19. April 2016

Polen: Der Blick nach Osten lohnt sich

Die neue polnische Regierung stand an den Finanzmärkten lange Zeit nicht hoch im Kurs. Der Wahlsieg der Nationalkonservativen Ende Oktober hat die polnische Leitbörse WIG zwischenzeitlich erkennbar belastet. Die Regierung unter Ministerpräsidentin Beata Szydlo steht insbesondere wegen ihrer Gesetzgebung zur Rolle des Verfassungsgerichts, den öffentlich-rechtlichen Medien und eines neuen Überwachungsgesetzes in der Kritik. Doch das Tal der Tränen scheint durchlaufen. Die wirtschaftliche Stärke des östlichen Nachbarn Deutschlands kann auch die Börse nicht einfach negieren. Seit Mitte Januar ist der Standardwerte-Index WIG 20 wieder im Aufwärtsmodus.

Westliche Investoren lassen sich nicht abschrecken 

Polen ist das mit 38 Millionen Einwohnern mit Abstand größte der mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsländer. In den vergangenen Jahren hat sich das Land zum wirtschaftlichen Musterschüler in der Region entwickelt. Für dieses Jahr erwarten Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von rund vier Prozent. Auch der Handel mit Deutschland boomt. 2015 legten die polnischen Exporte gut 11 Prozent auf 48,5 Mrd. Euro zu. Im Gegenzug führten deutsche Unternehmen Waren im Wert von rund 40 Mrd. Euro nach Polen ein — ein Plus von 8,5 Prozent zum Vorjahr. Wie auch eine aktuelle Umfrage der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer zeigt, hat Polen seinen Platz als beliebtestes Investorenziel der Region verteidigt. In der zu Jahresbeginn durchgeführten Erhebung unter Unternehmen aus westlichen Industrieländern erhielt Polen 4,8 von maximal 6 Punkten und lag damit wie im Vorjahr deutlich vor Tschechien. Sorgen bereiten Investoren aber die steigenden Arbeitskosten. Zudem gibt es Zweifel, ob die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung berechenbar bleibt.

Pluspunkt starke Konjunktur

Fest steht: der politische Kurswechsel an der Weichsel hat für mehr Unsicherheit gesorgt. „Weitere Verwerfungen seien nicht auszuschließen“, schätzt auch das Bankhaus Metzler. Allerdings steht die polnische Wirtschaft auf festem Grund. Das Wachstum liegt deutlich über dem Niveau von Westeuropa. Aufgrund der robusten konjunkturellen Aussichten könnte sich ein Engagement in polnische Assets auszahlen. Möglich ist dies zum Beispiel mit dem iShares MSCI Poland UCITS ETF (WKN: A1H8EL). In diesem Index sind Finanzwerte mit 48,2 Prozent gewichtet. Danach folgen Energiewerte mit 18,8 Prozent und Versorgertitel, die mit 10,7 Prozent einbezogen werden. In diesem Jahr erzielte der EFT eine Rendite von 3,98 Prozent erzielt. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,74 Prozent p. a.