Anleihen-ETFs einfach erklärt

Alles über Anleihen-ETFs. Wie du in sie investieren kannst und wie sinnvoll sie sind


Anleihen-ETFs sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden, da sie die Möglichkeit bieten, in ein breit gestreutes Anleihenportfolio zu investieren, ohne einzelne Anleihen kaufen zu müssen.

Mit dem Zinsanstieg der letzten Monate sind Anleihen mit ihren Zinszahlungen als Investment wieder zu einer interessanten Anlageklasse geworden.

In diesem Ratgeber erklären wir, wie Anleihen-ETFs funktionieren, welche Vor- und Nachteile sie haben, was ein Kupon ist und wie sie als Wertpapier in einem Portfolio eingesetzt werden können.

Das Wichtigste in Kürze:
Alles was du über Anleihen-ETFs wissen musst

  • Anleihen: Mit Anleihen-ETFs kannst du in einen Korb verschiedener Anleihen wie Staats- oder Unternehmensanleihen investieren. Die Auswahl der Anleihen richtet sich nach dem Index, den der Anleihen-ETF abbildet.

  • Rendite: Mit Anleihen-ETFs lassen sich regelmäßige Zinserträge erzielen. Je nach Entwicklung des Zinsniveaus sind zudem Kursgewinne möglich. Die Höhe der Rendite hängt auch von der Bonität der Schuldner ab.

  • Risiko: Anleihen-ETFs gelten als sichere Anlage, dennoch bergen sie gewisse Risiken wie das Bonitätsrisiko, das Zinsänderungsrisiko, das Währungsrisiko und das Liquiditätsrisiko. Trotz der höheren Sicherheit sind bei diesen Fonds auch Kursverluste möglich.

  • Anlagestrategie: Anleihen-ETFs eignen sich besonders gut, um dem Portfolio Stabilität und Sicherheit zu verleihen. Kurzlaufende Staatsanleihen-ETFs von Ländern mit einem gutem Anleiherating können eine Alternative zu Tages- oder Festgeldern sein. Unternehmensanleihen (Corporates) haben ein höhere Risiko als Staatsanleihen.

Was sind Anleihen-ETFs?

Was sind Anleihen-ETFs?

Mit einem Anleihen-ETF (auch Renten-ETF oder engl. Bond-ETF genannt) investiert man in einen Korb verschiedener Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten, Bonitäten und Zinssätzen. Anleihen-ETFs sind immer auf bestimmte Anleihenarten spezialisiert, z.B. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder Wandelanleihen. Sie bilden wie andere ETFs immer die Wertentwicklung eines Index, in diesem Fall eines Rentenindex ab. Anleihen-ETFs können wie Aktien-ETFs jederzeit über die Börse gehandelt werden.

Anlegerinnen und Anleger können über einen Anleihen-ETF in ein breit gestreutes Anleihenportfolio investieren, ohne die einzelnen Anleihen selbst auswählen oder kaufen zu müssen. Anleihen-ETFs bieten damit eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, in Anleihen zu investieren, ohne das Risiko von Einzelanlagen eingehen zu müssen. 

Wie funktionieren Anleihen-ETFs?

Wie funktionieren Anleihen-ETFs?

Anleihen-ETFs funktionieren wie ETFs auf den Aktienmarkt, indem sie die Wertentwicklung eines zugrunde liegenden Index nachbilden. Der zugrunde liegende Anleihenindex bezieht sich auf verschiedene Arten von Anleihen, z.B. Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, inflationsgeschützte Anleihen oder Wandelanleihen. Die im ETF enthaltenen Anleihen können auch auf verschiedene Währungen lauten, z.B. Euro oder US-Dollar.

Innerhalb eines Anleihenindex ist genau festgelegt, welche Bedingungen die Anleihen erfüllen müssen, um in den Index aufgenommen zu werden. Anleihen haben eine feste Laufzeit, bei Fälligkeit wird der Nominalbetrag der Anleihe in Geld auf das Verrechnungskonto des Fonds ausgezahlt. Das zur Verfügung stehende Geld wird dann neue Anleihen reinvestiert, die den Bedingungen des Index entsprechen. Dieser Prozess stellt sicher, dass der Anleihen-ETF immer ein Anleihenportfolio abbildet, dass den Indexregeln entspricht.

