30. Mai 2017
Carl Icahn - Börsenguru

Carl Icahn - Der Corporate Raider

Aktionärs-Aktivist, Unternehmensplünderer, Unternehmensjäger, Wohltäter … Egal, als was man den Investor Carl Icahn bezeichnen will, so ist er jedoch zweifelsfrei einer der einflussreichsten Menschen an der Wall Street. Seine aktive Art in Unternehmen zu investieren und daraufhin Druck auf das Management auszuüben, treibt selbst den Vorstandsvorsitzenden der weltweit größten Unternehmen die Schweißperlen auf die Stirn. Dass er sich diesen Einfluss erarbeitet hat und dass er über viele Jahre diesen großen Erfolg verbuchen kann, hat er einigen persönlichen Prinzipien zu verdanken.

Carl Icahn wurde am 16. Februar 1936 in Far Rockaway (New York City, USA) geboren. Dort wuchs er als Sohn eines jüdischen Lehrerehepaars auf. Nachdem er im Jahr 1957 seinen Abschluss in Philosophie an der Princeton-Universität erlangt hatte, begann er ein Studium der Medizin an der New York University. Jedoch merkte er relativ schnell, dass er nicht die nötige Begeisterung mitbrachte und das Studium doch eher nur begann, weil seine Mutter sich dies für ihn gewünscht hatte. Aus diesem Grund brach Carl das Studium ab und ging stattdessen zwei Jahre später zur Armee.

1961 begann schließlich Icahns Karriere an der Wall Street. Erste Erfahrungen auf dem Finanzmarkt sammelte er mit seinem Job bei Dreyfus & Company, bei dem er den Arbitragehandel sowie den Optionshandel lernte. Darauf aufbauend gründete er bereits 1968 eine eigene Firma, Icahn & Co. Inc., welche ebenfalls auf Arbitrage- sowie Optionshandel spezialisiert war.

Ab 1978 begann Icahn zunehmend in Unternehmen zu investieren und legte damit den Grundstein für seine heutige Tätigkeit.

Heute ist der erfolgreiche Investor Vorsitzender von Icahn Enterprises, einer börsennotierten Holdinggesellschaft, die in unterschiedlichen Geschäftsbereichen wie Automotive, Energie, Rohstoffe (Metalle), Vermögensverwaltung, Immobilien sowie Konsumgütern tätig ist. Im vergangenen Jahr kletterte der Gewinn um beträchtliche 144 Prozent auf eine Milliarde Dollar.

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  • Icahn, der Philanthrop
  • Der Corporate Raider
  • Icanhs Investment-Philosophie

Icahn, der Philanthrop

Neben seinen vielfältigen geschäftlichen Tätigkeiten engagieren sich Carl und seine Frau Gail Icahn vor allem karitativ. Einen Großteil seines Vermögens lässt Icahn seiner ehemaligen Universität, der Universität von Princeton, zukommen. Außerdem setzt sich das Ehepaar für Gesundheit, medizinische Forschung sowie Bildung im Umfeld von New York ein. In Zusammenarbeit mit der Stiftung für eine größere Chance, in welcher er und seine Frau Gail Vorsitzende sind, gründete er im Süden der Bronx drei Schulen. Ebenfalls in der Bronx wurde das „Icahn House“ gegründet, ein Frauenhaus für schwangere und / oder obdachlose Frauen mit Kindern. Für sein wohltätiges Engagement wurde Icahn bereits mit vielen Auszeichnungen geehrt.

Der Corporate Raider

Wer beliebt sein möchte, hat es oft nicht einfach, gleichzeitig ein erfolgreicher Investor oder Multimillionär zu werden. Wie gut, dass Carl Icahn das nicht stört! So gilt der Selfmade-Milliardär als eines der Vorbilder für den skrupellosen Investor Gordon Gekko, einen der Hauptcharaktere des bekannten Börsenfilms „Wall Street“ aus dem Jahr 1987. Inspirieren lassen hat Regisseur Oliver Stone sich von der feindlichen Übernahme der US amerikanischen Fluggesellschaft im Jahr 1985. Zu einem damaligen Mitarbeiter der übernommenen Fluggesellschaft soll Icahn den aus dem Film berühmten Satz gesagt haben: „Willst du einen Freund, kauf dir einen Hund.“

Ähnlich wie Gekko machte Icahn in den 1980ern ein Vermögen, indem er unterbewertete Unternehmen möglichst günstig aufkaufte und zerschlug. Profitable Teile veräußerte er anschließend mit hohem Gewinn weiter.

Diese Strategie sorgt dafür, dass Icahn in der Öffentlichkeit als Corporate Raider („Unternehmensplünderer“) oder als Unternehmensjäger bekannt ist. Seine Investmentstrategie kann nicht gerade als passiv bezeichnet werden. Eher kauft er ausreichend Anteile eines Unternehmens, welches er ins Auge gefasst hat, und nimmt dort eine führende Position ein, um dann seinen Einfluss auf das Unternehmen bzw. das Management zu nutzen und dadurch den Wert seines Unternehmens aktiv mitgestalten und kontrollieren zu können.

Seine Investment-Philosophie ist in Unternehmen zu investieren, die er zu diesem Zeitpunkt als unterbewertet einschätzt. Wenn jeder andere verkauft, beginnt er zu kaufen. Und auch mit relativ geringen Anteilen schafft er es, Druck auf die Unternehmensleitung auszuüben. Als Beispiel lässt sich hier Ebay nennen. Dort verfügte er lediglich über einen Aktienanteil von nur 2,5 Prozent und brachte den damaligen Vorstandsvorsitzenden John Donahoe dazu, den Bezahldienst PayPal auszugliedern.

