10. August 2015
goldbarren

Die Sache mit der Krise

Der Goldpreis sinkt und sinkt und es ist kein Ende abzusehen. Zwar fallen wie immer die Argumente unterschiedlich aus.

Eines aber bleibt sicher: Gold bringt keinen Ertrag, es wird nicht verbraucht und sein Wert ist damit nichts als reine Spekulation. Trotzdem hat es ja immer als Krisenwährung seine Berechtigung. Doch dieses Argument greift derzeit gar nicht.

Inflation entsteht, wenn die Geldmenge zu stark steigt. Gold gilt als die reale Versicherung gegen

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Uwe Zimmer

Meridio Vermögens-

verwaltung AG

 

Inflation. Nun ist die Geldmenge enorm aufgebläht worden von wohlmeinenden Notenbanken. Also müsste auch zumindest die Inflationsangst zunehmen und der Goldpreis nach oben gehen. Nichts davon passiert. Im Gegenteil: Jetzt wird sogar argumentiert, dass die aufgeblähte Geldmenge die Zinsen niedrig halte und dass diese Zeit bald vorbei sein könnte. Stiegen die Zinsen, sänke der Goldpreis noch mehr, weil dann ja Zinspapiere wieder attraktiver sind als das Gold, das ja keinen Ertrag bringt.

Zwar ist klar, dass der Wert des Goldes nur in seiner fast spirituellen Art liegt. Aber es hat natürlich keinen echten Nutzen, wird nicht ge- und verbraucht und bringt keinen Ertrag – außer aus der reinen Spekulation. Und die kostet wiederum Geld für Handel und Aufbewahrung, was den Goldhandel freut und ihn, egal bei welchem Preis, auf der Gewinnerseite stehen lässt.

Nun mag dahingestellt sein, ob Gold eine Funktion als Wertaufbewahrung hat. Über viele Jahrhunderte hat das ganz gut funktioniert. Es ist nur begrenzt vorhanden, man kann es gut bearbeiten und es glänzt so schön. Das reicht aber kaum als Ausweis des echten Wertes. Denn der Haken daran ist: Wenn sich die Menschen darauf einigen, dass ein anderes Metall eigentlich viel schöner ist, oder seltener, oder schöner, dann hat Gold ausgedient.

Es muss den Vertretern des Goldhandels also sehr daran gelegen sein, das Ansehen des Goldes hochzuhalten. Das gelingt immer weniger: Die chinesische Notenbank, die über Jahre auf der Käuferseite gesehen wurde, hat laut jüngstem Bericht viel weniger Gold gebunkert als gedacht. In Indien wird immer weniger unter schwerem Goldschmuck geheiratet, in den Golfstaaten gewinnen auch andere Statussymbole an – nun ja, Status. Und auch Goldfonds haben ihre Bestände drastisch zurückgefahren.

Für die Goldanbeter ist das schwer zu verkraften, für Anleger schon. Niemand muss Gold als Anlage kaufen. Da fährt er oder sie mit anderen Sachwerten wie Aktien oder Immobilien wahrscheinlich besser. Andererseits ist es für viele auch tatsächlich beruhigend, Gold zu besitzen, denn es könnten sich die vielen Krisen ja abseits aller Erwägungen über Geldmengen und Zinsanstiege so zuspitzen, dass eine Renaissance des Goldes als Krisenwährung kommt. Dann ginge zum einen die Spekulation auf einen steigenden Preis auf. Zum anderen aber könnte man wohl wirklich damit handeln oder bezahlen, denn noch wurde das Metall nicht durch etwas anderes ersetzt – und Krisen haben wir genug.