5 Börsenweisheiten: Unsinn oder Gold wert?

5 Börsenweisheiten: Unsinn oder Gold wert?

Börsenweisheiten gibt es wie Sand am Meer. Die meisten stammen von erfolgreichen Investoren wie Warren Buffet, Kostolany oder Ray Dalio. Trotz des hohen Wahrheitsgehalts laufe ich immer wieder Zitaten über den Weg, die Schwächen aufzeigen und denen demnach nicht blind gefolgt werden sollte. Im nachfolgenden Artikel habe ich fünf relativ bekannte Zitate für Sie zusammengefasst und Börsenweisheit für Börsenweisheit kritisch untersucht.

„Wer die Hitze nicht aushält, sollte sich von der Küche fernhalten”

Wer sich über die eigene Risikotragfähigkeit nicht bewusst ist, sollte nicht mit dem Investieren starten. Wir beobachten regelmäßig Anleger, die ihre Portfolios mit zu hohen Aktienquoten aufbauen. Wird es an der Börse turbulent, setzen die Emotionen ein und das Geld landet für die nächsten 40 Jahre auf dem vermeintlich sicheren Sparbuch.

Die Börsenweisheit ist wichtig, muss jedoch differenziert betrachtet werden. Nur weil Sie die Hitze nicht aushalten, heißt es nicht, dass Sie sich von ihr fernhalten sollten. Sie müssen nur lernen, richtig mit ihr umzugehen. Was bedeutet das in Bezug auf die Geldanlage? Aktien sind eine riskante Anlageklasse mit vergleichsweise hohen Wachstumschancen. Anstatt alles auf eine Karte zu setzen, investieren Sie lieber breit gestreut in verschiedene Anlageklassen. Steuern Sie Ihr Portfoliorisiko (Hitze) über die Aktienquote.

Die Angst vor Aktien ist unbegründet. Vorurteile gegenüber der Börse beruhen überwiegend auf falschen Anlageentscheidungen. Wer um die Jahrtausendwende herum seine gesamte Altersvorsorge in Telekom-Aktien investiert hat, ist selber schuld. Das Problem: Diese Erfahrungen werden von Generation zu Generation weitergetragen, ohne das eigene Handeln zu hinterfragen.

„Versuche nicht, ein fallendes Messer zu fangen“ 

Sie erinnern sich sicherlich noch an die Wirecard-Geschichte im vergangenen Jahr. Nachdem der Bilanzskandal öffentlich wurde, stürzte die Aktie des Zahlungsdienstleisters ab. Als Anleger haben Sie drei Optionen: Halten, Verkaufen und Position weiter ausbauen. Viele entschieden sich für ein Investment in Wirecard. Das gehypte Unternehmen galt zu dem Zeitpunkt als unterbewertet.

Was passierte? Die Aktie stürzt weiter ab, heute notiert sie bei unter einem Euro. Eine Kurskorrektur wirkt verlockend, gerade wenn das Unternehmen bis dato hervorragende Zahlen veröffentlicht hat. Dennoch sollten Sie nie den Blick über den Tellerrand vergessen. Informieren Sie sich über die Hintergründe einer Korrektur. Bei Wirecard hätten Sie den Zahlen nichts entnehmen können. Aus der Nachrichtenlage hätten Sie hingegen herauslesen können, dass das Unternehmen in großen Schwierigkeiten steckt.

„Investiere nie in ein Geschäft, das du nicht verstehst“

Viele Menschen – gerade in Deutschland – wollen am Krypto-Hype teilhaben und investieren Teile ihrer Vermögen in Kryptowährungen. Was glauben Sie – wie viele Menschen verstehen die Anlageklasse? Wahrscheinlich nur ein kleiner Bruchteil. Was passiert, wenn es an den Märkten turbulenter wird? Es wird verkauft, weil das echte Potenzial nicht erkannt wird. Wenn Sie ein Geschäftsmodell nicht verstehen, sind Sie automatisch weniger loyal, da Ihre Anlageentscheidung auf reiner Spekulation beruht.

Diese Börsenweisheit hat jedoch auch Grenzen. Wer beispielsweise in ETFs anlegt, ist automatisch in einem breiten Korb aus Unternehmen investiert. Einige Unternehmen kennen Sie, andere wiederum nicht. Das ist in diesem Fall nicht weiter schlimm, denn genau darum geht es. Sie können ex-ante nicht wissen, welche Aktie die höchste Rendite erzielen wird. Das geht nur im Nachhinein. Aus dem Grund investieren Sie in den Gesamtmarkt.

„Verkaufe im Mai“

Ist es wirklich klug, im Mai Ihr Depot zu räumen? Absolut nicht. Auch wenn sich bestimmte saisonale Trends wie das Sommerloch statistisch belegen lassen, sollten Saisonalitäten Ihre Anlageentscheidung nur als ein Faktor von vielen beeinflussen. Der zweite Teil des Spruchs lautet außerdem, dass Sie im September wieder zurückkommen sollten. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass der MSCI-World seit 1980 in den Monaten zwischen Oktober und Mai besser performte als zwischen Juni und September.

Timing-Strategien sind und bleiben keine gute Entscheidung. Aus historischen Daten lässt sich kein zukünftiger Trend ableiten – nur Schätzungen. Sie riskieren gute Börsentage zu verpassen, die großen Einfluss auf Ihre Rendite haben. Alleine der Verlust der fünf besten Börsentage kann Ihre Rendite mehr als halbieren. Das wurde im Rahmen von Studien zur DAX-Rendite seit 2000 gezeigt.

„Kaufen Sie Aktien und nehmen Sie Schlaftabletten“

Es stimmt, ein langer Atem zahlt sich aus. Dennoch sollten Sie nicht zu passiv agieren – besonders dann nicht, wenn Sie in Einzelaktien investiert haben. Denken Sie an den oben erwähnten Wirecard-Fall. Eine Schlaftablette hätte dafür gesorgt, dass Sie den negativen Newsflow verpasst hätten. Halten Sie sich aktiv auf dem Laufenden. Und auch generell gilt: Sie dürfen Ihr Portfolio nicht als statisches Element betrachten.

Einmal im Jahr sollten Sie die aktuelle Gewichtung prüfen und über ein sogenanntes Portfolio-Rebalancing anpassen. Damit stellen Sie sicher, dass Ihre Geldanlage zu Ihrem Risikoprofil passt. Zu häufig sollten Sie Ihr Portfolio nicht umschichten. Ein Rebalancing ist nämlich mit Transaktionsgebühren verbunden.

Tipp: Unser ETF-Sparplanrechner hilft Ihnen, in nur einer Minute die für Sie perfekte Sparrate zu errechnen – oder das Endkapital!