Rund um die Türkei geht es aktuell hoch her. Die Lira stürzte ab und anerkannte Investoren überschlagen sich mit Abgesängen auf das beliebte Urlaubsland. Tatsächlich steht es alles andere als gut um die Türkei: Das Land hat große Außenstände in Fremdwährungen und vor allem Unternehmen sind in Gefahr, ihren Schuldendienst bald nicht mehr leisten zu können. Die Märkte erhöhen den Druck auf das Land und strafen neben der Währung auch Aktien ab. Jetzt scheint sich zu rächen, dass Erdogan seinen Schwiegersohn zum Finanzminister gemacht und seiner Notenbank zuletzt immer stärker reingeredet hat. Doch steht es wirklich so schlimm um die Türkei? „Die Inflation in der Türkei wird wahrscheinlich weiter steigen und die Wirtschaft in eine Rezession und damit verbunden möglicherweise in eine Bankenkrise treiben. Unserer Einschätzung nach sind die türkischen Banken große Sorgenkinder, da sie verstärkt auf ausländische Finanzierung zurückgegriffen haben, um inländische Kredite bereitzustellen. Etwa ein Drittel der Bankkredite erfolgte in Fremdwährungen, die hauptsächlich an Unternehmen vergeben wurden“, kommentiert Lale Akoner, Marktstratege bei BNY Mellon Investment Management.
Sorgt der Lira-Verfall für selbsterfüllende Prophezeiung?
Nach Ansicht von Stuart Canning, Analyst im Multi-Asset-Team von M&G Investments, müssen sich Anleger nun folgende Frage stellen: „Wie stark wird der Markt von Stimmungen getrieben anstatt von Fundamentaldaten? Das ist im Fall der Türkei nicht ganz einfach zu beantworten. Es mag den Anschein haben, dass es bei den Lira-Bewegungen am Freitag mehr um die Stimmung als um die wahrscheinlichen Auswirkungen der Zölle ging. Aber die Währungsabwertung kann auch eine weitaus größere, grundlegende Wirkung auf die Wirtschaft haben und sich damit selbst bewahrheiten“, erklärt der Analyst.
Türkei-ETF wird zum Spielball für Spekulanten
Während langfristig orientierte Investoren angesichts der bestehenden Unsicherheit um die Türkei besser noch einen Bogen machen, können sich hartgesottene Spekulanten den iShares MSCI Turkey UCITS ETF (WKN: A0LEW5) vormerken. Allein in der vergangenen Woche büßte der Index fast zwanzig Prozent an Wert ein. Obwohl der Anteil der Finanzwerte im Index mit 32,56 Prozent groß ist, sind noch immer rund 180 Millionen Euro investiert. Im Falle einer Gegenbewegung an den Märkten könnte der ETF innerhalb weniger Handelstage satte Gewinne abwerfen. Trotzdem ist der ETF aktuell bestenfalls für Zocker interessant. Die Gesamtkostenquote von 0,74 Prozent dürfte angesichts der hohen Volatilität des Index kaum ins Gewicht fallen.
Weitere interessante Investmentmöglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlagemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Das Thema beschäftigt uns nun schon fast das ganze Jahr und ein Ende scheint leider nicht in Sicht. Die Inflation ist längst nicht mehr nur ein Schreckgespenst, sie ist zum realen Problem geworden.
Derzeit gibt das Land am Bosporus und seine Regierung kein gutes Bild ab. Doch mittelfristig stehen die Chancen auf einen finanzpolitischen Kurswechsel durchaus gut. Risikobereite Investoren können sich jetzt mit einem Türkei-ETF in Stellung bringen.