Die Funktionsweise von Anleihen-ETFs haben wir dir hier nochmal vereinfacht dargestellt:

So funktionieren Anleihen-ETFs
Wie funktionieren Anleihen-ETFs?
Welche Arten von Anleihen-ETFs gibt es?

Welche Arten von Anleihen-ETFs gibt es?

In Deutschland werden derzeit rund 550 Anleihen-ETFs angeboten. Die Gruppe mit dem größten Angebot sind Anleihen-ETFs, die in Staatsanleihen investieren. Das zweitgrößte Segment bilden Indexfonds, die die Wertentwicklung von Unternehmensanleihen abbilden. Anlegerinnen und Anleger können somit aus einem sehr großen Angebot für ihre Anlagestrategie passenden ETF auswählen. Über die ETF-Suche von extraETF können alle Anleihen-ETFs gefiltert und analysiert werden.
 

Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Arten von Anleihen-ETFs vor.

Auf die Attraktivität von Anleihen und Anleihen-ETFs sind wir übrigens auch in einem Video näher eingegangen:

Wie hoch ist das Risiko von Anleihen-ETFs?

Wie hoch ist das Risiko von Anleihen-ETFs?

Anleihen-ETFs sind in der Regel deutlich risikoärmer als Aktien-ETFs, da sie in Anleihen investieren, die unter normalen Umständen bei Fälligkeit zum Nennwert zurückgezahlt werden. Es gibt jedoch einige Risiken, die Anlegerinnen und Anleger bei Anleihen-ETFs kennen und beachten sollten.

  • Bonitätsrisiko: Anleihen-ETFs, insbesondere solche, die in Unternehmensanleihen (Corporates) investieren, sind mit einem Kreditrisiko verbunden. Wenn die Emittenten der Anleihen in finanzielle Schwierigkeiten geraten oder ihre Bonität herabgestuft wird, können die Kurse dieser Anleihen fallen, was zu Verlusten bei Anleihen-ETFs führt.
  • Zinsänderungsrisiko: Anleihen-ETFs reagieren empfindlich auf Zinsänderungen. Wenn die Zinsen steigen, können die Kurse von Anleihen fallen, was zu Verlusten bei Anleihen-ETFs führen kann. Umgekehrt können Anleihen-ETFs von fallenden Zinsen profitieren.
  • Währungsrisiko: Anleihen-ETFs, die in Fremdwährungsanleihen investieren, unterliegen einem Währungsrisiko. Wenn die Währung des Emittenten einer Anleihe gegenüber der Währung des Anlegers an Wert verliert, kann dies bei Anleihen-ETFs zu Verlusten führen.
  • Liquiditätsrisiko: Anleihen-ETFs, die in weniger liquide Anleihen wie Hochzinsanleihen oder Schwellenländeranleihen investieren, können ein erhöhtes Liquiditätsrisiko aufweisen. Wenn es schwierig ist, diese Anleihen zu verkaufen, können die Kurse fallen, was zu Verlusten bei Anleihen-ETFs führen kann.

Weiteres Wissenswerte über Anleihen-ETFs erfährst du zudem in unserem Podcast:

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Wie hoch ist die Rendite von Anleihen-ETFs?

Wie hoch ist die Rendite von Anleihen-ETFs?

Die Rendite von Anleihen-ETFs setzt sich immer aus den gezahlten Zinsen (Kupon) und den Kursgewinnen bzw. -verlusten, der in den Anleihen-ETFs enthaltenen Anleihen, zusammen. Darüber hinaus hängt der Ertrag von weiteren Faktoren ab, wie z.B. der Art der Anleihen, in die der ETF investiert, der Bonität der Emittenten der Anleihen, den Zinssätzen (Kupons) und der allgemeinen Marktlage. 

