20. Mai 2022
Wie viel Wahrheit steckt in diesen drei Börsenweisheiten?

Wie viel Wahrheit steckt in diesen drei Börsenweisheiten?

Es gibt so einige Börsenweisheiten, die von Anlegergeneration zu Anlegergeneration weitergetragen werden. Die Anleger wiederholen sie Mantra artig und vertrauen auf ihre Richtigkeit.

Doch stimmen diese Börsenweisheiten heute auch noch oder sollte man sie besser vergessen? Ich gehe in diesem Artikel drei von ihnen auf den Grund.

Sell in may and go away

Eine der bekanntesten Börsenweisheiten ist sicherlich „Sell in may and go away“. Diese Börsenweisheit sagt aus, dass die Anlegerinnen und Anleger der Börse im Mai den Rücken kehren sollen. Denn die Sommermonate an den Börsen, so besagt es die Weisheit, sind eher schwächer. Viele Menschen befinden sich in den Sommermonaten im Urlaub, sodass die Produktivität der Unternehmen abnimmt. Im Herbst solle man dann an die Börse zurückkehren, denn ab hier werden wieder höhere Gewinne versprochen.

Und die Börsenweisheit war bisher auch gar nicht allzu weit hergeholt. Im S&P 500 beispielsweise konnte man seit 1950 feststellen, dass der Zeitraum zwischen Mai und Oktober tatsächlich schwächer war als der Zeitraum zwischen November und April. Doch gerade in den letzten Jahren, in denen sich saisonale und regionale Gepflogenheiten durch die Globalisierung mehr oder weniger aufgelöst haben, gerät die Börsenweisheit ins Wanken.

In den letzten neun der vergangenen zehn Jahren konnte der S&P 500 im Zeitraum von Mai bis Oktober eine durchschnittliche Rendite von 5,7 Prozent erzielen. Hätte man der Börsenweisheit gefolgt, hätte man sich in den letzten Jahren eine sehr gute Rendite entgehen lassen. Die Zukunft wird zeigen, ob man die Sommermonate an den Börsen besser meiden sollte oder aber diese Regel durchbrochen worden ist.

The trend is your friend

Wenn Du Dich schon einmal an der Chart Analyse von Wertpapieren versucht hast, wirst Du wissen, dass sich Wertpapiere an der Börse in bestimmten Trends entwickeln. Bei der Chart Analyse sieht man vor allem drei Haupttrends: Aufwärts-, Abwärts- und Seitwärtstrends.

Die Unterstützer der Börsenweisheit sehen Trends zudem in zeitlichen Abschnitten. So soll ein einmal gestarteter Trend zunächst auch über die nächsten Monate fortgeführt werden, sodass man bei einem Aufwärtstrend beherzt zugreifen sollte, um in den nächsten Wochen und Monaten eine ordentliche Rendite zu erhalten. Von Abwärts- und Seitwärtstrends sollte man aus Renditegründen eher die Finger lassen und auf den Aufwärtstrend warten.

Die Börsenweisheit ist sogar in der ETF-Welt angekommen. So gibt es bereits seit einigen Jahren sogenannte Momentum-ETFs. Diese investieren in Wertpapiere, die in der jüngeren Vergangenheit einen starken Aufwärtstrend verzeichnen, sodass die Wahrscheinlichkeit auf weitere Kursgewinne in den nächsten Monaten sehr hoch ist. Somit kann man getrost sagen, dass diese Börsenweisheit weiterhin ihre Berechtigung hat.

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Hin und Her macht Taschen leer

Eine Börsenweisheit, die ich früh erfahren durfte war: „Hin und Her macht Taschen leer“. Die Börsenweisheit sagt zum einen aus, dass durch viele Käufe und Verkäufe die Rendite aufgrund der hohen Ordergebühren geschmälert wird. Dieser Punkt war vor dem Aufstieg der Neo-Broker und den günstigen Ordergebühren auch sehr valide. Zum Anfang habe ich pro Order noch zehn Euro Ordergebühr zahlen dürfen. Doch dieser Punkt wurde durch die besagten Neo-Broker mit ihren sehr günstigen Ordergebühren etwas aufgeweicht.

Zum anderen nimmt die Börsenweisheit eine andere Börsenweisheit mit auf: „Time in the market beats timing the market.“ Dies bedeutet, dass eine langfristige Strategie an der Börse lukrativer ist, als zu versuchen, die besten Ein- und Ausstiegspunkte für verschiedene Wertpapiere zu finden. Denn es gelingt nur wenigen Anlegern ihr Geld durch schnelles Handeln an den Börsen nachhaltig zu vermehren. Vielmehr schneidet man sich so oft höhere Renditen ab, die man erlangt hätte, wäre man im Markt geblieben. Somit ist diese Börsenweisheit zwar zum Teil entkräftet, zum Teil hat sie aber immer noch Bestand.

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Fazit

Viele Börsenweisheiten haben immer noch ihre Berechtigung. Man muss allerdings beachten, dass sie meist vor der starken Digitalisierung und Globalisierung beeinflusst werden. Es wird mittlerweile zu jeder Zeit auf jedem Teil der Welt Handel betrieben, sodass ein saisonales Denken in manchen Branchen ad acta gelegt werden sollte. Aber auch die Digitalisierung hat die Börsenwelt verändert.

Musste man früher noch zu seinem Bankberater gehen und für hohe Gebühren Wertpapierkäufe und –verkäufe tätigen, geht dies heutzutage kostengünstig und schnell per App. Daher sollte man manche Börsenweisheit noch einmal überdenken, aber der Kern vieler Börsenweisheiten ist bis heute gültig und wir Anleger sollten ihnen Beachtung schenken.