29. Februar 2016
An der Industrie 4.0 führt kein Weg vorbei

An der Industrie 4.0 führt kein Weg vorbei

Kapitalismus ist ein Wirtschaftsmodell, das auf Versuch und Irrtum basiert: Zur Jahrtausendwende verloren Anleger Milliarden, weil sie für Dotcom-Firmen jeden Preis bezahlten. 15 Jahre später revolutionieren erfolgreiche, überlebende Firmen die Wirtschaft mit Industrie 4.0. Diesen Trend sollten Anleger beachten.

Der Hype um den Siegeszug der sogenannten New Economy hatte seine guten Seiten. So ist die Entwicklung des Internets ein wichtiger Baustein für die Industrie 4.0 beziehungsweise das Internet der Dinge von heute. Während es damals vor allem um Inhalte ging, versucht man nun, die Synergien auszuschöpfen, die sich aus der weltweiten Vernetzung von Gegenständen mit digitalen Steuerungseinheiten ergeben.

 

Diese Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten bringt erhebliche Automatisierungseffekte mit sich. Man spricht daher von Smart Factory oder Smart Home.

Nehmen wir als Beispiel für Smart Factory ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Maschinen zur Holzverarbeitung spezialisiert hat. Die betreffende Firma entwickelte in Kooperation mit einem namhaften Büromöbelhersteller eine Maschine, die es erlaubt, sehr individuelle Einzelstücke für den Möbelmarkt herzustellen, ohne dass dafür große zusätzliche Kosten anfielen. Ein weiteres Beispiel ist die Automobilindustrie. Dort kann man über den sogenannten Car-Configurator das eigene Auto nach individuellen Wünschen gestalten und direkt bei der Fabrik bestellen. Im Zeitalter von Smart Home kann die Haustechnik, etwa Heizung und Sicherheitsanlagen, zunehmend mit dem digitalen Netz verbunden und gesteuert werden. Auch das heimische TV-Angebot hat sich dank diverser Streaming-Angebote deutlich ausgeweitet.

Eine tragende Rolle bei dieser Entwicklung spielt Big Data, dessen Einsatz schrittweise zunehmen wird. Denn durch das Sammeln und Auswerten der Datenbestände lässt sich das Nutzer- und Konsumverhalten genauestens analysieren. Wer die Daten hat, kennt seine zukünftigen Kunden und kann sie zielgerichtet bedienen. Einige Start-up-Unternehmen wurden deshalb bereits von großen Technologieunternehmen übernommen; sogar große Staatsfonds sind an Firmen, die sich mit Industrie 4.0 beschäftigen, stark interessiert.

Kein Wunder, denn laut einer aktuellen Studie soll der weltweite Umsatz mit vernetzten Geräten bis zum Jahr 2020 bei 1,2 Billionen Euro liegen. Eine weitere Studie sieht bei Smart Factory bis zum Jahr 2018 einen Umsatz von 180 Milliarden Euro. Zudem könnten über 80 Prozent der Industrieunternehmen ihre Wertschöpfung im Jahr 2020 digitalisiert haben, was die Effizienz um knapp 20 Prozent steigern soll. Unterm Strich lässt sich sagen: Die Technologie der Vernetzung wird, ähnlich der ersten Industrialisierung ab dem Jahr 1750, sehr viele Branchen erfassen.

Aus Anlegersicht bedeutet das: Die Situation ist dieses Mal anders als vor gut 15 Jahren, denn wir haben es nicht mit wolkigen Versprechungen zu tun. Vielmehr sind vernetzte Strukturen, die technische Anbindung und die Schnittstellen der Kommunikation fast überall auf der Welt vorhanden und ähnlich. Die eingesetzte Software steht dem Datenaustausch ebenfalls nicht im Weg, da bei der Programmierung überwiegend der Open- Source-Standard eingesetzt wird. Damit ist eine weitere Trendbeschleunigung möglich.

Natürlich wird nicht jedes Unternehmen, das die Technik für diese industrielle Revolution entwickelt, zu den Gewinnern gehören. Wer Einzelwerte kaufen will, muss sich daher tiefer
gehend mit dem Thema auseinandersetzen. Allerdings dürfte man kaum viel falsch machen, wenn man sich an großen IT-Unternehmen wie Google (jetzt Alphabet), Amazon und Apple orientiert. Diese Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung und sie achten sehr darauf, von diesem Geschäft zu profitieren.

Gerd Häcker ist Leiter Portfoliomanagement bei der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH in München.

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