Die folgende Tabelle zeigt die jährliche Rendite verschiedener Geldanlagen in Anleihen-ETFs. Es wird auf den ersten Blick deutlich, dass im Jahr 2022 mit Anleihen-ETFs hohe Verluste erzielt wurden. Dies ist auf den starken Zinsanstieg aufgrund der steigenden Inflation zurückzuführen. Das Jahr gilt als guter Anhaltspunkt dafür, dass es auch mit Anleihen-ETFs zu Kursverlusten kommen kann.

ETF-Name20222021202020192018
iShares Core € Corp Bond UCITS ETF-13,85 %-1,15 %2,52 %6,14 %-1,41 %
iShares € High Yield Corp Bond UCITS ETF-9,72 %2,96 %1,00 %9,37 %-3,53 %
iShares Global Govt Bond UCITS ETF-12,65 %1,09 %-0,23 %8,23 %4,02 %
Xtrackers Eurozone Govt Bond UCITS ETF-18,55 %-3,59 %4,86 %6,56 %0,57 %
Quelle: extraETF Research, Stand: 03/2023

Detaillierte Renditeanalysen können über die Anleihen ETF-Suche von extraETF durchgeführt werden.

Anleihen-ETFs sorgen für Stabilität im ETF-Portfolio

Bild von extraETF Gründer Markus JordanMarkus Jordan, Gründer von extraETF
Mit Anleihen-ETFs kann die Anlagestrategie um eine rentable Anlageklasse erweitert werden. Neben den Zinszahlungen zählen auch Kursgewinne zu den möglichen Erträgen. Wichtig bei der Auswahl sind jedoch die Bonität der Schuldner und die Laufzeit der im ETF enthaltenen Anleihen. Diese sind maßgeblich für die Kursschwankungen verantwortlich.
Markus Jordan, Gründer von extraETF
Was ist der Unterschied von Anleihen-ETFs und aktiven Rentenfonds?

Vergleich: Was ist der Unterschied von Anleihen-ETFs und aktiven Rentenfonds?

Der Hauptunterschied zwischen Anleihen-ETFs und Rentenfonds liegt in der Art des Fondsmanagements. Während Rentenfonds aktiv von einem Fondsmanagement verwaltet werden, bilden Anleihen-ETFs passiv und automatisiert einen Index ab. Da aufgrund der passiven Indexabbildung kein Fondsmanagement erforderlich ist, sind die Kosten für Anleihen-ETFs deutlich niedriger als für Rentenfonds.

  • Anleihen-ETFs sind passive Investmentfonds, die eine breite Palette von Anleihen halten, um eine bestimmte Rendite zu erzielen, die einem zugrunde liegenden Index entspricht. Der ETF versucht nicht, den Markt zu übertreffen, sondern folgt einfach dem Anleihenindex, indem er alle im Index enthaltenen Anleihen hält. Der Vorteil von Anleihen-ETFs besteht darin, dass sie in der Regel eine breite Diversifikation bieten, niedrigere Kosten als aktive Fonds haben und eine hohe Liquidität aufweisen, da sie an der Börse gehandelt werden.
  • Aktive Rentenfonds hingegen sind Investmentfonds, bei denen ein Fondsmanager aktiv Anleihen auswählt und entscheidet, welche Anleihen gekauft und verkauft werden. Ziel ist es, eine höhere Rendite als der Markt zu erzielen. Aktive Fondsmanager versuchen, eine höhere Rendite zu erzielen, indem sie den Markt analysieren und fundierte Entscheidungen über die Auswahl der Anleihen treffen. Der Nachteil aktiver Fonds ist, dass sie in der Regel höhere Gebühren haben und weniger diversifiziert sein können als Anleihen-ETFs.

Vorteile von Anleihen-ETFs

  • Kosteneffizienz: Die Kosten von Anleihen-ETFs sind niedrig. Dies führt oft zu höheren Erträgen als bei aktiv gemanagten Rentenfonds.
  • Diversifikation: Anleihen-ETFs streuen das Kapital in der Regel auf viele Emittenten. Dadurch kann das Ausfallrisiko eines einzelnen Schuldners deutlich minimiert werden.
  • Großes Angebot: Das Angebot an Anleihen-ETFs ist groß. Dies ermöglicht die Auswahl eines Anleihen-ETFs, der zur eigenen Anlagestrategie passt.
  • Geringe Mindestanlagesumme: Anleihen-ETFs ermöglichen es, mit wenig Geld in eine Vielzahl von Wertpapiere zu investieren. Dies wäre mit einzelnen Anleihen in der Regel nicht möglich.

