29. September 2016
Wie Anleger von Wandelanleihen profitieren können.

Wandelanleihen: Der Janus-Kopf unter den Anleihen

Es ist eine schöne Geschichte des römischen Versdichters Ovid in seinen „Metamorphosen“. Die betörende Nymphe Cardea neckte ihre Verehrer, indem sie ihnen ein Rendezvous versprach. Da sie sich aber unter offenem Himmel schäme, solle er doch schon einmal vorangehen in eine bestimmte Höhle im Wald. Sobald sie dies taten, entwischte sie ihnen durch die Büsche und die Verehrer wurden ausgelacht. Nicht so bei Janus. Aufgrund der Doppelgesichtigkeit entdeckte er die Schlitzohrigkeit der Nymphe, Cardea musste ihr Versprechen einlösen und wurde seine Frau. Dafür wurde sie von ihm zur Göttin aller Türen und Scharniere berufen. Janus gilt seither als Symbol für die Dualität des Lebens, für Liebe und Hass, Anfang und Ende, Leben und Tod, Schöpfung und Zerstörung.

Halb Aktie, halb Anleihe

Eine solche Dualität weisen auch Wandelanleihen auf. Wandelanleihen sind klassische Unternehmensanleihen mit einer bestimmten Laufzeit und einem festgelegten Zinssatz. Gleichzeitig wird dem Anleger aber auch ein Wandlungsrecht eingeräumt. Zu einem bestimmten Umtauschverhältnis kann die Anleihe in Aktien umgewandelt werden. Damit wird das Papier zu einem janusköpfigen Anlageinstrument, denn die Anleihe reagiert während der Laufzeit auch auf die Bewegungen am Aktienmarkt.

Als Faustregel gilt dabei: Bei steigenden Aktienkursen partizipiert die Wandelanleihe zu zwei Dritteln an der Aufwärtsentwicklung des Unternehmenspapieres, bei Abwärtsentwicklungen hingegen nur zu einem Drittel an den Kursverlusten. Das heißt, Verluste an den Aktienmärkten werden deutlich abgefedert, gleichzeitig partizipiert der Anleger zu zwei Dritteln an Aktiengewinnen. Die meisten Anleger nutzen dieses konvexe Renditeprofil für sich, ohne das Wandlungsrecht tatsächlich wahrzunehmen. Wandelanleihen eignen sich so perfekt für Anleger, die aufgrund einer unsicheren Marktsituation nicht gern direkt in den Aktienmarkt investieren möchten, also eine gewisse Sicherheit suchen. Diese finden sie, indem die Unternehmensanleihe zum Laufzeitende wie bei einer herkömmlichen Anleihe auf jeden Fall zu 100 Prozent zurückgezahlt wird und sie zudem einen Zins * ausgezahlt bekommen. Aufgrund der Wandlungsoption ist dieser allerdings in der Regel einen Tick niedriger als bei klassischen Unternehmensanleihen. Entwickelt sich die Aktie hingegen gut, kann das Wandlungsrecht wahrgenommen werden oder der Anleger profitiert ganz einfach von den gestiegenen Kursen der Wandelanleihe.

Ein weiterer Vorteil: Wandelanleihen weisen eine geringere Zinssensitivität auf, Anleger sind also mit dieser Anleihevariante besser geschützt vor überraschenden Zinsveränderungen. Im Gegensatz zum gesamten Anleihemarkt ist das Volumen der ausstehenden Wandelanleihen mit 450 Mrd. USD allerdings vergleichsweise gering. Gerade einmal rund 700 Unternehmen haben weltweit Wandelanleihen ausgegeben, die Hälfte stammt von US-Firmen.

ETF auf globale Wandelanleihen

Mit dem SPDR Thomson Reuters Global Convertible UCITS ETF (WKN: A12CZS) können Anleger weltweit breit diversifiziert an Wandelanleihen partizipieren. Der abgebildete Index umfasst aktuell 218 Papiere. Stark darin gewichtet sind Anleihen aus den USA, Japan, Frankreich und Deutschland. Größte Branchen sind Technologie, nicht zyklische und zyklische Konsumgüter sowie Investitionsausgaben. Zu den Top-Positionen im ETF gehören Wandelanleihen von America Movil, Nvidia, Telecom Italia sowie Intel. Die meisten Wandelanleihen sind in US-Dollar oder in Euro notiert. Der Index wird physisch optimiert repliziert, das heißt, er umfasst die wichtigsten der im Index befindlichen Wandelanleihen. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,50 Prozent.

Und dass gerade Wandelanleihen in Zeiten wachsender Unsicherheit als favorisiertes Anlageinstrument mit Schutzfunktion angesehen werden, zeigte sich auch in diesem Jahr. Mitte Februar stieg infolge stark fallender Aktienkurse das Fondsvolumen des ETF rasant an von rund rund 262 auf nun 403 Mio. EUR.

ETF auf europäische Wandelanleihen

Auf europäische Wandelanleihen setzt der von der HypoVereinsbank (Unicredit) aufgelegte SI UCITS ETF – UC Thomson Reuters EU Convertible Bond (WKN: A14PYG). Der ETF umfasst aktuell 63 Wandelanleihen aus dem Euroraum. „Im Index – und damit im ETF – sind ausschließlich Wandelanleihen enthalten, die über ein Mindestvolumen von 350 Mio. USD verfügen und bei denen das konvexe Profil stark ausgeprägt ist. Des Weiteren sehen die Indexregeln vor, dass eine Wandelanleihe den Index verlassen muss, wenn eine bestimmte Preisgrenze sowohl nach unten als auch nach oben nachhaltig durchbrochen wird. Damit ist im Index sowohl eine Stop-Loss- als auch eine Take-Profit- Funktion enthalten“, so Oliver Kilian, Head of ETF Sales Austria & CEE bei der Unicredit.

Zudem besteht ein Emittentenlimit in Höhe von 8 Prozent der Indexkapitalisierung. Stark im Index vertreten sind Papiere aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Die am stärksten gewichteten Sektoren sind Immobilien, Einzel-/Großhandel sowie Versorger. Größte Positionen im ETF sind Anleihen von KPN (movil), Telecom Italia sowie Siemens. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Wandelanleihen beträgt 3,8 Jahre. Der Index wird synthetisch abgebildet, Erträge werden thesauriert.

Seit einigen Wochen steht dem Anleger auch eine ausschüttende Anteilsklasse dieses ETFs (WKN: A2AEZ5) zur Verfügung. Die Gesamtkostenquote für beide Anteilsklassen beträgt 0,95 Prozent.

Weitere interessante Investment Möglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlegemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.

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