Investieren in unruhigen Zeiten Die Autobranche steht vor großen Herausforderungen, auch die Politik bildet Störfeuer. Dennoch kann der Sektoreinstieg durchaus Sinn machen.

Automobil-ETF: Lohnt sich ein Engagement?

Es sind keine leichten Zeiten für die europäische Automobil-Branche, ganz besonders aber stehen die deutschen Hersteller unter Druck. Bei Volkswagen ist der Dieselskandal noch lange nicht abgearbeitet, wie regelmäßige Meldungen über neue Schadensersatzklagen und Betrugsvorwürfe bei den Töchtern Audi und Porsche bezeugen. Auch BMW steht im Verdacht, Schummelsoftware in Diesel-Motoren eingesetzt zu haben. Daimler ist das jüngste Glied in der Skandal-Kette. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte bei einem Modell des Kleintransporters Mercedes-Vito eine unzulässige Abgastechnik festgestellt, der Konzern widerspricht dem aber. In dem ganzen Affären-Dschungel dürfen auch die Kartellvorwürfe, vulgo Preisabsprachen, unter denen die deutschen Autobauer stehen, nicht übersehen werden. Hier drohen milliardenschwere Bußgelder. Und jetzt setzt US-Präsident Donald Trump dem Ganzen noch die Krone auf: Das Handelsministerium solle prüfen, ob auch im Fall der Automobilindustrie im Interesse der nationalen Sicherheit der USA Schutzzölle angebracht seien, ließ Trump jüngst verlauten. Nach Berichten sind hier Zollsätze von 25 Prozent im Gespräch. Damit kommt Trump auf seine seit langem gehegten Ressentiments gegen Autoimporte vor allem aus Europa zurück. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hat bereits lapidar mitgeteilt, man habe seit Trumps Wahl mit einem solchen Verfahren gerechnet.

China-Markt wichtiger als Amerika

Was aber würden mögliche Zölle für das Geschäft der ausländischen Autohersteller in Amerika bedeuten? Das hängt zunächst von den jeweiligen Importquoten ab. BMW, Daimler und VW betreiben eigene Fabriken in den USA, auch der japanische Wettbewerber Toyota. BMW etwa hat in Amerika eine Importquote von 66 Prozent. Härter träfe es Audi, die Marke verfügt über keine eigene Fabrik in den USA. Die Hersteller könnten die Zölle auf den Verkaufspreis draufschlagen, dann müssten die Kunden die Zusatzkosten tragen. Da die Käufer beispielsweise von deutschen Herstellern als weniger preissensibel gelten, würde ein höherer Preis womöglich bis zu einem gewissen Grade toleriert werden. Ob dann mit weniger Umsatz zu rechnen ist, bleibt also abzuwarten. Wichtiger ist für die Konzerne ohnehin China. Die Volksrepublik ist für Daimler, Volkswagen und Co der mit Abstand größte Einzelmarkt weltweit. Laut einer Studie von EY wurde im vergangenen Jahr jedes dritte Auto deutscher Hersteller in China verkauft. Entsprechend reagierten die Aktienkurse der Firmen überaus positiv, als der chinesische Präsidenten Xi Jinping ankündigte, vom 1. Juli an die Importzölle auf Autos von 25 auf 15 Prozent zu senken. Unterm Strich könnten die Hersteller mögliche Einbußen im Amerika-Geschäft in China wieder wettmachen, zumal Nordamerika eine immer geringere Bedeutung hat.

Sektor-ETF zur Depotbeimischung

Freilich bleibt der Autosektor unruhig, schärfere Regulierungen und der Druck, umweltschonendere Fahrzeuge zu entwickeln, ziehen zudem milliardenschwere Investitionen nach sich. Für die Aktienkurse am wichtigsten bleibt aber der geschäftliche Erfolg, und der kann sich weiterhin sehen lassen, wie die Umsatz-, Absatz-, und Gewinnziffern zum Auftaktquartal 2018 zeigten. Da gab sich kaum ein Autokonzern aus Europa die Blöße. Anleger, die den Sektor in ihrem Portfolio nicht außen vor lassen wollen, könnten etwa mit dem Lyxor STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF (WKN: LYX0AN) branchenweit einsteigen. Der Index bildet die Unternehmen des europäischen Automobilhersteller- und Zulieferer-Sektors aus dem sektorübergreifenden Stoxx Europe 600 Index ab. Der Anteil deutscher Titel liegt bei rund 60 Prozent. Im laufenden Jahr rentierte der Fonds mit gut vier Prozent, die Kosten belaufen sich auf jährlich 0,30 Prozent.

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