Nachteile von Anleihen-ETFs

  • Risiken: Anleihen-ETFs können auch Risiken bergen, wenn sie zum Beispiel in Anleihen von Schuldnern mit geringer Bonität wie Schwellenländern oder Unternehmen investieren. Diese weisen oft eine höhere Volatilität auf als Anleihen von Staaten mit guter Bonität.
  • Komplexität: Anleihen-ETFs bilden zwar wie Aktien-ETFs transparente Indizes ab, diese sind aber teilweise recht komplex und damit schwer verständlich.
  • Auswahl: Die Auswahl von Anleihen-ETFs ist deutlich komplexer als bei Aktien-ETFs, da zusätzliche Parameter wie Laufzeitstruktur, Kupon, Währung oder Bonität der Schuldner berücksichtigt werden müssen. 
  • Klumpenrisiko: Renten-ETFs weisen häufig ein erhöhtes Klumpenrisiko hinsichtlich Schuldnern, Währungen oder Laufzeiten auf. Dies sollte bei der Auswahl eines ETFs unbedingt berücksichtigt werden.
Sind Anleihen-ETFs sinnvoll?

Alternative zum Tagesgeld: Sind Anleihen-ETFs sinnvoll?

Die Eignung von Anleihen-ETFs hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Anlageziel, dem Risikoprofil oder der Anlagestrategie ab. Generell sind Anleihen-ETFs ein sinnvolles Investment für Anlegende, die ihr Portfolio um einen sicherheitsorientierten Baustein ergänzen möchten.

Ein weiterer Aspekt, der für den Kauf von Anleihen-ETFs spricht, ist die Tatsache, dass bei Bankeinlagen wie Tages- oder Festgeld die gesetzliche Einlagensicherung nur bis zu einem Betrag von 100.000 Euro gilt. Darüber hinausgehende Beträge unterliegen einem Ausfallrisiko, wenn die Bank in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Wer höhere Beträge auf dem Konto hat, sollte prüfen, ob er diese nicht besser in kurzlaufenden Staatsanleihen anlegt. Hierfür eignen sich besonders deutsche Bundesanleihen, da sie die höchste Bonität in Deutschland aufweisen und kein Währungsrisiko beinhalten.

Tipp: Banken bieten immer wieder Sonderzinsen auf Kontoguthaben an, die dann oft über den Renditen von kurzfristigen Anleihen liegen. In diesem Fall ist Tagesgeld einem Anleihen-ETF vorzuziehen, sofern man das Ausfallrisiko außer Acht lässt.

Fazit:
Anleihen-ETFs - ein sinnvoller Baustein im Portfolio

Anleihen-ETFs bieten eine einfache Möglichkeit, in ein breit gestreutes Portfolio verschiedener Anleihen zu investieren. Durch die Beimischung eines Anleihen-ETFs kann das Risiko eines Portfolios deutlich reduziert werden, da Anleihen in der Regel risikoärmer sind als eine Investition in Aktien. 

Im Sinne einer hohen Diversifikation sollten Aktien und Anleihen immer so kombiniert werden, dass das Gesamtrisiko eines Portfolios minimiert wird. Während Aktien als risikoreichste, aber auch renditestärkste Komponente in der Regel für einen Großteil der Wertentwicklung sorgen, stellen Anleihen als risikoärmste Komponente eine Art Sicherheitsanker im Portfolio dar.

Da natürlich auch Anteile von Anleihen-ETFs gewisse Risiken bergen, sollte bei der Auswahl dieser ETFs genau auf die spezifischen Bedingungen der enthaltenen Anleihen geachtet werden. Über die ETF-Suche von extraETF und die ETF-Profilseiten kann man sich detailliert über die Eigenschaften des Anleihen-ETFs informieren.

Wichtige Fragen zu Anleihen-ETFs