4. April 2017
Biotechnologie: Investments zwischen Top oder Flop

Biotechnologie: Investments zwischen Top oder Flop

Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen haben sich in den Industrieländern seit 1995 verdoppelt, in China verzwanzigfacht. Die schwächelnde Pharmabranche ist ständig auf der Suche nach innovativen neuen Medikamenten, um zukünftiges Wachstum zu sichern. Beste Voraussetzungen für die Biotechnologie.

Die demografische Entwicklung in den Industrieländern und zunehmend auch in Teilen der Entwicklungsländer sorgt für eine steigende Nachfrage nach neuen, innovativen Behandlungsmethoden und Medikamenten. Neben der Überalterung wird das Wachstum der Branche auch durch den sich ausbreitenden westlichen Lebensstil und die dadurch sich ausbreitenden Zivilisationskrankheiten getrieben. Nach Schätzungen des Marktforschungsinstituts IMS Health werden sich die weltweiten Ausgaben für Medikamente zwischen 2012 und 2017 von 965 Milliarden US-Dollar auf 1,2 Billionen US-Dollar erhöhen. Die entspricht etwa 10 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes. Wie nicht anders zu erwarten, wird das Wachstum maßgeblich von den Ländern China, Indien und Russland angetrieben, die sich im Aufbau ihrer staatlichen Gesundheitssysteme befinden. Die wachsende Mittelschicht ist der Garant für eine steigende Nachfrage nach privaten Gesundheitsdienstleistungen. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen haben sich in den Industrieländern seit 1995 in etwa verdoppelt, während in China eine Verzwanzigfachung zu beobachten war.

Wir bevorzugen eindeutig einen breit gestreuten Investmentansatz in die Biotechnologie. Hier bieten sich aus unserer Sicht spezialisierte Fonds und erfolgreiche Beteiligungsgesellschaften wie BB Biotech an. Bei vielen Unternehmen hängt die Entwicklung der Zukunft an einem seidenen Faden. Jedes Medikament muss in der Entwicklungsphase mehrere Studien erfolgreich durchlaufen, bevor es am Markt vertrieben werden darf. Klappt es mit der Zulassung und bietet der Markt großes Umsatzpotenzial, kommt es in der Biotechnologie nicht selten zu bedeutenden Kurssprüngen. Manchmal wird aus dem neuen erfolgreichen Biotechunternehmen auch ein Übernahmekandidat. Die schwächelnde Pharmabranche ist ständig auf der Suche nach innovativen neuen Medikamenten, um zukünftiges Wachstum zu sichern.

Risiken bestehen bei Nichtzulassung und dem Scheitern von Projekten, die sogar die Existenz einzelner Biotechgesellschaften gefährden können. Auch die Gesundheitssysteme operieren in Einzelfällen gegen die hochpreisigen Innovationen von besonders erfolgreichen Firmen. Man versucht hier mit steigender Intensität eine Deckelung der Kosten zu erzwingen, um die Gesundheitsausgaben im Griff zu behalten. Das kann dazu führen, dass manchmal der Erfolg einiger Gesellschaften zu negativen Konsequenzen führen kann. Die innovative Biotechfirma Gilead Sciences ist beispielsweise durch den Erfolg im Hepatitis C-Bereich stark unter Druck gekommen, obwohl die Wirkung der angebotenen Medikamente höchst erfolgreich verlaufen war. Daher sollten nicht nur auf Einzelwerte setzen.

Wir sind überzeugt, dass man als risikobewusster Anleger trotz aller Gefahren eine Portfoliobeimischung in diesem Segment tätigen sollte, um von dem strukturellen und langfristigen Wachstumstrend zu profitieren. In den letzten Jahren haben sich aber insgesamt die Bewertungen der Biotechnologiefirmen deutlich ausgeweitet. Schnäppchen gibt es nicht mehr. Damit sind die Kursrisiken für die in Mode gekommene Branche wieder gestiegen. Man sollte aus unserer Sicht daher schrittweise über einen mittleren Zeitraum ein Engagement in diesem Segment aufbauen, um nicht gleich von einer starken Korrekturphase überrascht zu werden.

Zum Autor: Gerd Häcker

Biotechnologie: Investments zwischen Topp oder Flopp Gerd Häcker ist geschäftsführendenr Gesellschafter der steinbeis & häcker vermögensverwaltung GmbH in München. Er besitzt Kapitalmarkterfahrung seit 1984. Seine berufliche Laufbahn begann Gerd Häcker nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und dem Studium an der Sparkassenakademie Bayern. Herr Häcker besitzt 22-jährige Erfahrung im Private Wealth Management, Treasury und als Portfoliomanager sowohl für private als auch für institutionelle Kunden.

 

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