zinssätze, die wir in diesen Märkten erhalten, in Euro zu transferieren“, erklärt Dietz. „Dabei handelt es sich also um eine sogenannte Carry-Strategie.“
Autor Uwe Görler
Uwe Görler war von 2011 bis 2020 als Finanzredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin tätig. Er behandelte die Themen ETFs und Robo-Advisors. Zuvor schrieb er in verantwortlicher Position für die "Zertifikatewoche" und verfasste Beiträge zu den Themenbereichen Wirtschaft & Finanzen sowie Gesundheit für verschiedene Rundfunkkanäle, darunter Antenne Bayern und N24.
Verglichen mit dem US-Dollar ist der Euro derzeit so schwach wie seit Anfang des Jahrtausends nicht mehr. Was bedeutet das für die Geldanlage mit ETFs?
Immer wieder werden Stimmen laut, dass dem US-Dollar seine Funktion als Weltleitwährung abhandenkommen würde. Die Ablösung durch ein anderes Zahlungsmittel sei nur eine Frage der Zeit. Ein Blick auf die potenziellen Nachfolger schafft Klarheit.