10. Juni 2015
tuerkeyetf

Türkischer Aktienmarkt im Abwärtssog

Lange Zeit galten türkische Aktien als chancenreiche Investments. Doch sie bergen auch große Verlustrisiken wie der jüngste Einbruch des türkischen Leitindexes ISE 100 beweist.

Am gestrigen Montag notierte der türkische Leitindex ISE 100 zum Handelsbeginn bei 75.268 Punkten und somit um 8,15 Prozent unter dem Schlussstand vom vergangenen Freitag. Zurückzuführen ist der heftige Rückgang auf die Ergebnisse der Parlamentswahl in der Türkei. Bei dieser Wahl hat die islamisch-konservative AKP lediglich rund 41 Prozent der Stimmen erhalten – nach knapp 50 Prozent vor vier Jahren. Von den 550 Sitzen im Parlament erhält die AKP 259 Sitze. Die von Recep Tayyip Erdogan geführte Partei verfügt also nicht über die absolute Mehrheit, weswegen sie sich einen Koalitionspartner suchen muss.

Erdogan will ein Präsidialsystem einführen

Falls keine Regierung zustande kommt, könnte Erdogan Neuwahlen anordnen. Dafür spricht sich bereits jetzt der hochrangige AKP-Politiker Burhan Kuzu aus. Dies ist durchaus nachvollziehbar, denn die die Oppositionsparteien haben keine Lust auf ein Bündnis mit der AKP. Daher ist es unwahrscheinlich, dass eine Koalition zustande kommen wird. Aber nur gemeinsam mit einer anderen Partei könnte die AKP ein Referendum über eine Verfassungsreform auf den Weg bringen. Das Ziel dieser Reform wäre die Einführung eines Präsidialsystems mit Erdogan an der Spitze.

Viele Türken sind hoch verschuldet

Unsicherheit ist bekanntlich Gift für die Börse. Deshalb überrascht es nicht, dass türkische Aktien jüngst deutlich an Wert verloren haben. Einige Anleger stellen sich nun die Frage, ob sie nach der scharfen Korrektur des ISE 100 in einen Türkei-ETF investieren sollen. Zwar könnte sich dies kurzfristig lohnen, da zumindest ein kleiner Rebound des türkischen Leitindexes zu erwarten ist. Aber als Basisinvestment eignet sich ein Türkei-Indexfonds wie zum Beispiel der ETF (WKN: A0MSJG, jährliche Gesamtkostenquote: 0,60 Prozent) auf den Dow Jones Turkey Titans 20 von RBS Market Access nicht. Denn das Wirtschaftswachstum der Türkei betrug 2014 lediglich 2,9 Prozent ist somit deutlich schwächer ausgefallen als erwartet. Ein weiteres Problem ist die Arbeitslosenquote von elf Prozent. Last but not least haben viele Türken in den vergangenen Jahren hohe Schulden aufgebaut, weswegen sie wahrscheinlich mittelfristig ihren Konsum einschränken müssen. Dadurch dürfte sich die konjunkturelle Situation in der Türkei weiter eintrüben.

Martin Münzenmayer für de.extraetf.com

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