11. August 2020

Darum bleiben Schwellenländer für Investoren attraktiv

Es gibt viele gute Gründe, warum die langfristigen Aussichten für Emerging Markets weiter top sind. Ein Kommentar von Jan Sobotta von Swisscanto Invest. 

Die Coronakrise wird die Aktienmärkte noch eine Weile beschäftigen. Die dauerhaften Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sind noch nicht absehbar. Insbesondere Schwellenländer stehen vor enormen Herausforderungen aufgrund der Pandemie. Kurzfristig ist der wirtschaftliche Ausblick für die Emerging Markets angesichts der globalen Wachstumsverlangsamung tendenziell negativ. Zudem erwarten wir von Swisscanto Invest im zweiten Halbjahr ein erneutes Aufflammen des Konflikts zwischen den USA und China, welcher im anstehenden US-Wahlkampf ein Thema sein dürfte und für Schlagzeilen sorgen wird.

Doch langfristig sind die Wachstumsaussichten attraktiv. So erwartet die Uno in den Schwellenländern eine Zunahme der arbeitenden Bevölkerung von rund 1,25 Milliarden Menschen in der Zeitspanne zwischen 2018 und 2050. In den entwickelten Märkten jedoch einen Rückgang von rund 70 Millionen. Das bedeutet, dass ein Großteil der zukünftigen globalen Produktion und des Konsums in den aufstrebenden Märkten stattfinden wird. Im Vergleich zu früheren Schwächephasen (beispielsweise die globale Finanzkrise im Jahr 2008 oder die sogenannten ‚taper tantrums‘ in 2013) stehen die Schwellenländer auf stabileren Beinen.

Die Leistungsbilanzen sind insgesamt ausgeglichener, die Auslandsverschuldung ist tiefer und es bestehen hohe Währungsreserven. Somit haben es einige Regierungen in den Schwellenländern selbst in der Hand, mittels Reformen für eine bessere Wirtschaftsentwicklung zu sorgen. Und auf Unternehmensseite ist die Verschuldung ebenfalls tief und die Cashflows sind positiv.

Tipp: Hier erfahren Sie alles, was Sie über das Investieren in Emerging Markets wissen müssen.

Schwellenländer sollten stärker wachsen

Wegen der demografischen Struktur, der anhaltenden Urbanisierung und des Nachholbedarfs beim Konsum wird generell erwartet, dass die Länder der Emerging Markets im Durchschnitt stärker wachsen werden als die Industriestaaten. Dabei bleiben die negativen Begleiterscheinungen des unkontrollierten Wachstums für Gesellschaft und Wirtschaft eine Herausforderung. Zu nennen sind hier die massive Umweltverschmutzung, eine unzureichende Wasserinfrastruktur, eine unterentwickelte Gesundheitsversorgung, überforderte soziale Einrichtungen oder eine sich ausweitende Einkommensschere.

Der Schlüssel zur Lösung des Dilemmas zwischen dem angestrebten Wirtschaftswachstum und dessen aktuell negativen Begleiterscheinungen liegt einerseits bei der Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch. Andererseits muss aber auch die Chancengleichheit für die gesamte Bevölkerung gefördert werden, damit alle vom Wohlstandswachstum profitieren können. Hierzu werden auch strukturelle Reformen und attraktive gesetzliche Rahmenbedingungen benötigt. Der private Sektor muss nicht nur seinen Teil dazu beitragen, um die Qualität und Effizienz des Wirtschaftswachstums zu verbessern, sondern er ist der Schlüssel zum Wohlstandswachstum.

Anmerkung: Dieser Text gibt nicht die Meinung der extraETF-Redaktion wider, sondern von Jan Sobotta.

Über den Autor: Jan Sobotta

Jan Sobotta leitet den Auslandsvertrieb bei Swisscanto Asset Management International S.A.