5. August 2020

Wirecard fliegt aus dem Dax – das sind die heißesten Aufstiegskandidaten

Der Bezahldienstleister Wirecard muss wohl schon im August seinen Platz im Dax räumen. Diese Unternehmen haben Chancen auf den Aufstieg.

Der Sommer 2020 war für Aktionäre von Wirecard kein schöner. Die Aktie sackte ins Bodenlose ab. Die Geschäftsführung nahm es bei der Buchführung offenkundig nicht so genau. Anders bei der Deutschen Börse. Dort möchte man den einstigen Überflieger besser heute als morgen aus dem Dax haben. Es gilt als wahrscheinlich, dass Wirecard noch im August ausscheidet. Normalerweise stünden Anpassungen erst im September an. Das eine oder andere Unternehmen scharrt schon mit den Hufen und kann sich berechtigte Chancen für den Aufstieg in den Leitindex ausrechnen.

Wirecard ist im Dax nicht länger tragbar. Nach dem Bilanzskandal und der damit verbundenen Täuschung der Öffentlichkeit ist der Börsenwert des Technologieunternehmens weniger als 400 Millionen Euro (Stand: 05.08.2020). Zum Vergleich: Das zweitkleinste Dax-Unternehmen ist 6.200 Millionen – also 6,2 Milliarden – Euro wert. Wirecard ist also unter ferner liefen.

Das muss ein Dax-Neuling mitbringen

Die Größe allein ist aber noch nicht alles. Ob ein Unternehmen aufgenommen wird oder einen Index verlassen soll, ist durch klare Regeln bestimmt. Grundsätzlich müssen Unternehmen für eine Aufnahme in die wichtigen Auswahlindizes die Transparenzanforderungen des Prime Standard erfüllen, fortlaufend auf Xetra gehandelt werden, über einen Unternehmenssitz in Deutschland verfügen bzw. einen wesentlichen Teil der Geschäftstätigkeit dort ausüben und mindestens zehn Prozent der Anteile im Streubesitz haben. Wer in den Dax will, muss außerdem bei der Marktkapitalisierung mindestens Platz 35 und beim Börsenumsatz Platz 45 einnehmen. Sehen wir uns nun die Kandidaten an, die schon bald Wirecard im Dax beerben könnten.

Tipp: Ganz egal, wer aufgenommen wird, für Dax-ETF-Anleger ändert sich nicht viel. Der Neuling wird nur ein geringes Gewicht einnehmen. Erfahren Sie, was der beste Dax-ETF ist.

Symrise

Ein Nachfolgekandidat ist Symrise. Der Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie ist schon seit 2007 in der „zweiten Liga“, also dem MDax. Börsenwert: 14 Milliarden Euro. Allerdings ist nur gut die Hälfte im Streubesitz. Für eine Platzierung unter den Top-35 reicht es damit. Auch beim Börsenumsatz in den vergangenen 30 Tagen sind die Voraussetzungen erfüllt.  

Delivery Hero

Essen bestellen liegt in Zeiten von Corona im Trend. Doch auch sonst laufen die Geschäfte des Lieferservices Delivery Hero gut. Sowohl Marktkapitalisierung als auch Free-Float liegen noch knapp über Symrise. Die Unternehmenslenker können sich also auch berechtigte Chancen auf den Dax-Aufstieg ausmalen.

Zalando

Der Online-Handel wächst und gedeiht. Und wer kennt sie nicht, die bekannten Zalando-Werbespots? Zalando ist mit Sicherheit die bekannteste Marke unter den möglichen Wirecard-Erben im Dax. Beim Börsengang vor sechs Jahren wurde das Unternehmen noch mit gut 600 Millionen Euro bewertet. Heute sind es schon 16,4 Milliarden Euro. Allerdings ist die Streubesitzquote mit 39 Prozent nicht allzu hoch.

Siemens Healthineers

Ein bekannter Name verbirgt sich auch hinter dem nächsten Türchen: Siemens Healthineers. Die Medizintechnik-Tochter von Siemens bringt es auf einen Börsenwert von stolzen 42,2 Milliarden Euro. Allerdings sind davon nur 15 Prozent in Streubesitz. Das würde aber gerade noch für eine Platzierung unter den ersten 35 Unternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung reichen. Beim Börsenumsatz belegt man Platz 40, was noch reichen würde, um eine Aufnahme in den Dax zu rechtfertigen.

Brenntag

Ein weiteres Unternehmen würde die Kriterien der Deutschen Börse erfüllen: Brenntag. Der Essener Chemikalienhändler bringt es weltweit auf mehr als 16.500 Mitarbeiter. Nach rund zehn Jahren MDax-Zugehörigkeit könnte nun der Aufstieg in den Dax anstehen. Allerdings ist das angesichts der Zahlen eher unwahrscheinlich. Mit weniger als acht Milliarden Euro Marktkapitalisierung, von denen etwa fünf Milliarden in Streubesitz sind, wird es für eine Dax-Aufnahme eng. Beim Börsenumsatz belegte Brenntag zuletzt den 42. Platz.