Biotech-Investments sind nicht mehr nur hochspekulativ
Früher galt: Aktien von Biotech-Unternehmen sind hochspekulativ. Millerweile existieren jedoch längst hocherfolgreiche Substanzwerte. Anleger können von einer stabilen Weiterentwicklung profitieren, vom Wachstum, aber auch von einer Übernahme der Unternehmen.
Unternehmen wie Amgen oder Biogen haben sich mit einer kontinuierlichen Wertentwicklung den Rang eines Substanzwertes erarbeitet. Bei Amgen beträgt die Dividendenrendite sogar aktuell knapp drei Prozent. Hinzu kommen attraktive Zukunftsaussichten. Biogen beispielsweise, die unter anderem ein hocherfolgreiches Alzheimer-Medikament herstellt, rechnet in den kommenden Jahren mit einem Anstieg des Ergebnisses pro Aktie auf mehr als 30 Euro. Freilich, von solchen gut eingeführten Unternehmen sind keine Quantensprünge zu erwarten. Es kann immer wieder zu Kursrückgängen kommen. Doch in einer langfristigen Aktienstrategie sollten Biotech-Substanzwerte immer eine Rolle spielen, genau wie Werte aus der Industrie oder dem Technologiesektor.
Wachstumstitel aus der Biotech-Branche erfordern eine höhere Risikobereitschaft. Oftmals konzentrieren sich diese Unternehmen auf ein spezielles Geschäftsfeld beziehungsweise auf ein oder wenige Produkte. Das birgt die Gefahr, dass eine Idee scheitert. So gesehen im Frühling bei der Firma Incyte, die ein Medikament gegen bestimmte Blutbildungskrankheiten vertreibt. Anfang April ist eine Studie über den Erfolg des Krebsmedikaments Epacadostat gescheitert. Die Aktie von Incyte verlor innerhalb eines Tages rund 20 Prozent und hat sich bis heute nicht erholt. Ein klinischer Durchbruch hätte zu enormen Kursgewinnen geführt.
Einige Unternehmen werden als Übernahmekandidaten am Markt gehandelt. Wenn eine Übernahme gelingt, klingeln die Kassen: So hat beispielsweise vergangenen Sommer der US-Biotech-Gigant Gilead Sciences für 11,9 Milliarden US-Dollar das kleine US-Biotech-Unternehmen Kite Pharma übernommen, das zuvor nur mit etwas mehr 2,3 Milliarden US-Dollar an der Börse bewertet woden war. Pharmariese Eli Lilly hat sich Armo Biosciences 1,6 Milliarden US-Dollar kosten lassen – ein Aufschlag von 200 Prozent im Vergleich zum Niveau von 17 US-Dollar beim Börsengang. Portola Pharmaceuticals, Sarepta Pharmaceuticals oder der vergleichsweise große Vertex Konzern gehören zu einer Liste von rund zehn Biotech-Unternehmen, die in diesem Jahr als Übernahmekandidaten gelten. Auch beim deutschen Unternehmen Medigene bestehen Übernahmegerüchte – obwohl es nur knapp acht Millionen Euro Umsatz macht und keinen Gewinn. Dazu passt, dass die US-Pharmaindustrie laut einer Studie 160 Milliarden US-Dollar im Ausland bunkern und händeringend nach Übernahmezielen suchen.
Biotech-Investoren sollten sich also fragen: Hat ein Unternehmen das Potenzial, sich über die Jahre hinweg (weiterhin) stark zu entwickeln oder vielleicht durch einen „lucky punch“ einen enormen Gewinnsprung hinzulegen und damit die Basis für einen lukrativen Exit zu schaffen? In jedem Fall sind Biotech-Werte im Mainstream angekommen und auch für konservative Anleger interessant.
Über den Autor
Martin Stötzel, Managing Partner, Rhein Asset Managment in Luxemburg und Düsseldorf.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Es gab eine Zeit, in der der Biotechnologie-Sektor nur als hochspekulative Beimischung in Portfolios empfohlen wurde. Die meisten Unternehmen waren noch jung, hatten wenig finanzielle Mittel und kaum Umsatz. Scheiterte die Entwicklung eines Produkts, stand die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel und der Absturz an der Börse war vorprogrammiert.