3. Januar 2023
Endlich freie Fahrt für Schwellenländeraktien im Jahr 2023?

Endlich freie Fahrt für Schwellenländeraktien im Jahr 2023?

Das Jahr 2022 stand nicht im Zeichen von Schwellenländeraktien. Doch das könnte sich in diesem Jahr ändern. Drei Gründe dafür.

Das Börsenjahr 2022 war für Schwellenländeraktien erneut ein schwieriges Jahr: Bis Ende Dezember hatte der MSCI Emerging Markets Index auf Jahressicht in US-Dollar 20 Prozent verloren und blieb damit hinter den Aktien der Industrieländer zurück. Gegenwind gab es für die Region aus zahlreichen Richtungen: eine sich stark verlangsamende Weltwirtschaft, eskalierende politische Risiken, Chinas Null-COVID-Politik und die schnellste geldpolitische Straffung der Fed seit mehr als drei Jahrzehnten. „Aufgrund des starken Kursverfalls sanken die Aktienbewertungen auf breiter Front. Nun sehen gerade die Schwellenländeraktien zunehmend attraktiv aus“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Was muss aber passieren, dass sich der Bewertungsabschlag schließt? Drei Katalysatoren sind aus Sicht des Ökonomen für eine positivere Entwicklung von Schwellenländeraktien entscheidend: eine Pause der Fed, das tatsächliche Ende der Null-Covid-Politik in China sowie nachlassende politische Risiken.

Schwellenländeraktien aus Korea und Taiwan sind interessant

Die Fed, also die US-Notenbank, sei ebenso wie die großen Zentralbanken in Europa entschlossen, den Inflationsdruck zu verringern – auch um den Preis, dass das Wachstum abgedrosselt wird. Fallende Reallöhne sowie Energie- und Inputkosten und sich verändernde Verbrauchermuster hin zu Dienstleistungen verlangsamen bereits die Güternachfrage. Die nordostasiatischen Märkte mit ihrer hohen Exportabhängigkeit wurden in den vergangenen Quartalen hart getroffen, als die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe stark zurückgingen und die Gewinnerwartungen nach unten revidiert wurden. „Angesichts unseres makroökonomischen Basisszenarios einer moderaten Rezession in den USA und in Europa und einer rückläufigen Inflation im Jahr 2023 erwarten wir, dass die US-Notenbank den Zinserhöhungszyklus noch in der ersten Jahreshälfte beenden wird“, erklärt Tilmann Galler. „Ein solches Szenario begünstigt zyklische Aktiensegmente wie Technologie und zyklische Märkte wie Korea und Taiwan, da die Aktienmärkte in der Regel vorrausschauend sind und eine zukünftige wirtschaftliche Erholung einpreisen“, führt der Ökonom aus. 

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Null-Covid in China ist vorbei

Die Regierung Chinas hatte über einen Großteil des Jahres 2022 an einer restriktiven Lockdown-Politik festgehalten, mit schwerwiegenden Folgen für das Wirtschaftswachstum. Das Konsumwachstum bleibt gedämpft und belastet insbesondere die Dienstleistungsbranchen. Auch der angeschlagene Immobiliensektor hatte nur begrenzten Spielraum, um sich zu verbessern, da die Stimmung der Hauskäufer aufgrund der Unsicherheit über zukünftige Einnahmen gedrückt war. Bereits im November führten die politischen Entscheidungsträger erste Lockerungen der COVID-Kontrollmaßnahmen ein. „Das Quasi-Ende der Lockdown-Politik im Dezember und weitere schrittweise Lockerungen sollten Treibstoff für eine starke Erholung der chinesischen Nachfrage liefern, sobald die Infektionswelle überwunden ist. Das wäre nicht nur für China, sondern auch für alle wichtigen Handelspartner in der Region von Vorteil“, meint Galler.

Nachlassende politische Risiken

Die Schwellenländer wurden 2022 nicht zuletzt von der Eskalation des politischen Risikos hart getroffen. Russische Aktien wurden nach der Invasion Russlands in der Ukraine und den anschließenden Sanktionen uninvestierbar. In Asien trug die Verschärfung der Regulierung in China sowie wachsende chinesisch-amerikanische Spannungen zum Rückgang chinesischer Aktien bei. „Natürlich sind politische Entwicklungen schwer vorherzusagen, aber ein Rückgang der politischen Risiken ist zumindest ein wünschenswertes mögliches Szenario für 2023“, erklärt Marktexperte Galler. Die chinesische Wirtschaft sei im gleichen hohen Maße von der globalen Nachfrage abhängig wie die globalen Verbraucher von der chinesischen Produktion. „Dies spricht für erhebliche wirtschaftliche Anreize für beide Seiten, weiterhin konstruktive Beziehungen zu pflegen“, erklärt Galler.

Mindestens einer der drei genannten Katalysatoren müsste nach Einschätzung von Tilmann Galler eintreten, damit die attraktiv bewerteten Schwellenländer im Jahr 2023 weiteren Auftrieb bekommen. „Obwohl wir sehr zuversichtlich sind, dass die Zentralbanken im nächsten Jahr weniger restriktiv sein werden, sind politische Entwicklungen wie das Ende von Null-Covid und der Krieg in der Ukraine sehr ungewiss. Aufgrund des erheblichen Bewertungsrückgangs im vergangenen Jahr sind die Schwellenmärkte aber wieder zu einer attraktiven Wahl für zyklische Engagements in Portfolios geworden, auch wenn einige Risiken fortbestehen dürften“, fasst Galler zusammen. 

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