26. Juli 2016

Anleger fragen sich: Droht die Hyperinflation?

Mit dem unkontrollierten Gelddrucken sind die Notenbanken in eine bislang unbekannte Galaxis vorgedrungen. Leider ist das kein Science-Fiction-Film, sondern die Basis für eine zukünftige Inflation. Viele Anleger fragen sich nun: „Droht die Hyperinflation?“.

Eine zu starke Liquiditätsausweitung ist gemäß meinem alten Volkswirtschaftslehrebuch die Basis für eine zukünftige Inflation. Und zwar dann, wenn das Geld in Umlauf kommt. Je größer die geschaffene Liquidität, desto größer die Inflation.

Verschleierung der Inflationssteigerung

Dass die Inflationssteigerung in den offiziellen Zahlen nicht vorankommt, hat verschiedene Gründe: Zunächst ist der kräftige Verfall des Ölpreises zu nennen. Außerdem wird die gestiegene Geldmenge nicht berücksichtigt. Weiter liegt es daran, dass es bei Berechnung der Verbraucherpreise Gestaltungsspielräume gibt. So werden zum Beispiel technische Fortschritte aus den Preisen der Güter herausgerechnet.

Ich kann zwar mit dem Fernseher mehr Programme empfangen, habe eine höhere Auflösung des Bildes, aber das Gerät kostet nicht mehr 1.000 Euro, sondern 1.300 Euro. Während meinem Konto 300 Euro mehr belastet werden, rechnet die Statistik diesen Betrag als technische Mehrleistung aus dem Preis heraus und verkündet, dass wir keine Preissteigerungen haben.

Klar wird uns die bereits vorhandene Inflation bei den reinen Lebenshaltungskosten. Mein Lieblingsbeispiel ist die Butter von Landliebe. Das Produkt kaufte ich schon vor zehn Jahren, damals für 1,19 Euro. Heute zahle ich 1,79 Euro. Rechnerisch ist dies eine 50-prozentige Steigerung und bedeutet in zehn Jahren, vereinfacht gerechnet, eine Inflation von fünf Prozent im Jahr. Ähnliches errechne ich bei Brötchen vom Bäcker, in der Pizzeria, beim Danone-Joghurt oder dem Kilo Fleisch vom Metzger meines Vertrauens.

Droht die Hyperinflation?

Einen wahren Inflationsrausch, den wir aber als solchen nicht wahrnehmen, erfahren die Preise von Aktien, Immobilien, Kunstgegenständen und vor allem Anleihen. Wer sich den langfristigen Chart der 10-jährigen Bundesanleihe anschaut, erkennt, dass die Renditen zukünftig nur noch eine Richtung haben können. Bei ansteigender Inflation werden sich die Zinsen nicht bei Null halten lassen. Auch wenn die Notenbanken alles, und ich befürchte, wirklich alles, versuchen werden, den Renditeanstieg zu verhindern oder zumindest stark abzuschwächen. Der Vertrauensverlust in diese Politik ist vorprogrammiert. Es droht die Hyperinflation.

Brexit: Schallende Ohrfeige an die Politik

Aber die Lunte brennt. Der Brexit war eine erste schallende Ohrfeige an die Politik. Zudem scheint es, als ob die Kapitalmärkte beginnen, einen Teil der Liquidität in Richtung Rohstoffe und Edelmetalle umzuleiten. Den höheren Rohstoffpreisen folgen höhere Erzeugerpreise, die sich dann in der Verteuerung der Warenpreise wiederfinden. Jetzt benötigt der Verbraucher noch höhere Löhne und schon haben wir eine Inflation aus dem Lehrbuch. Da sich die Waren permanent verteuern, wird kein Geld gespart, sondern eiligst konsumiert. Die Liquidität kommt in Umlauf. Die Umlaufgeschwindigkeit nimmt zu. Ein Gegensteuern der EZB über den Zins * ist unmöglich. Viele Staaten würden eine Verteuerung der Finanzierung ihrer viel zu hohen Schuldenberge nicht überstehen.

Der Crash des Finanzsystems nimmt seinen Lauf. In der Vergangenheit endeten derartige Entwicklungen in Hyperinflation, Währungsreform mit Geldentwertung und leider auch in Kriegen.

Rolf Ehlhardt ist Vermögensverwalter bei der I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH in Mannheim.