22. Februar 2019
Beim Netzausbau bieten sich für Investoren Chancen.

5G: Der neue Mobilfunkstandard lockt Investoren

Während in Deutschland noch darüber debattiert wird, ob der neue Mobilfunkstandard 5G künftig flächendeckend im ganzen Land verfügbar sein soll, sind andere Länder schon deutlich weiter. In den USA sollen in den kommenden Monaten die ersten 5G-Mobilfunktarife für Privatkunden angeboten werden. Um flächendeckend ein leistungsfähiges 5G-Netz aufzubauen, sind enorme Investitionen nötig. Für Investoren tun sich Chancen auf.

Keine Frage: 2019 wird das Jahr sein, in dem der Startschuss für den neuen Mobilfunkstandard fällt. Wobei der Begriff Mobilfunkstandard eigentlich zu kurz gegriffen ist. Denn 5G ist weit mehr. Anders als die Vorgänger 1G bis 4G zielt 5G in erster Linie nicht darauf ab, dass Menschen noch schneller mobil im Internet surfen oder auf ein noch stabileres Netz zum Telefonieren zurückgreifen können. Vielmehr wurde 5G als Netzwerk für Computer und Maschinen konzipiert. Der Konsument ist eher zweitrangig. Damit unterscheidet sich 5G grundsätzlich von der bisherigen Technologie.

So ist 5G mit einer Übertragungsrate von bis zu 10.000 Megabit (MB) pro Sekunde hundert Mal schneller als der aktuelle LTE-Standard (4G). Ein 800 MB großer Film kann künftig binnen einer Sekunde heruntergeladen werden. Zum Vergleich: Im LTE-Standard dauert es 43 Sekunden, mit 3G sogar 45 Minuten. Auch die Latenz, also die Zeitspanne zwischen dem Absenden eines Datenpaketes an einen Empfänger und des daraufhin zurückgeschickten Antwortpaketes, ist extrem niedrig. Sie ist etwa 400 Mal schneller
als das Blinzeln eines Auges. Diese extrem geringe Verzögerungszeit ist wichtig, um Technologien wie das autonome Fahren, Virtual Reality oder hochpräzise Medizinroboter zu ermöglichen. Ebenso wichtig ist die Zuverlässigkeit, die bei 5G bei mehr als 99,999 Prozent liegen soll.

Angesichts dieser Fähigkeiten wird 5G in erster Linie der Industrie nutzen. Die neuen Netze sollen zum zentralen Nervensystem der Fabrik der Zukunft werden. Geräte und Maschinen werden Daten direkt untereinander austauschen, ohne dass die Infrastruktur eines Mobilfunkproviders notwendig ist. Bei vielen Unternehmen liegen entsprechende Pläne bereits in der Schublade. So will ein großer deutscher Chemiekonzern ein eigenes, firmeninternes 5G-Netz installieren, um autonom fahrende Tanktransporter auf dem hauseigenen Gelände steuern zu können.

Um flächendeckend ein leistungsfähiges 5G-Netz aufzubauen, sind enorme Investitionen nötig. Allein in Europa müssen Schätzungen zufolge 300 bis 500 Milliarden Euro veranschlagt werden. Dies bietet Chancen für Investoren. Vor allem die großen Netzwerkausrüster aus Europa und den USA sollten in diesem Umfeld attraktiv sein. Auch ausgesuchte Halbleiterunternehmen, die die relevanten Chips für die 5G-Infrastruktur herstellen, werden von den Investitionen in den neuen Standard profitieren. Dies gilt auch für Mobilfunkprovider und Smartphonehersteller, die mit neuen und teuren 5G-Tarifen auf Kundenfang gehen können. Zwar benötigen Privatpersonen die Supertechnologie eigentlich nicht. Der Reiz, sich ein neues Smartphone mit 5G zuzulegen, dürfte bei vielen dennoch groß sein.

Über den Autor

Christian Fischl, Geschäftsführer,
Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH, München