Der „Icahn Lift“

Im Zusammenhang mit seinen Investments hat sich in der Finanzindustrie der Ausdruck „Icahn Lift“ etabliert. Dieser Begriff bezeichnet einen Kurssprung der jeweiligen Unternehmensaktien, der typischerweise dann auftritt, wenn Carl Icahn beginnt, Aktien dieser Firma zu kaufen. Alleine die Ankündigung reicht somit schon, dass andere Anleger ebenfalls auf dieses Unternehmen setzen wollen, da sie glauben, dass das zukünftige Engagement Icahns positive Auswirkungen auf den Unternehmenswert und somit auf den Aktienkurs des Unternehmens haben wird.

Auch der bekannte Investor Wilbur Ross, der ein langjähriger Freund Icahns ist und oftmals auch schon Verhandlungspartner war, bestätigt die Kampfbereitschaft des „Manager-Schrecks“ Icahn. Er sei besonders gut darin, Menschen zu terrorisieren und ihre Verteidigung niederzumachen. Auch andere Wall-Street-Insider berichten, dass Icahn in den meisten Fällen deshalb erfolgreich ist, weil er unnachgiebig und einschüchternd vorgeht.

Icahns Rolle ist jedoch durchaus ambivalent. Selbst bezeichnet er sich als Aktionärs Aktivist, der versucht, Missbrauch durch geizige und / oder inkompetente Geschäftsleitungen zu verhindern und daher die Strategie eines Unternehmens mitbestimmen will. Er ist der Meinung, dass viele CEOs überbezahlt sind und dies nicht zwangsläufig mit einem hohen Aktienkurs korreliert bzw. deren Entscheidungen häufig nicht im Sinne des Aktionärswohles getroffen werden.

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  • Kein Ende in Sicht
  • Politische Aktivitäten
  • Aktuelle Investments

Kein Ende in Sicht

Ein Ende ist für den heute 80-jährigen Selfmade-Milliardär nicht in Sicht. Gegenüber dem US-Magzin „Forbes“ erklärte Icahn, er habe für sich herausgefunden, dass Glück für ihn im Aktivsein bestehe, somit ist es auch nicht verwunderlich, dass er seine Yacht verkaufte, weil es ihm zu langweilig war, darauf Zeit zu verbringen.

Schon vor rund zehn Jahren, anlässlich seines 71. Geburtstags im Februar 2007 gab er dem Time Magazine ein Interview und antwortete auf die Ruhestand-Frage: „Eine Reihe von CEOs hat bereits angeboten, Gastgeber meiner Pensions-Party zu werden. Ich bin allerdings ein kampfbereiter Typ aus Queens. Ich kann mir nicht vorstellen, für den Rest meines Lebens in Florida Golf zu spielen.“ „Was sollte ich sonst tun? Bei langweiligen Dinnerparties sitzen?“, äußerte er in diesem Zusammenhang.

Politisch aktiv

Aber auch politisch bezieht der kämpferische Investor Stellung und unterstützt im aktuellen Wahlkampf Donald Trump. Hierfür nimmt er 150 Millionen Dollar in die Hand, um politische Kampagnen zu unterstützen, die einen engen Bezug zu den Forderungen Trumps haben. Er geht diesen Umweg, da man nicht direkt Gelder in die Wahlkampfkassen der Kandidaten überweisen darf. Dabei sagt er selbst, dass er in vielen Punkten nicht mit Donald Trump übereinstimmt. Aber ihm gefalle an Donald Trump, dass er klare Meinungen vertrete und den verkrusteten US-Kongress „aufbrechen“ könne. Den Vorschlag des Präsidentschaftsbewerbers, Icahn nach einer erfolgreichen Wahl zum Finanzminister zu machen, lehnte der Investor jedoch fürs Erste einmal ab.

Aktuelle Investments

Aktuelle Beispiele seiner Investments sind die Unternehmen AIG und Apple. Er stellte dar, dass Apple massiv unterbewertet ist und er deshalb in dieses Unternehmen investiert. Fast gleichzeitig warf er Tim Cook (CEO Apple) in einem offenen Brief vor, auf riesigen Geldreserven zu sitzen, anstatt diese an die Aktionäre auszuschütten. Aufgrund dieses öffentlichen Drucks begann Apple damit, Aktien im großen Stil aufzukaufen und somit der Forderung Icahns nachzukommen. Andere Forderungen wusste Tim Cook jedoch abzublocken. Da der kämpferische Investor mit der Unternehmensführung von Apple weiterhin nicht zufrieden ist und auch nicht mehr der Meinung ist, dass dies geändert wird, hat er dem Unternehmen Anfang des Jahres zu einem großen Teil den Rücken gekehrt und Teile seines Aktienpakets verkauft.

Über rund fünf Jahrzehnte hat der Brutalo-Spekulant sein Vermögen nun aufgebaut und seit 1968 eine jährliche Rendite von ca. 31 Prozent erwirtschaftet. Man kann auch sagen, dass Icahn aus 1.000 Dollar bis heute 325 Millionen Dollar machte (Zum Vergleich: Warren Buffet kommt „nur“ auf 19,5 Prozent).

Die 22-teilige Serie „Börsengurus“ wird präsentiert von HSBC Trinkaus & Burkhardt AG. Hier finden Sie außerdem ein Portrait von Börsenphilosoph André Kostolany und in den kommenden Wochen dürfen Sie sich über weitere Por­t­raits der größten Börsengurus der Welt freuen.

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